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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 22.06.2008, 19:43   #1
Johannes Matzke
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 76

Standard Zeitbombenstimmung

Chronisches Ticken in mir.

Brennende Lebenslunte.

Anschlag auf mein Ich.

Countdown läuft:
Johannes Matzke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.06.2008, 20:08   #2
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

Standard RE: Zeitbombenstimmung

hallo johannes,
möööööönsch, dass man von dir auch mal wieder was hört - und dann gleich mit diesem starken text, der es in sich hat...
im moment befinden wir uns wohl in einer umbruchzeit, wie sie die zivilisierte gesellschaft in dieser geschwindigkeit noch nicht erlebt hat - hoffen wir, dass die lunte nicht zünden muss...
liebe grüße
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.06.2008, 13:10   #3
Neruda
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 257

Hey Johannes,

ich finde, du zeigst hier einige annehmbare Ansätze, aus denen ein gutes Gedicht werden könnte. So wie es da steht, ist es mir aber zu wenig. Wenn ein Gedicht auf sowenige Zeilen reduziert ist, sollte es es auch wirklich in sich haben. Das ist hier aber nicht so, deshalb würde es mir besser gefallen du würdest das Ganze noch etwas ausschmücken.

Man könnte hier vielleicht argumentieren, dass die Kürze dieses Textes durch die Hektik unserer Zeit gerechtfertigt wird. Ich denke auch nicht, dass der T4ext sehr lang werden sollte, aber etwas ausschmücken und die ein oder andere Zeile mehr wäre ganz schön.

Gut gefällt mir vor allem der Titel, den ich perfekt gewählt finde. Er beinhaltet ein nettes Wortspiel und ist innovativ, so dass er dem Leser Lust auf mehr macht.

Naja, leider kommt danach ja nicht mehr viel "Chronisches Ticken in mir" ist finde ich auch ein gelungenes Bild, zumal es nicht schaden würde auch das etwas auszubauen. Zum Beispiel eher zu schreiben "Chronisches Ticken in meiner Brust". "In mir" klingt irgendwie ungeschickt, finde ich. "Lebenslunte" ist eine schöne Alliteration und gefällt mir auch gut.

Wie du siehst finde ich einige Ansätze wirklich gelungen und ich würde mich freuen, wenn du den Text noch etwas aussch,ückst und das Leseerlebnis damit steigerst.

Lg, Kim
Neruda ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.06.2008, 19:26   #4
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

aber, neruda,
die dichte, knappe sprache ist doch genau das stilmittel, um dies gedanken eindrucksvoll zum ausdruck zu bringen.
"ausgeschmückt" würde es m.m.n. in eine falsche richtung angleiten...
liebe grüße
norbert
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Alt 23.06.2008, 23:35   #5
Johannes Matzke
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 76

@norbert Danke für Deine Begrüßung nach meiner längeren Abwesenheit hier im Forum und für Deine Meinung zum Gedicht. Du bist ja ein richtiger Vielschreiber geworden - alle Achtung! Die Lunte wird zünden, ob wir es noch erleben? Vielleicht besser, wenn wir es nicht mehr mitbekommen ...

@Neruda Besten Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Meine Gedichte sind meist knapp bemessen, oft wortkarg und gerne auch im Stakkato-Stil. Gerade bei "Zeitbombenstimmung" finde ich dies besonders angebracht und für mich stimmig. Jedwede "Ausschmückung" wäre aus meiner Sicht deshalb fehl am Platz.

Liebe Grüße

Johannes
Johannes Matzke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.06.2008, 16:45   #6
Neruda
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 257

Nungut, dass man die Kürze inhaltlich begründen kann, hatte ich ja in meinem vorherigen Kommentar bereits angemerkt. Ich finde nur, dass es so wie es da steht nicht richtig wirkt. Und wenn du es schon so stehen lassen willst, würde ich zumindest formal etwas ändern: Diese unnützen freien Zeilen und die Punkte am Ende jeder Zeile sind furchtbar störend. Es ließe sich besser lesen udn vor allem würde dadurch mehr Spannung erzeugt, wenn du die weglassenw ürdest.

