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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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06.01.2017, 14:06 | #1 |
R.I.P.
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Sofern
Sofern ich die Farbe der einzelnen Steine
erinnern könnt‘, wär es nicht nötig, die Kiesel zu sammeln, auf Haufen zu legen und täglich Bestände zu sichten. Was aber tät ich stattdessen mit all diesem Platz? |
06.01.2017, 20:50 | #2 |
schön, nach diesem karger mist,
lb. urluberlu, was anspruchsvolles zu lesen. ginge der karg doch murmelspielen auf dem platz, den du schufst! lg W. |
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06.01.2017, 20:59 | #3 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Sehr philosophisch, lieber Urluberlu.
Gefällt mir unsagbar gut. Lieber Gruß, Unar. |
06.01.2017, 21:10 | #4 |
R.I.P.
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o.k., mir fällt nichts ein ausser einem aufrichtigen dankeschönst!
urluberlu |
06.01.2017, 22:36 | #5 |
Sofern
Hallo urluberlu,
zum Glück, man kann Walther nur beipflichten, schreibst du nicht für die „Vornehmen“. Wenn man dein „legen auf Haufen“ bloß wandeln könnte in „Handwerk legen“, wäre Walthers „Angesprochener“ die richtige Adresse. Aber es sind ja deine feinen Zeilen, um die es geht … Gruß Lewin. |
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07.01.2017, 02:32 | #6 |
Hallo,
1) Sofern ich die Farbe der einzelnen Steine* x X x x X x x X x x X x x x X ... 2) erinnern könnt‘, wär es nicht nötig, x X x X ll X x x X x x X x X ll x X x X x 3) die Kiesel zu sammeln, auf Haufen zu legen x X x x X x x X x x X x 4) und täglich Bestände zu sichten. x X x x X x x X x 5) Was aber tät ich stattdessen* X x x X x x X x x X x ... X X x ... x x x X ... 6) mit all diesem Platz? x X x x X Was also tun mit „all diesem Platz?“ Ich bin (noch?) nicht soweit, um mir darum Gedanken machen zu können. Ich muss wohl oder übel erst mal „Kiesel“ sammeln: Das Gedicht hat eine wunderschöne Melodie, es dominieren in den ersten vier Zeilen dreitaktige Versfüße (in der Regel Amphybrachen). Da die Zeilen mit einer unbetonten Silbe enden und mit einer unbetonten beginnen, also nicht katalektisch enden, laufen die Amphybrachen zeilenübergreifend weiter. Nicht aber beim Übergang von 4. zur 5. Zeile, hier sehe ich die 5. Zeile als dreihebigen Daktylus. Ja, das Enjambement von der 5. zur letzten 6. Zeile lässt die beiden metrisch sogar als eine Abfolge von fünf Daktylen verstehen. Die Folge ist, dass zwischen 4 und 5 eine Pause entsteht, dem inhaltlich ein Blickwechsel entspricht. So weit eine oberflächliche Sicht! Es ist mir beim Lesen unmöglich, den Text runterzuleiern, auch wenn ich mich anstrenge. Aber was lässt ihn Melodie werden und „klingen“? Was lässt das Gedicht in meinen Augen (+ Ohren) die Eigenschaft annehmen, die man „schön“ nennen könnte? Ein Grund neben anderen sehe ich in den anklingenden Nebenbetonungen, die mir besonders an drei Stellen auffallen, und weiter in einer Hierarchisierung der Betonungen innerhalb einer Zeile; letzteres meint, dass einige Silben stärker betont werden als die anderen. Beides gibt der Hauptmelodie, die von dem Metrum vorgegeben wird, sozusagen Ober- und Untertöne und füllt sie. Um bei der Analogie zu bleiben: ein reiner Sinuston klingt kläglich, ja nervend. Fülle generiert einen volleren Klangkörper und lässt erst Resonanz entstehen. Wie ihr seht, habe ich geiXt, um zu verdeutlichen, was ich meine. Die fettgesetzten X stehen für die Hauptbetonungen einer Zeile, für die „Anker“ im wogenden Rhythmus. (Den Begriff „Anker“ habe ich in diesem Kontext gerade erst in einem anderen verwandten Forum kennengelernt) Die darunterliegenden X-Reihen sind Hinweise auf Nebenbetonungen. Und wenn ich Nebenbetonungen sage, meine ich nicht, dass es Alternativen sind, sondern dass sie immer auch mitklingen . Ich bin kein begnadeter Xer; sicherlich können wir um Feinheiten streiten, was ist Grundbetonung, was Anker, was Dazu-Kommendes z.B., und natürlich ändert sich die Betonung auch mit einer anderen Interprationsvariante des Textes. Wichtig ist mir das Bild von sich überlagernden Haupt- und Nebenbetonungen, die den Klang reicher machen. Ich beschäftige mich erst seit kurzem wieder mit Lyrik, vielleicht erzähle ich nur Altbekanntes, reite Plattitüden und vielleicht sind meine Fachbegriffe unsauber oder gar falsch gesetzt. Aber es war halt der Klang des Gedichtes, den ich zu fassen suchte. Ihn wollte ich besser verstehen. Exkurs: „Wenn der Herzschlag so regelmäßig wie das Klopfen des Spechts oder das Tröpfeln des Regens auf dem Dach wird, wird der Patient innerhalb von vier Tagen sterben.“(Wang Shuhe, chinesischer Arzt, 3. Jahrhundert n. Christus) In der Medizin gibt es den Begriff der "Herzratenvariabilität". Bei Gesunden schlägt das Herz nicht regelmäßig wie ein Uhrwerk, sondern der Abstand zwischen zwei Herzschlägen ändert sich ständig. Also: Nicht!!! Pong - 1 sec - Pong -1 sec - Pong - 1 sec ... Sondern Pong - o,89 sec - Pong - 0,99 sec - Pong - o,97 sec ... Das ist ein Ausdruck eines anpassungsfähigen Herzens. Heftiger Stress z.B. lähmt die Modulationsfähigkeit, Regelmäßigkeit ist ein Zeichen eines überforderten Herzens. Ich weiß, auch das ist eine gewagte Analogie, aber ein Metrum kann nur eine Grundstruktur vorschlagen; es liegt an uns, es lebendig werden zu lassen. (Das letzte klingt nach Phrasenschwein!) LG Flocke |
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07.01.2017, 21:17 | #7 |
Lieber urluberlu,
ein Text aus deiner Feder der mich wieder sehr anspricht. Sehr gerne gelesen! Liebe Grüße Gylon |
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08.01.2017, 14:42 | #8 |
R.I.P.
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hallo walther, unar, lewin, gylon
herzlichen dank für euer feedback. dieses ding liegt schon lange in einem andern forum. es ist gewiss nicht typisch für "wilma27" oder urluberlu. aber der retter der abendländischen kultur "andere dimension" versucht mich neuerdings hier als metrikkrücke-gebundener "handwerker" in die ecke zu stellen, da wollte ich mal was anderes zeigen und bin umso dankbarer, dass ihr ein freundliches gesamturteil abgebt. (dem gleichen zweck sollte übrigens "schutz" dienen, falls das jemand von euch gesehen hat.) hallo flocke ein dankeschönst für dein ganz besonderes geschenk einer eingehenden betrachtung in mehrerlei hinsicht. ich lass mir zeit, deinen kommentar nochmals genau zu sturdieren, um dann eventuell meinerseits dir dazu zu antworten. schönen sonntag euch allen (auch andi, der es mir möglicherweise nicht verzeihen kann, dass ich wiederholt seine metrischen gedichte verrissen habe - immer voller respekt für seine freie lyrik!) urluberlu |