Das Märchen vom Stundenzeiger

[Pattie]

Das Märchen vom Stundenzeiger
Karlheinz Lörner*

Tagaus tagein drehte sich an der alten Wanduhr der Stundenzeiger auf dem morschen Zifferblatt. Einmal in der Stunde begegnete der dem Kumpel von den Minuten und sagte kurz: "Hallo! Wie gehts?" Aber der hatte es immer eilig und war schon wieder weg. Sonst wurde er einmal am Tag aufgezogen und hatte man es vergessen, wurde es besonders langweilig, denn dann saß er ganz nutzlos auf dem Uhrwerk herum. Er war eben ein guter Beamter und wollte zeigen, was die Stunde geschlagen hatte.

Irgend wann einmal so ungefähr nach hundert Jahren kam der Zeiger auf die erste Idee seines langen Lebens. „Was wäre eigentlich, wenn ich ne Revolution machen würde wie in Ägypten? Ich fordere einfach von der Uhr, dass sie sich zukünftig um mich dreht!“ Und er blieb am 11 Februar 2011 so gegen 18 Uhr 10 einfach stehen.

Der Minutenzeiger war etwas konsterniert. Er hing schließlich von den Stunden ab oder trieb sie an, je nach Perspektive. Das ist in jedem normalen Beamtenapparat so. Das Uhrwerk, wenn man so will, der Staatsapparat, begann zu ächzen und zu stöhnen. Erst brachen die kleinen Rädchen auseinander, dann die großen. Die Uhr wollte sich nicht um den Zeiger drehen, da konnte er machen und tun , was er wollte.

Zur Zeit hängt an der Wand eine moderne Digitaluhr mit Display. Sie sieht nicht so schön verschnörkelt aus. Es gibt auch keine Zeiger mehr. „Zeiger sind nicht zeitgemäß!“ war die allgemeine Meinung und die ist immer auf der Höhe der Zeit.

Wo die Uhr gelandet ist.? Keine Ahnung – vielleicht auf dem Dachboden und wenn sie Glück hat in einem Antiquariat und kriegt dort ein neues Uhrwerk verpasst. Aber das ist nicht mehr dieselbe Uhr. Ihre Zeit war abgelaufen.

In hundert Jahren ist wieder eine Revolution. Aber bis dahin ist noch Zeit.*

[Ex-Ralfchen]

na ja eine köstlichkeit die man vom monitor lecken kann wie zuckerperlen in perlmutter-hülle.


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