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Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben.

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Alt 24.06.2007, 09:36   #1
Liliane
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 16

Standard Leere

Hallo zusammen.

Bin ziemlich neu hier und wollte einfach mal einen kurzen Text von mir hineinstellen. Ich würde mich sehr über Kritik freuen.

Der Titel des Textes: Leere

Es war dunkel und kalt. Meine Uhr tickte leise, mein Atem war schwer, meine Glieder kalt, Finger und Zehen schon längst erstarrt. Und diese ungewohnte Leere erschütterte mich, da ich mir aus den Augen meines Gegenübers keine Wärme mehr borgen konnte, das Licht war erloschen und seine Stimme rau. Er sprach leise und unverständlich. Kaum ein Wort hatte ich verstanden, bloss das Rascheln der Bäume. Und die Käfer. Ich spürte, wie sie hilflos über meine nackten Füsse krochen. Sie wanderten über den von Laub überhäuften Waldboden, ohne Ziel und ohne Glück, hatten sie nicht doch durch den Brand soeben ihr wohlgeliebtes Heim verloren, so wie ich das nicht mehr besass, das mir das Leben zur Freude gemacht hatte und es nun, als es nur noch den anderen zu gehören schien, die Welt sinnlos und voller Trauer erschienen liess.
Mein Arm zitterte, meine Hand strich behutsam über meinen Hals, die Kehle fühlte sich heiss und angeschwollen an. Ich wollte endlich wieder atmen, doch meine Nase blieb verschlossen, meine Lippen wollten sich nicht voneinander trennen. Schlaff lag meine Zunge im Mund, der trocken war wie Staub. Und alles andere war zerfallen. Trocken und zerfallen wie Staub.
Ich vermisste das Licht; das Licht der Sonne und jenes meiner Taschenlampe, die ich stets bei mir trug, denn sie war mein ganz persönlicher Stern in Handformat, der mich, wann immer ich wollte, erleuchtete und mir ein leichtes Gefühl der Sicherheit gab. Doch das war genauso Vergangenheit wie die endlosen Schäfchen, die die Stürme herbeizurufen pflegten. Und der ferne Horizont, der vor geraumer Zeit noch von einem sanften Rot lieblich durchzogen worden war – er war fort, einfach fort, für immer verschwunden.

Bisher habe ich noch nicht weiter geschrieben. Ist der Text überhaupt irgendwie zu gebrauchen?

Glg
Liliane ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.06.2007, 12:51   #2
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007

Hallo Liliane,

wie soll denn dieser Text weitergehen? Hast Du Dir schon etwas überlegt oder einfach drauf los geschrieben?

Die größte Schwäche Deines Textes sind die Redundanzen - sowohl sprachlich als auch inhaltlich.
Entferne die ganzen "war", vermeide es, mehrmals zu erwähnen, dass alles trocken ist wie Staub (warum denn zweimal derselbe Vergleich?)
Oder das hier:
"Er sprach leise und unverständlich. Kaum ein Wort hatte ich verstanden,"
Natürlich ist das zweite konkreter, aber damit ist die erste Erwähnung auch überflüssig.
Ebenso bei: "Es war dunkel" und "das Licht war erloschen"

Zitat:
Sie wanderten über den von Laub überhäuften Waldboden, ohne Ziel und ohne Glück, hatten sie nicht doch durch den Brand soeben ihr wohlgeliebtes Heim verloren, so wie ich das nicht mehr besass, das mir das Leben zur Freude gemacht hatte und es nun, als es nur noch den anderen zu gehören schien, die Welt sinnlos und voller Trauer erschienen liess.
--> dieser Satz ist zu lang. Teile ihn auf. Käfer ohne Ziel und ohne Glück? Sehr seltsam - kann die Protagonistin Käfersprache?

Und ansonsten mag ich Metaphern in Geschichten nicht so. Zumindest nicht, wenn sie noch länger werden soll und dabei noch die üblichen Bilder mit Wärme und (Gefühls-)Kälte verwendet werden.

Tja ansonsten: Du musst schon weiterschreiben, denn als so ein Teilstück funktioniert das ganze noch nicht. Und wenn Du den Textteil bearbeitest, kann auch was daraus werden. Nur durch Schreiben lernt man Schreiben, also mach einfach weiter.

Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.06.2007, 13:03   #3
Liliane
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 16

Erstmals danke für die Kritik. Ja, ich hatte mir noch nichts so viel überlegt. Es geht eigentlich um eine Person, die ihr Augenlicht verloren hat. Habe das Ganze noch einmal überarbeitet:

Es war dunkel und kalt. Meine Uhr tickte leise, mein Atem ging schwer, meine Glieder lagen kalt, Finger und Zehen schon längst erstarrt. Und diese ungewohnte Leere erschütterte mich, da ich mir aus den Augen meines Gegenübers keine Wärme mehr borgen konnte, mein Licht schon längst erloschen und seine Stimme rau. Er sprach leise und unverständlich. Neben ihm erklang bloss das Rascheln der Bäume. Und die Käfer. Ich spürte, wie sie hilflos über meine nackten Füsse krochen. Sie wanderten über den von Laub überhäuften Waldboden, vielleicht genauso ohne Ziel wie ich? Hatten sie nicht doch durch den Brand soeben ihr wohlgeliebtes Heim verloren? So wie ich das nicht mehr besass, das mir das Leben zur Freude gemacht hatte, doch nun, als es nur noch den anderen zu gehören schien, die Welt sinnlos und voller Trauer erschienen liess.
Mein Arm zitterte, meine Hand strich behutsam über meinen Hals, die Kehle fühlte sich heiss und angeschwollen an. Ich wollte endlich wieder atmen, doch meine Nase blieb verschlossen, meine Lippen wollten sich nicht voneinander trennen. Schlaff lag meine Zunge im Mund, dieser trocken wie Staub. Und alles andere, meine ganze Welt, zerfallen.
Ich vermisste das Licht; das Licht der Sonne und jenes meiner Taschenlampe, die ich stets bei mir trug, denn sie war mein ganz persönlicher Stern in Handformat, der mich, wann immer ich wollte, erleuchtete und mir ein leichtes Gefühl der Sicherheit gab. Doch das war genauso Vergangenheit wie die endlosen Schäfchen, die die Stürme herbeizurufen pflegten. Und der ferne Horizont, der vor geraumer Zeit noch von einem sanften Rot lieblich durchzogen worden war – er war fort, einfach fort, für immer verschwunden.
Liliane ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.06.2007, 14:02   #4
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007

Schon viel besser. Wenn Du diese Geschichte wieder weitergeschrieben hast, lese ich es mir durch. Im Moment lässt Dein Text sehr viele Fragen offen und ob das alles so funktioniert, kann ich erst bestimmen, wenn ich den Rest kenne.
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.06.2007, 18:25   #5
Liliane
 
Dabei seit: 06/2007
Beiträge: 16

So, habe Mal weitergeschrieben. Ich frage mich aber, ob das ein gutes Ende ist. Bleiben immer noch viele Fragen offen? Lohnt es sich überhaupt an dem Text zu arbeiten, oder soll ich ihn vergessen?

Es mussten wohl einige Stunden vergangen sein, ich sass noch immer unter der alten Linde und spürte, wie er langsam kühler wurde und ganz reglos in meinen Armen lag. Nun hatte das Schiksal auch mein letztes Glück dieses verdammten Lebens gestohlen und das einzige was übrig blieb, war diese Leere, ohne jeglichen Gefühle.
Langsam glitten mir Bilder durch den Kopf. Bilder vom grossen Brand, von mir und ihm. Es schüttelte mich in dem Gedanken, dass ich ihn kein letztes Mal mehr sehen durfte.
Die grossen Flammen hatten mich in einen Zwinger gesteckt, aus dem es nun kein zurück mehr gab. Es sei denn – meine Hände pressten sich vor Mund und Nase ohne, dass ich es wirklich wollte, aber es geschah einfach. Mein Verstand wurde wirr. Und plötzlich sah ich endlich wieder Licht, das ihn umgab. Er lächelte mir zu, wie er es noch nie getan hatte. Der Moment der Glücklichkeit umgab mich, dann wurde alles wieder schwarz...
Schliesslich kam ich zu mir. Meine Sinne setzten wieder ein, einzig das Augenlicht blieb mir enthalten. Wie von fern her vernahm ich Stimmen. Es interessierte mich nicht, was sie mir erzählten und trotzdem begriff ich, dass ich zurück war. Zurück auf der Erde, mein Sterben verhindert und trotzdem todunglücklich.

Glg
Liliane
Liliane ist offline   Mit Zitat antworten
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