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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 23.06.2008, 15:35   #1
männlich Perry
 
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Standard Im Souterrain

Wissen sie wie das ist, Tag für Tag nur Beine zu sehen. Selbst wenn ich mich strecke, erhasche ich sie maximal bis zum Knie. Die in den langen Hosen nehme ich längst nicht mehr wahr, nur die wohlgeformten nackten bloßen schlagen mich in ihren Bann, mit ihrem Schwung, ihrer Eleganz, wie bei einem irischen Stepptanz. Stundenlang sehe ich zu, wie sie schreiten, die Schenkel sich kokett schließen und wieder weiten. Inzwischen habe ich ein favorisiertes Paar mit Netzstrümpfen und Stilettos.
Wissen sie wie das ist, sich unsterblich in zwei Flamencobeine zu verlieben. Selbst nachts im Liegen noch den Kastagnettenklang ihrer Stöckel zu hören. Es ist, wie ein Leben lang nur ein Stück vom Himmel zu sehen.

1. Fassung:

Im Souterrain

Wissen sie wie das ist, Tag für Tag nur Beine zu sehen. Selbst wenn ich mich strecke, erhasche ich sie maximal bis zum Knie. Die in den langen Hosen nehme ich längst nicht mehr wahr, nur die wohlgeformten nackten bloßen schlagen mich in ihren Bann, mit ihrem Schwung ihrer Eleganz, wie bei einem irischen Stepptanz. Stundenlang sehe ich zu, wie sie schreiten, sich die Schenkel kokett schließen und wieder weiten. Inzwischen habe ich ein favorisiertes Paar mit schwarzen Netzstrümpfen und Stilettos.
Wissen sie wie das ist, sich unsterblich in zwei Flamencobeine zu verlieben. Selbst nachts im Liegen noch den Kastagnettenklang ihrer Stöckel zu hören. Es ist, wie ein Leben lang nur ein Stück vom Himmel zu sehen.
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Alt 23.06.2008, 15:47   #2
Neruda
 
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Hey Perry,

dein Text gefällt mir sehr gut, weil er direkt Bilder im Kopf entstehen lässt. Vergleiche wie der mit dem Kastagnettenklang lassen ihn besonders wirken. Außerdem schreibst du in einem angenehm zu lesenden Stil.

Ich würde jedoch einige Kleinigkeiten im Text verbessern:
In Zeile 1 müsste hintzer dem ersten Satz ein Fragezeichen udn kein Punkt stehen.
In Zeile 3 müssten hier: "wohlgeformten nackten bloßen" glaube cih Kommas zwischen weil es doch eine Aufzählung ist.
In Zeile 4 müsste zwischen ihrem Schwung und ihrer Eleganz ein Komma.
In Zeile 5 würde ich das "sich" vor die Schenkel streichen. Das klingt sonst ungeschickt.
In Zeile 8 müsste ebenfalls ein Fragezeichen statt einem Punkt nach dem ersten Satz stehen.
Im letzten Satz müssten die Kommas glaube cih weg, aber Zeichensetzung ist auch nicht unbedingt meine Stärke.

Ansonsten, wirklich gern gelesen.

Lg, Kim
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Alt 23.06.2008, 16:34   #3
männlich Perry
 
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Hallo Neruda,
Zeichensetzung ist auch nicht meine Stärke . Ich denke, stilistisch schreiben wir ähnlich, wie ich beim Lesen deines Textes "unbekannt verzogen" festgestellt habe.
Im Einzelnen: Wissen Sie wie ... habe ich als indirekte Frage gesehen und deshalb kein Fragezeichen gesetzt.
Bei Aufzählungen von Adjektiven muss man soviel ich weiß kein Komma setzen.
In Zeile vier könntest du Recht haben.
Das "sich" wegzulassen klingt wiederum für mich etwas komisch. Vielleicht sollte man es versetzen in der Art: wie die schenkel sich weiten ...
Beim Komma im letzten Satz vor "wie" bin ich noch schwankenden, das andere habe ich bereits entfernt.
Danke für deine Anregungen und LG
Perry
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Alt 24.06.2008, 17:28   #4
Neruda
 
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Beiträge: 257

Hey Perry,

Nicht bei allen Aufzählungen von Adjektiven. Ich glaube irgendwie nur, wenn sich das eine aufs andere bezieht oder so. Zwischen nackten udn bloßen müsste also glaube ich schone ins hin.
Nach wie vor würden mir auch an den Stellen Fragezeichen besser gefallen. Ich als Leserin stolper über die Punkte,a uch wenn sie möglicherweise richtig sein könnten.
Das Problem bei dem sich ist, dass der Nebensatz sich doch irgendwie auf den vorigen bezieht und dadurch liest man dann: "wie sie die Schenkel sich kokett schließen". Ich fände es würde ohne das sich am wenigsten holpern udn sich hübsch mit dem Satz vorher verbinden

