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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 12.06.2011, 12:04   #1
weiblich muse
 
Benutzerbild von muse
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Standard An den Mond

Wenn der Tag die Erde küsst,
der erste Stern den Himmel grüßt,
wenn Gewölk sein‘ Schleier lüftet,
die Luft nach Nostalgie und Traum duftet,
wenn der Blütenkelch sich schließt,
du endlich deine Bahnen ziehst,
zeigst dein schüchternes Gesicht,
spendest mir bescheiden Licht.

Bleibst reglos stehen, wie erstarrt,
als wärst du in mich vernarrt,
so greifbar nah, so echt, so gegenwärtig,
so kraftvoll, stark, und doch – so zärtlich
blickst du von oben auf mich nieder,
lässt schließen meine müden Lider,
und lässt mich spüren deine Kraft,
welch‘ die Natur steuert und überwacht.

Zeigst mir dein schwankendes Gemüt,
mal aufgekratzt und mal ganz müd‘,
biegst du die Erde hin und her,
schäumst auf das Wasser auf dem Meer.
Mal lässt du es vom Land sich lösen
und sein tiefstes Reich entblößen,
mal lässt du es sein‘ Maul aufreißen
und in die höchsten Klippen beißen.

Und zeigst du mir die volle Pracht,
bin ich ganz und gar entmacht‘.
In Ehrfurcht neigen sich die Eulen,
die Wölfe preisen dich im Heulen.
Siehst Zauberei vor deinem Antlitz gar erbeben,
die dir zu Ehren lässt die Schatten aufleben.
Und auch in mir weckst du ungeahnte Seiten,
hab‘ Dank dafür für alle Zeiten.
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2011, 10:33   #2
männlich Ex-Jack
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

Guten Morgen, muse!

Ich schreib dir erst einmal zum Inhalt etwas, zur Form später (bin grade etwas gezeitdrückt...).
Ich finde dein Gedicht inhaltlich bemerkenswert und romantisch, meine auch leise Erotik darin zu entdecken. Deine Gedanken finde ich schön und sie sind es wert in Versen ausgedrückt zu werden. Es hat mich erreicht und bewegt und beschäftigt. Deine Bilder konnte ich sehen und sie sind Teil meiner Erinnerung geworden, als ob ich es selbst erlebt hätte.
Thematisch und dem Gefühl nach, denke ich aber, lohnt sich hier der Blick auf die Form, die stellenweise wirklich nicht sehr gut ist, an anderen wiederum angemessen und fließend.
Aber dazu später mehr.
Wollte erst einmal ein Feedback geben.

Liebe Grüße
Jack (der die Ideen und Gefühle des Gedichtes mag...)
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2011, 11:56   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo, muse,

eine Hymne an die ruhige Fackel der Nacht, die mir sehr gefällt.

Einige, vor allem den Rhythmus betreffende, Einwände hätte ich, die ich im Text zeige, da es für mich so einfacher ist. Einen aber will ich voranstellen.

Der erste Vers erweckt zunächst den Eindruck, das der Tag kommt, nicht geht.


Wenn Abend weich die Erde küsst,
der erste Stern den Himmel grüßt,
wenn das Gewölk die Schleier lüftet,
die Luft nostalgisch, traumreich duftet,
wenn dann der Blütenkelch sich schließt,
du endlich deine Bahnen ziehst,
zeigst du dein schüchternes Gesicht
und spendest ernstes, stilles Licht.

Bleibst reglos stehen, wie erstarrt,
als wärest du in mich vernarrt,
so greifbar nah, so echt, so gegenwärtig,
so kraftvoll, stark, und doch – so zärtlich
blickst du von oben auf mich nieder,
lässt schließen mich die müden Lider,
und lässt mich spüren deine Kraft,
naturgesteuert gut bewacht.

Zeigst mir dein schwankendes Gemüt,
mal aufgekratzt, mal wieder müd
biegst du die Erde hin und her,
schäumst auf die Wasser, auf das Meer.
Mal lässt du es vom Land sich lösen
verborgnes, tiefstes Reich entblößen,
mal aber wild sein Maul aufreißen
und in die höchsten Klippen beißen.

