Kampf und Krampf

[Eklogit]

Kampf und Krampf

Als Kinder gab es keinen Konkurrenzkampf,
da war noch nicht alles so verkrampft.
Da waren Kinder noch ehrliche Finder,
heut' trifft man sich über Tinder.
Was für ein langer Kampf,
dieser endlose schmerzende Krampf.

Eklogit, 28.06.2023

[Tabula Rasa]

Zitat von Eklogit

Als Kinder gab es keinen Konkurrenzkampf,

Da hattest du aber, falls das autobiografisch ist, eine absolute Ausnahmekindheit. Der Konkurrenzkampf fängt ja bei Zwillingen schon im Mutterleib an und endet oft tödlich. Fetale Inklusion nennt man das. Kindheit ohne Konkurrenzkämpfe, das wäre wie Krieg ohne Opfer.

[Ilka-Maria]

Zitat von Eklogit

Kampf und Krampf
Kinder
Konkurrenzkampf
ehrliche Finder,
Tinder.

Reichlich undifferenziert: Man reihe ein paar Schlagworte aneinander, verbinde sie ohne inneren Zusammenhang und versuche, sie als Sozialkritik zu verkaufen. Klappt aber nicht.

Konkurrenzkampf existiert in allen Altersklassen und in allen Kulturen, dieses Verhalten ist dem Menschen immanent. Jeder Mensch vergleicht sich mit anderen, mitunter wird er von anderen innerhalb einer Gemeinschaft verglichen (z.B. wenn beim Schulsport die beiden federführenden Schüler für die Bildung eines Teams versuchen, sich zunächst die Besten in der Sportart auszusuchen und hinter sich zu versammeln, oder bei der Bekanntgabe des Notendurchschnitts nach der Rückgabe einer Klassenarbeit, oder bei der alljährlichen Mitarbeiterbewertung nach einem Punktesystem, wovon in der Regel eine Beförderung und/oder Gehaltserhöhung oder im schlimmsten Fall die frühzeitige Kündigung während der Probezeit abhängt). Ab dem Beginn der Ich-Entdeckung (mit ca. 3 bis 4 Jahren) hat ein Kind bewusst zu lügen, zu täuschen und zu intrigieren begriffen, egal, ob dies bereits gut oder nicht gut gelingt; auf jeden Fall wird es versuchen, Nachteile aus einem regelwidrigen Verhalten zu verhindern oder einen Konkurrenten auszuspielen.

Richtig ist allenfalls, dass bei Kindern im sehr frühren Alter noch keine ethnischen, sprachlichen oder religiösen Besonderheiten eine Rolle spielen, dies sind vielmehr Entwicklungen späterer sozialer Lernprozesse. Ob Kinder "noch ehrliche Finder" sind, wird kaum jemand beantworten können. Ich bezweifle, dass sich Kinder vor dem Erreichen einer gewissen Reife besondere Gedanken über Eigentumsverhältnisse machen, wenn sie etwas finden. Sie werden allenfalls das verteidigen, was ihnen gehört, falls jemand versuchen sollte, es ihnen wegzunehmen.

Was die Art und Weise, wie man sich früher kennenlernte (Schule, Ausbildung,Tanzboden, Beruf, Bekanntenkreis, Zeitungsannoncen etc.) und wie dies heute geschieht (soziale Netze wie Tinder, Parship etc.) mit Konkurrenzkampf und Verkrampfung zu tun hat, vermag ich nicht zu erkennen. Wer den Mut hat, sich auf den Weg möglicher Überrraschungen zu begeben, muss einigermaßen locker drauf sein. Außerdem bedeutet Tinder nicht, dass die "alten" Möglichkeiten des Kennenlernens nicht weiterhin bestehen.

Was immer das Gedicht sagen wollte: Es scheint in der falschen Verpackung gelandet zu sein.