Lg, Kim
Neruda ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.06.2008, 20:37   #5
männlich Perry
 
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Hallo Kim,
ich kann deine Lesart nachvollziehen. Für mich funktioniert der Rückbezug aber auch so: wie sie schreiten, (wie) die Schenkel sich weiten.
Was die Adjektive anbelangt, sagte mir mal eine Lektorin, das beide Formen möglich sind, man sollte sie nur konsequent anwenden.
Die Fragezeichen behalte ich mal im Auge, bisher warst du die Einzige, die sich daran gestört hat.
Danke fürs Feedback und LG
Perry
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Alt 24.06.2008, 20:54   #6
Neruda
 
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Beiträge: 257

Bisher war ich ja auch die einzige die den Text kommentiert hat

Das mit den Adjektiven kann sein, ja. Da müsstest du mal unsere Germanistin Joana fragen im Zweifelsfall

Dann würde ich aber entweder schreiben: und wie ihre Schenkel sich kokett schließen oder: einfach nur ein und statt dem Komma dazwischen setzen. Dann wird das irgendwie etwas deutlicher.

Mir ist auch gerade noch aufgefallen, dass mir der Reim von schreiten und weiten hier nicht so gefällt und mich beim Lesen irgendwie stört. Aber das liegt bestimmt an mir.

Lg, Kim
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Alt 24.06.2008, 21:18   #7
männlich Perry
 
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Hallo Kim,
ich poste meine Texte in mehreren Foren, darauf bezog sich mein Komm.
Ansonsten wird sich der Text sicher noch etwas weiterentwickeln. Danke nochmals für deine Anregungen und LG
Perry
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Alt 25.08.2008, 21:22   #8
Elemmire
 
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Beiträge: 21

Standard RE: Im Souterrain

Hallo Perry,

es ist interessant, die Welt aus dem Blickwinkel eines Souterrainfensters zu betrachten, wo vorübergehende Passanten nur bis zu den Knien sichtbar sind und somit ein Beinpaar als Pars pro toto für die Person steht, die sich dahinter bzw. darüber verbirgt.

Was mir nicht so gut gefällt ist die Wahl des Wortes "Schenkel" als Variation für den Begriff "Beine".

Anatomisch betrachtet bezieht der Begriff "Schenkel" auf das Bein oberhalb des Knies, aber gerade dieser Teil des Körpers bleibt dem lyrischen Ich durch die eingeschränkte Sicht des Souterrainfensters verborgen.

Ich kann mir da zwei Lesarten vorstellen, die diese Begrifflichkeit rechtfertigen würden:

I) Das lyrische Ich ist so stark von dem Beinspektakel fasziniert, dass es anfängt, sich die übrigen Köperteile, vor allen Dingen eben die Schenkel, dazu zu träumen. Durch das rhythmische Weiten und Schließen haftet dieser Phantasie zugleich eine erotische Note an.

II) Deutet man den Begriff "Schenkel" im Sinne einer geometrischen Linie, dann würden die Beinpaare wie Stelzen, Scherenklingen oder Zirkelenden den Ausguck des lyrischen Ichs passieren, und die Assoziaten wäre eher einer mechanischen Art, was allerdings weniger zu der Ode auf die Flamencobeine passen würde, die kurz darauf folgt.

Lag Dir eine dieser Deutungen im Sinn, oder liege ich fern der Wahrheit? Auf jeden Fall haben mich sowohl die Schenkel selbst als auch das Weiten und Schließen derselben beim Lesen ein wenig um den Genuss gebracht.

Viele Grüße,
Elemmire
Elemmire ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2008, 22:52   #9
männlich Perry
 
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Hallo Elemmire,
danke für dein genaues Lesen. Mir ging es, wie du vermutet hast, um den erotischen Aspekt der Beine, deshalb bin ich in der Betrachtung etwas nach oben in den nicht sichtbaren Bereich gewandert.
Ich denke aber, dass der Text genauso funktioniert, wenn man statt den Schenkel die Waden nehmen würde, dann wäre es dem Blickwinkel entsprechend korrekt.
Danke für dein sonstiges Genießen uns LG
Perry
PS: Ich würde mich gerne mit einem ReKomm revanchieren, aber leider schreibst du keine Gedichte und Prosa ist nicht mein Spezialgebiet.
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