Und zeigst du mir die volle Pracht,
verlässt mich heimlich alle Macht.
In Ehrfurcht neigen sich die Eulen
und Wölfe preisen dich im Heulen.
Dein Antlitz lässt das Zaubern leben
und Schatten sich aus Gräbern heben.
Weckst auch in mir verschwiegne Saiten,
nimm meinen Dank für alle Zeiten.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2011, 18:19   #4
weiblich muse
 
Benutzerbild von muse
 
Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Hallo Jack, hallo gummibaum,
ich freue mich sehr über die positive Resonanz!

zur Form: sie ist ein charakteristisches Merkmal für die Fähigkeit, meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen. Es ist nicht in meinem Sinn, die Gedichte, in ihrer Form, im Nachhinein optimieren zu wollen, wodurch die Authentizität meiner Fähigkeit verfälscht werden würde. Viel wichtiger ist es für mich, meine Entwicklung von Gedicht zu Gedicht beobachten zu können.
Ich danke dir, gummibaum, für dein Bemühen und hoffe, du verstehst, warum ich deine Vorschläge nicht berücksichtigen kann.

zum Inhalt: mit dem ersten Vers hast du absolut Recht, gummibaum! Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäume nicht. Vielen Dank für den Tipp!!!
Ich würde mir wünschen, nur Hinweise auf Fehler zu bekommen, damit ich selbst die Möglichkeit habe, eine Alternative vorzuschlagen.
Was hälts du von: wenn Dämmerung die Erde küsst?
Ob die Dämmerung am Morgen oder am Abend gemeint ist, ergibt sich aus den nachfolgenden Versen.


PS: gezeitdrückt - auch nicht schlecht, Jack
Ich bin eine große Befürworterin von Neologismen, ganz besonders, wenn sie so originell und witzig sind wie deine Kreation!
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2011, 18:27   #5
männlich Ex-Jack
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

Du willst es nicht verbessern?
Hab ich das richtig verstanden?
Grade hier bietet es sich an, weil der Inhalt es hergibt und es kein persönliches Erlebnis ist...
Ich ging davon aus, dass sich deine Kommentare in dieser Richtung nur auf deine älteren Sachen bezogen und das hier wird nicht so alt sein!
Und obwohl du nichts ändern willst, stellst du es ein?
Du willst tatsächlich nur Publikum.
Da bin ich raus.
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2011, 18:45   #6
weiblich muse
 
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Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Natürlich ändere ich meine Gedichte, aber nur, wenn ich Gedankenfehler habe, sowie in diesem Gedicht. Das war übrigens ein perfekter Vorführeffekt! Und wer weiß, wie viele Fehler noch in meinen Gedichten lauern, weil ich nicht genug Abstand zu ihnen habe.
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2011, 19:01   #7
männlich Ex-Jack
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

Dein Gedankenfehler besteht darin, an der Form festzuhalten und nur den Inhalt korrigieren zu wollen. Zwischen diesen beiden besteht eine Beziehung wie zwischen Geist und Körper.
Wenn du in dem Gedicht den Gedanken korrigierst, zerstörst du genauso die Authentizität, das ist totaler Mumpitz.
Entscheide dich!

Verbessern und alles verbessern
oder
Nichts verbessern und in der Schublade lassen

Du kannst nicht beides haben.
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2011, 19:09   #8
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Die Entscheidung, etwas zu ändern liegt beim Autor, sonst ist er kein Autor mehr.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2011, 19:17   #9
männlich Ex-Jack
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

touché!

Aber ich habe keine Lust, mich nur um die eine Seite zu kümmern, wenn ich ein literarisches Werk vor mir habe, weil ich mich selbst verbessern will, beides im Einklang zu tun.

Dennoch ist muses Einstellung unlogisch, und darauf wollte ich hinweisen, dass ist wie gegen Legebatterien zu demonstrieren aber die billigsten Eier zu kaufen.
Aber das ist nur meine Meinung.
Selbstverständlich kann sie tun und lassen was sie will.
Das wollte ich nicht einschränken!

Jack
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2011, 07:10   #10
weiblich muse
 
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Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Ich verstehe dich nicht, Jack. Vor wenigen Tagen hast du mir selbst geraten, meine Wünsche klar und deutlich zu äußern. Dies habe ich nun getan. Aber du respektierst meinen Meinung nicht!
Und, natürlich suche ich Publikum. Wer tut es nicht, der seine Gedichte hier rein stellt?
Es gibt übrigens einen großen Unterschied zwischen Form und Inhalt: die Form ist bewusst gewählt, aber, wer beabsichtigt schon absichtlich, einen Gedankenfehler zu machen?!
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2011, 10:24   #11
männlich Ex-Jack
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954

Wenn du dein Gedicht authentisch haben willst, weil du dich über deine Fortschritte freuen möchtest, dann gehört zwangsläufig auch ein inhaltlicher Fehler dazu. Du akzeptierst dann, wie es ist, und freust dich, wenn du es dann später besser machst: Versteh' ich.
Wenn du es verbesserst ist es nicht mehr authentisch!
Weil du es ja nachträglich korrigierst und aus dieser Sichtweise ja, den Moment des Schreibens manipulierst.
Du widersprichst dir in deinen Argumenten und darauf wies ich hin.

