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21.10.2020, 18:47 | #1 |
Gottlieb Duerrstahl v. Taubensdorff (1822-1919)
Hallo,
Ich bin kein Traeger der deutschen Sprache (bin Osteuropeaer, Bulgare), trotz Alledem habe ich es versucht, einige Dichtungen auf Deutsch in einem bestimmten Wort und Geiste Mich befindend, zu verfassen... Dabei war Ich gezwungen, einen absolut fiktiven Dichter fuer Mich Selbst zu "erfinden" und danach schon von seinem Namen (so es ist ja leichter?) Einiges zu versuchen. z.B.: --- Die Frage, die Antwort und die Pointe (1847) (Die Frage) “Ist Das des Mannes Loos – solch’ Art von Thier zu seyn? Soll Man nur so die Glut im Weib erloeschen?” (Die Antwort) “Fuer Buecher gab Er Seine letzten Groschen… Erst dann ertrank im heissen Wein!” (Die Pointe) “Falls Wir’s nicht treiben, Wird Selbst-Achten truebe. Fuer Immer bleibet Unser Geist ein Bube. Wenn alt geworden, weise, Begruesst Uns eine zarte Wende. Dabey erkennen Wir - die Reise beginnet nach dem Lebensende.” ---------------------------------------------------------------------------------------- Die Liebesferne (1857) In Meiner Erinnerung Glaenzt der See in Blau. Von Deinen Gesinnungen Laeuft kein Quell durch die Au. Ich merke nur Dich, meine Naechste! Du wohnst in den Schatten Wo wandernde Hexen Einst zaerteste Lust hatten… Und Dich hoere Ich in den stummen Wellen, im Wildnis der Waelder Wo eintausend Blumen Mit Ihrer Suesse mahnten die Saenger. Der Tag wird bald dunckel. Mein Mond folgt nicht mehr der bunten Sternwache an der Gedeihensgrenze Deines fernen Herzens. -------------------------------------------------------------------------------------- Die Ruhe (1857) Die Gipfel wachsen ohne Laut. Ich bin bereit. Da kommt die Braut Und langsam durch die Luefte zieht: So leicht die Nacht den Voegeln schenkt ein Lied… Das All im Dickicht zu erleben Ist nun kein Traum in der Nacht, Und Ihre Seele unter feiner Tracht Schon einem Beben gleicht… ---------------------------------------------------------------------------------------- Die Tageszeiten (1857) Oh, blasse Sterne an dem Himmel mit ledigen Gedanken! Guckt Ihr von oben, aus der Ferne Nach Zaehren auf fahlen Wangen? Die hellsten Stunden sind schon bald Doch jede Sehne ist voll Macht Weil diese Reise trifft Ihr Ende. Die Sonne wartet auf die Wende Wie eine Magd im Bett der Nacht. ----------------------------------------------------------------------------------------------- Das Erwachen (1860) Mein holdes Selbst, ich weiss nicht wie Und wann ein hoeheres Geheimnis Dir Die edelste Vernunft auf Erden zeigt. Sogar der Geisterwelt, wonach mein Trachten neigt Ist unbekannt warum Man so viel Sehnsucht birgt Und wann ein Mann aus Juengling wird. Es schneiet. Und Dein Blick Mir uebrig bleibt, solang das Kind In meinen nackten Tiefen stirbt. -------------------------------------------------------------------------------------- Die Besinnung (1888) Kannst Du es nicht wittern? Ein Herbst daist, schon nah. Der Regen wird grau, In heimischen Schritten Waechst fort, wie ein Baum, Der Tempel der Bitten. Dort wohnen die Weiten. Da schlafen die Goetter Der Heiden, der Gluecklichsten! Wir beugen. Sie schweigen... Wie Otter im Strome der Zeiten Erscheinen, dann laufen weg Gewissen und Ruecksichten, Traeume und Dreck. Man darf sich nicht fragen - Ob jemals ein Segen Von jeher geschickt, also Frucht Das Erfolges, Ihn wirklich besucht? Als Einziges bleibt Uns zu ragen. Vor taeuschenden Wegen Uns widert mit Wucht. -------------------------------------------------------------------------------------- Das Entringen (1891) Es giebt kein Inneres, kein Aeusserliches der Natur, Da findet man nicht Kern, noch Schale. Des Weltalls riesenpfort’ge Thuer Wird zugemacht und offen auf einem Male. In hoeheren Gedanken Mich bewegend Erhoff’ Ich ueber sie zu schau’n - Dies’ Denkfreiheit ist Mein’ Not und Mein’ Elend, Das Herzchen will Seinen Sack hau’n. Die Himmelsfenster – Milliarden! – blinkern matt, Dem Universumsschicksal Sein Ende prophezeiend… Gewiss haett’ Man noch Etwas hier zu feiern – Jedweder Weg zum Stillstand ist nicht rein, doch glatt… ---------------------------------------------------------------------------------------- Die Vermutung (1899) Lebt’ Einer nur im schmalen Zimmer, Vergoennt ist Ihm nimmer Die aechte, edle Prunkform Des Possenhauses zu betrachten. Sie aber koennte rund, doch Schlussgerecht auch winckelig seyn… Fuer’s bare Wesen