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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 22.07.2023, 21:14   #1
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
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Beiträge: 31.111

Standard Makulatur

Grundgesetz, Paragraph eins:
"Die Würde des Menschen ist
UNANTASTBAR."

Gelesen, gelacht, geschreddert.
Papier zahlt keinen Lohn
und macht nicht satt.

Papier ist reinweiß wie nie,
trägt leicht die großen Ideen,
doch bleibt machtlos.

Man beschließt, schreibt auf
und handelt am Elend der
Menschen vorbei.

Eigeninteressen gehen vor.
Solange das Volk spendet,
ist nichts zu tun.

Einmal im Jahr hält ein großer Geist
eine Festrede auf die
WÜRDE DES MENSCHEN.

Man muss sie mit Worten pflegen,
um fest zu glauben,
dass es sie gibt.

22.07.2023
__________________

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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2023, 22:15   #2
männlich dunkler Traum
 
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Beiträge: 1.615

... oh Ilka, Wahrheit kann Schmerzen bereiten. Du kannst doch nicht einfach einen Glauben zerfetzen.

beaux rêves
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Alt 23.07.2023, 07:45   #3
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.111

Einen Glauben kann niemand zerfetzen, dunkler Traum. Ein Ideal schon, wenn es nur auf dem Papier steht. Solange Menschen sich gegenseitig zu Objekten oder Machthaber sie zu Schachbrettfiguren ihrer Politik machen, kann man sich mit der phantasierten "Menschenwürde" den Hintern wischen. Wie gehen Kriege, Hunger, medizinische Unterversorgung und Kinderpornografie mit der Vorstellung "Würde des Menschen" in einer Welt des Überflusses und der Dauerbeschallung durch die Unterhaltungsindustrie konform?

Es ist einfach, die Chefs von Amazon, Google und facebook an den Pranger zu stellen, obwohl weltweit Täter zu Tausenden agieren, die nicht im Spotlight der Öffentlichkeit stehen und in deren Sphären ein Ermittler der Kripo nicht eindringen kann. Ich bin ein Teil der Welt, die andere Teile ausbeutet und von ihnen profitiert. Ich bin, so nennt man das, "privilegiert". In so einem günstigen Zustand kann man philosophieren und Thesen wie "die Würde des Menschen ist unantastbar" aufstellen und zum Gesetz machen. Menschen in Not, die täglich um ihr Überleben kämpfen müssen, haben andere Sorgen.

Die "Würde des Menschen" ist ein Traumgebilde, eine Seifenblase. Sie gehört einem nicht selbst, sondern wird gewährt. Sie ist nicht angeboren, sonst würde keine Mutter ihr unerwünschtes Baby töten. Es gibt sie schlicht und einfach nicht. Die "Würde" ist immer auf der Seite des Stärkeren.
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