Was deine Wünsche der Kritik angehen, klar kannst du die äußern, halte ich auch weiterhin für richtig, aber dann tu es gefälligst bevor man sich mit deinem Gedicht drei Stunden beschäftigt um die Form ansprechender zu gestalten, und nicht hinterher!
Man kommt sich da dann nämlich reichlich dämlich vor, Herz zu investieren, was anschließend pauschal abgelehnt wird.

Ansonsten galt meine gestrige Aussage vor allem mir selbst:
Ich möchte mich ganzheitlich mit Gedichten beschäftigen.
Wenn du "nur" deine philosophischen Gedanken besprechen möchtest, dann schreib in der Philosophierubrik, da könnte ich noch antworten.
Ansonsten ging es eigentlich um meine Entscheidung mich nicht auf halbe Gedichte einlassen zu wollen, einfach nur deshalb: Weil es mir nichts bringt!
Ich selbst versuche hier zu lernen, Form und Inhalt besser zu verknüpfen und mich in formellen Punkten weiterzuentwickeln. Da werde ich nicht anfangen, zu versuchen diese zu trennen.
Und das ist einfach nur eine Entscheidung für mich.
Das ich ansonsten gestern etwas ungehalten war, lag daran, weil ich mich lange mit deinem Gedicht beschäftigt hatte und mich nachher vor den Kopf gestoßen fühlte....siehe oben.
Dafür entschuldige ich mich allerdings (für meine Ungehaltenheit).

Schreib und korrigiere was du willst, ich will da nichts vorschreiben oder einschränken- ich habe nur für mich festgestellt, worauf ich mich einlassen möchte und worauf nicht.

Jack
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Alt 14.06.2011, 18:56   #12
weiblich muse
 
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Jetzt verstehe ich deine Reaktion! Es tut mir leid, dass ich dich in deinem Vorhaben so abgebremst habe, aber meinen Wunsch habe ich bereits in früheren Gesprächen geäußert!!!
Leben und leben lassen...war nett mit dir!
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2011, 17:36   #13
männlich Perry
 
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Standard Hallo muse,

ja der Mond ist im Moment gerade im Blickpunkt des öffentlichen Interesses, deshalb will ich gern schauen, was du über ihn zu sagen hast.
Ingesamt schöne Bilder, in eine Reimform gezwängt, die leider nicht ganz gelungen ist (z.B. läuft die Metrik am Schluss etwas auseinander etc.) und zudem die "wissenschaftlichen" Aspekte etwas außer Acht lässt (der Mond biegt die Erde nicht, er bewegt lediglich das Meerwasser).
Letztlich ist es aber Sache des Autors wie er mit den Bildern spielen will.
Es ist zwar eine gewisse (Beziehungs)Kommunikation des LI mit dem (personifizierten) Mond spürbar, die aber leider über das bereits oft "besungene" Sehnen nicht hinausgeht (der Mann im Mond etc.).
Vielleicht ist ja die ein oder andere Anregung für dich dabei.
LG
Perry
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.06.2011, 06:44   #14
weiblich muse
 
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Hallo Perry,
vielen Dank für's Lesen und Kommentieren.
In zwei Dingen hast du Recht: die Metrik ist an manchen Stellen nicht optimal. Da habe ich auch schon versucht, Alternativen zu finden, dann gefiel mir aber der Inhalt nicht. Also, habe ich entschieden, eine bessere Metrik zugunsten einer besseren Aussage zu opfern. Und - in der Tat, habe ich den Mond nicht unbedingt neu erfunden!
Bezüglich der Wirkung des Mondes auf die Erde, muss ich dir aber widersprechen: denn die Gezeiten führen zur ungleichen Massenverteilung auf der Erde und verursachen einen Drehmoment im Erdmittelpunkt, wodurch die Erdachse ihre Richtung ändert. Die Erde schwankt sozusagen hin und her.
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.06.2011, 21:59   #15
männlich Perry
 
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Standard Hallo muse,

ja es ist nicht leicht sich im Metrik- und Bilderdschungel zurechtzufinden.
Was den Einfluss des Mondes auf die Erde anbelangt, habe ich nur den Begriff "biegt" hinterfragen wollen. In einem ntv-Bericht wurde der Mond übrigens kürzlich als Stabilisator der Erdneigung beschrieben.
LG
Perry
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2011, 06:29   #16
weiblich muse
 
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Beiträge: 446

Hallo Perry!
Das ist richtig! Damit ist gemeint, wenn der Mond nicht wäre, würde die Sonne eine viel stärkere Achsenneigung verursachen, wodurch das Leben auf der Erde, so wie wir es kennen, nicht möglich wäre.
Wir sind zwar ein wenig abgeschweift, aber es war sehr anregend! Dank' dir!
muse ist offline   Mit Zitat antworten
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