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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 08.12.2010, 15:30   #1
männlich Heinz
 
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Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Alpha und Omega

Ich bin das Meer,
bin auch die Welle, die dich trägt,
ich bin der Sturm,
der brausend Blätter von den Bäumen fegt -
und bin der Hauch, der sanft dein Herz bewegt.

Ich bin das Schiff
du bist das Segel hoch am Mast,
mein Kompass längst,
bist Schatten mir im Sommersonnenglast, -
gewährst in ruheloser Zeit mir Rast.

Ich bin der Fels, -
auf Blumenspur betrittst du Pfade,
die wolkenwärts
dich führen. Komm zu mir, ach, komm und bade,
dich ruft ein Himmelsmeer aus grüner Jade!

Ich bin der Baum,
auf meine Kraft kannst du vertrauen.
Von hohem Wipfel
ist `s göttlich, weit ins Paradies zu schauen;
in meinen Zweigen lass ein Nest uns bauen.
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Alt 09.12.2010, 12:33   #2
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Heinz!

Der Titel hat mich gebannt, weil ich
Alpha und Omega
kürzlich in ein eigenes Gedicht eingebaut hatte.

Was soll ich noch schreiben?
Ich bin von Deiner poetischen Lyrikkunst hingerissen.
Welch ein brausendes, rauschendes, lockendes Liebeslied!


Thing
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Alt 09.12.2010, 12:49   #3
weiblich Lux
 
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Dabei seit: 03/2010
Alter: 38
Beiträge: 839

Hallo Heinz,

was du was ich toll finde? Du scheinst unheimlich großen Wert auf formale Dinge zu legen, aber bei dir leidet der Inhalt nicht darunter. Im Gegenteil! Habe selten solch tolle Symbiosen zu lesen bekommen. Ich bin wirklich beeindruckt. Ein rundum schönes Gedicht gast du da geschrieben, ich danke dir, dass du uns an der Tiefe deiner Gefühle teilhaben lässt.
Eine kleine Sache hätte ich dann doch noch anzumerken: Für mich sind die dritte und die vierte Strophe beides sehr gute Abschlüsse für dein Gedicht.
Nachdem ich dir dritte Strophe gelesen hatte, dachte ich: "Ja, jetzt ist es rund, da brauch nichts mehr kommen." Und dann ging es doch weiter und nach der vierten Strophe dachte ich: "Oh, die bildet einen eben so guten Abschluss!"
Vielleicht sollte man sich für eine der beiden entscheiden? Aber frag mich um Himmels Willen jetzt nicht danach, welche ich rauswerfen würde, ich finde beide gut.

LG
Lux
Lux ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.12.2010, 14:12   #4
männlich Heinz
 
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Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Alpha und Omega

Lieber Thing,
Deine Lobgesänge sind ja noch schöner als meine Gedichte! Tausend Dank!

Liebe Lux,
Du attestierst mir, dass bei aller Anhänglichkeit ans Formale der Inhalt nicht leidet. Für dieses Kompliment kann ich Dir gar nicht genug danken. Verzeih mir, wenn ich einen Grundsatz für meine Schreiberei mit einem Schiller-Zitat ausdrücke: "Freiheit ist der Zweck des Zwanges./Wie man eine Rebe bindet,/dass sie, statt im Staub zu kriechen,/frei sich in die Lüfte windet."
Metrum, Reime, Alliterationen, Goldener Schnitt, Strophenformen u.v.m. sind Gestaltungselemente für poetische Erzeugnisse (man sagt ja auch "gebundene Rede"). So ein Gestaltungselement wie das Metrum ist zu Beginn sicher wie ein Gitter, in dem man sich wie ein Gefangener bewegt. Aber das legt sich. In meinem etwas längerem Gedicht "Gajane" habe ich alles Mögliche ausprobiert (Blankverse, Alexandriner, Helenaverse, Daktylen, ich glaube sogar Anapäste, Stanzen, die Sapphische Strophe, Vers libre, Alliterationen usw.) und den handelnden Personen bestimmte Gestaltungselemente auf den Leib geschrieben. Und ist es nicht wie bei meinem Freund (der ist ein begnadeter Tenor), dass der tausendmal die Tonleiter rauf und runter singen muss, um letztlich auch mal aus der Partitur auszubrechen und improvisierend seiner Musikalität Raum zu geben? Auch Adler müssen fliegen lernen.
Zu Deiner Überlegung/Anregung, eine Strophe wegzulassen, gebe ich Dir mal einen Einblick in meine gedankliche Konstruktion (wenn Du dann noch der Meinung bist, ich könne eine Strophe weglassen, sollte mich das wundern):

Meer - Welle
Sturm - Hauch
Schiff - Segel - Kompass
Sonnenglast (glut) - Schatten
Fels - Pfade wolkenwärts - Himmelsmeer
Baum - Wipfel
Zweige - Nest

Der Beinahe-Macho ist Meer und Welle, Sturm, aber auch Hauch, der sanft ein Herz bewegt. Er ist das Schiff auf den Wellen des Meeres, sie aber das Segel und der Kompass, auch der Schatten, der ihn vor Sonnenglut (und wer weiß, wovor noch) beschützt. Dieses Schiff segelt Richtung Land (woher käme sonst der Fels?) und auf den Felsen führt eine Blumenspur "wolkenwärts", also nach oben. (Die Blumenspur ist noch nicht einmal eine Metapher: Ich war mal mit einem Freund in Armenien unterwegs. In einer völlig unberührten Gebirgslandschaft war vor unserem Jeep eine "Fahrspur", in der tausende gelbe Blumen blühten. Wahrscheinlich ist zur Zeit der reifen Blumenkaspeln jemand da lang gefahren und hat mit den Autoreifen die Blumenkapseln gehäuft in den Boden gedrückt. Daher die Blumenspur.) Und ganz oben stießen wir auf einen tatsächlich jadegrünen Kratersee (in dem meine armenische Freundin auch mit mir gebadet hat). Einen Baum gab es natürlich auch, und so bin ich von der Wasser- über die Felsennatur zur organischen, belebten Natur gekommen und habe auch hübsch die Reihenfolge Baum - Wipfel - Zweige - Nest eingehalten. Dass ich von den anfänglichen männlichen Kadenzen zunehmend zu den weiblichen wechselte und dass allerlei Alliterationen eingebaut sind (Alpha - Omega/brausend - Blätter/Hauch - Herz/Schatten - Sommer - Sonnenglast/ruhelos - Rast/, sollte für die nicht vorhandenen Reime der jeweisl ersten Verse entschädigen.
Darf ich beide Strophen drin lassen?
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.12.2010, 14:26   #5
weiblich Lux
 
Benutzerbild von Lux
 
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Alter: 38
Beiträge: 839

Aber ja Heinz, du darfst!
Es war nur ein erster Eindruck von mir, als Leserin. Nach deiner Erklärung sehe ich keinen Grund, etwas zu entfernen. Ich bin beindruckt, wieviel Versarten es gibt und mir wird bewusst, dass ich in vielen die Lyrik betreffenden Dingen noch ganz am Anfang stehe.
Das Schiller-Zitat ist großartig. Und so wahr! Ich werde es mir merken!

Liebe Grüße
Lux
Lux ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.12.2010, 11:08   #6
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Alpha und Omega

Liebe Lux,
glaub mir, so geht es mir auch. Mal ein Zipfelchen zu fassen ist mir schon Freude genug.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
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