Lg, Kim
Neruda ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.06.2008, 17:18   #7
Drehrassel
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 100

Standard my body the hand granade (courtney love/hole)

mmh... die einfachen (schluss-)punkte sind aber auch nicht optimal.
wie wäre es ganz ohne satzzeichen bis auf einen doppelpunkt ganz am ende, der die evozierte detonation deines ich über die letzte verszeile hinaus tatsächlich aus dem (sichtbaren) rahmen des gedichtes hinaus verlagern würde?

chronisches ticken in mir

brennende lebenslunte

anschlag auf mein ich

countdown läuft:



ansonsten finde ich den telegramm-stil, so wie er hier zur anwendung kommt, dem thema angemessen, gebe norbert recht. auch die leerzeilen zwischen den versen wirken ansprechend und passend. -

inhaltlich: durch den gebrauch des attributs "chronisch", der einerseits auf etwas lange anhaltendes und fortwährend laufendes deutet (im alltagssprachlichen gebrauch) einerseits und seine medizinische konnotation andererseits (krankheitsverlauf, im gegensatz zu akut), lässt das ticken selbst an den (gestörten, rasenden oder unrhyhtmischen) herzschlag denken, der - obgleich ein unmissverständliches zeichen von leben - hier nun auf eine nicht mehr zu entschärfende waffe deutet, die sich gegen ihren eigenen träger richtete... das insuffiziente herz also als symbol des dem untergang geweihten lebens. - oder eben gerade das gesunde, brav seine schläge schlagende herz? dies stünde in einem schönen widerspruch zum unerbittlich gleichmäßigen ticken einer uhr/zeitschaltgeräts, außerdem einem anderen bild, welches du einführst, nämlich dem abbrennen einer lunte, was ja eher an gefühle/gefühlsausbrüche denken lässt (das herz-symbol in seiner geläufigsten form, als chiffre nicht nur des lebens überhaupt, sondern vor allem des leidenschaftlich, "liebend", "engagiert" gelebten lebens) - dieser widerspruch wirkt aber nur auf den ersten blick inkohärent, besser unplausibel. denn - so meine vermutung - ER ist es, der das eigentliche thema des textes ausmacht und der den grund für die dem artikulierten ich immanente "todesmaschine" darstellt... was gäbe es, das "akuter" sein könnte als eine durch eine explosion hervorgerufene wunde? und, welches leben wäre am ende nicht dem tode geweiht, wenn nicht JEDES?

fragt,
drehrassel
Drehrassel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2008, 12:42   #8
Johannes Matzke
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 76

Zitat:
Original von Neruda: Diese unnützen freien Zeilen und die Punkte am Ende jeder Zeile sind furchtbar störend.
@Neruda Gerade die Leerzeilen waren mir wichtig; in einer ersten Version waren diese noch "ausgefüllt" mit Erläuterungen zu den jeweiligen vorhergehenden "Hauptzeilen". Die Punkte am Ende verstärken für mich jede Zeile und lassen sie als eigenen Gedankengang mit nachwirkender Pause dastehen - wozu dann eben auch die nachfolgenden Leerzeilen passen.

@Drehrassel Ich danke Dir sehr für Deinen ausführlichen Kommentar! Deine Interpretation finde ich sehr gelungen. Wenn ich die Zeit und Muße finde, werde ich darauf noch weiter eingehen. Durchgehende Kleinschreibung ist so gar nicht mein Fall - gut gefällt mir der Doppelpunkt zum Schluss, den ich mit aufnehmen möchte. Dies lässt das Ende noch offener und auch spannender erscheinen.

Liebe Grüße

Johannes
Johannes Matzke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.06.2008, 21:51   #9
norbert
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 276

...tatsächlich: drehrassels rat bzgl. doppelpunkt zündet (hoffentlich nicht die lunte...)
ich hätte nicht gedacht, dass ein "banales" satzzeichen solch eine dramaturgische wirkung haben kann!
(beim "&" wirkt es eher langweilig...)
liebe grüße
norbert
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
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