gilt - die Norm! - Nach allem Sinne stets zu trachten Und, je! - zu warten auf die Zeit. Sie kommt bestimmt, mit krummem Bein Bohrt in die Wand querab ein Loch aus Licht. All’ Sicht wird sonderlich und breit… Bevor den Trank des Jenseitsgifts Erkennt Ein Jeder wie nichtig Erscheinen, wenn empfunden vom Draussen, Des Diesseits’ Lust, Zorn oder Lausen. Etwan Anderen Dinges vergessen, Erinnert’s Sich Er wie besessen Was ward Ihm beym Leben wichtig? --------------------------------------------------------------------------------------Die Welt (1903) Diese Welt Ist Mein Kraftfeld, Denn Wer sich Selbst Nie wie ein Held Fuehlt, der sollte Sich vorbereiten Fuer’s Treffen am Rande, Vor dem Ende der Zeiten. Dann wird scheinen Ein Gruss, dem widersteht Nichts Und mit Unseren eignen Fremden Haenden Holen wir erst das, Was Man musste - Um zu seyn fein, Wild - So unglaublich Schlicht. -------------------------------------------------------------------------------------- Der scherzhafte Gruss zum Geburtstag eines alten Freundes (1905) Sich an Guthes anzudraengen, ward stets Deine Knabenspflicht! Manche Kraft durch That zu sprengen – wenn Mann, zahl’ auf kurze Sicht… Kluger Greis bist Du geworden, Dir gefaellt schon gar kein Ding? So das Rad dreht’ sich, und – Siehe! - Du bist wieder Juengeling… |
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21.10.2020, 19:53 | #2 |
Hallo Lowetsch 1969
das ist, gelinde gesagt, ziemlich elaboriert - allein schon durch die teilweise einem vergangenen Zeitalter angepasste Rechtschreibung.
Zwangsläufig stellt sich mir die Frage: Ist Deine einleitend erwähnte Selbstdarstellung Teil einer literarisch induzierten Inszenierung, oder entspricht sie tatsächlich der Wirklichkeit? (wobei ich nicht vergessen sollte, dass einer der größten deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, Elias Canetti - 1905-1994 - auch Bulgare war ...) Einen schönen Abend wünscht Epilog |
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21.10.2020, 20:15 | #3 |
Aber,
das entspricht voellig der Wirklichkeit...
Es gab und es gibt in dieser Stadt ein beruehmtes (doch nicht weltweit, haha) deutschsprachiges Gymnasium: und Ich war dabei 1983-1988... Nun bin Ich als ein bescheidener Kaufmann und Risikomanager in Sofia taetig :-) Gruesse! |
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21.10.2020, 20:23 | #4 |
ooops
ein Fehler is entdeckt worden:
"...Von jeher geschickt, also Frucht Das Erfolges..." Es sollte sein, selbstverstaendlich: "dEs Erfolges..."! |
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21.10.2020, 20:36 | #5 |
Lieber Lowetsch (oder Gottlieb ...)
ich bin beeindruckt - und hoffe, Du verzeihst mir, Dich einer literarischen "Täuschung" verdächtigt zu haben (eine Inszenierung ist es ja zweifellos).
Wenn Du von "dieser Stadt" sprichst, ist Sofia gemeint? Ich wusste nicht, dass es dort weiterhin eine deutsch(sprachig)e "Gemeinde" gibt. Herzliche Grüße Epilog |
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21.10.2020, 20:48 | #6 |
Nein...
das ist, Lowetsch...wirklich :-)
Shade nur, dass es Mir hier nicht gelingt, meine beliebte gothische Schrift des "Originals" zu "reproduciren" wie Man in alten Zeiten sich ausdrueckte... Noch etwas, Ich hoffe es klingt nicht zu schlecht...? Der Walzer (1901) Tod ist ein Walzer. Leib und Seele tanzen Auf dem Parkett, Unter dem Sarges Deckel Miteinander. Nach sanftem Muth Umarmt ein Staub die Blumen Und nur der Dunckel Sieht den Gruss da, unten. Erst spaeter, vom Himmel gucken Wunden. Zu Blut wird der Regen, Die Grabsteine winken Mit Flammenzungen Wie damals, wenn Jene Winde wehten. Aus der Vergangenheit - Bis Jetzt. |
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21.10.2020, 21:05 | #7 |
Nein nein
"schlecht" klingt da wahrlich nichts ...
"Umarmt ein Staub die Blumen" oder "Zu Blut wird der Regen" 99,8 Prozent der deutschen "Muttersprachler" wissen damit leider nichts mehr anzufangen ... Schönen Abend wünscht für heute Epilog |
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21.10.2020, 21:13 | #8 |
Ich
bin sicher - meine kleinen Fehlschritte hie und da werden es letzten Endes beweisen: wahrlich ist Deutsch fuer Mich keine Muttersprache ...
Danke sehr fuer die guten Worte... Schoenen Abend!! Bis bald... |
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Lesezeichen für Gottlieb Duerrstahl v. Taubensdorff (1822-1919) |
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