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07.06.2020, 11:52 | #1 |
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Wenn die Tendinitis zweimal klingelt
Ich merkte es sofort, als ich aus dem Bett wollte. Mann! Mein linkes Knie schmerzte wie die Hölle. Als ich die Treppe runter wollte… au! Das ging gar nicht. Ich musste wie ein kleines Kind beide Beine auf eine Stufe stellen, Gewicht verlagern, dann beide Beine auf die nächste Stufe, Gewicht verlagern… undsoweiter.
Und keinesfalls das Geländer loslassen. Mann! Altwerden ist kein Zuckerschlecken! Und jetzt auch noch das! Scheiße! Wäre ich ein Pferd, hätte ich längst alles hinter mir. Dabei fühlte ich mich zwischen den Ohren noch wie 40 – oder nahe dran. Ich musste umdisponieren. Sofort zum Arzt! Aber ins Auto rein war schon eine Tortur. Das Knie wollte sich partout nicht mehr beugen. Na gut, musste ich mit beiden Händen nachhelfen. Ging, schmerzte aber trotzdem. Beim Aussteigen dieselbe Kacke. Der Doc meinte: „Ich verschreibe Ihnen Salbe und Schmerztabletten. Wenn es in drei Tagen nicht wesentlich besser ist, gehen Sie zum Orthopäden. Eine Überweisung gebe ich Ihnen schon mal mit.“ Nach drei Tagen war ich beim Knochendoktor. Ohne Termin. „Wir schieben Sie irgendwie dazwischen“, sagte seine Sprechstundenhilfe. „Schieben Sie“, sagte ich. „Ist besser als laufen.“ Bevor der Knochenfuzzi mich eines Blickes würdigte, wurde ich geröntgt. „Ziehen Sie bitte die Hose aus. Hinter dem Vorhang steht ein Stuhl“, sagte die Frau in der Röntgenabteilung. Machte ich. Dauerte natürlich. „Sind Sie soweit?“, fragte sie ungeduldig. „Ja, gleich“. Verdammt war das peinlich – und schmerzhaft. Mir wurde ganz warm. Ich humpelte zum Röntgentisch und hievte mich vorsichtig drauf. „Das Bein bitte genau hier unter das Fadenkreuz“, sagte die Frau. „Aber das ist das Falsche“, intervenierte ich mit schmerzschiefem Grinsen. „Das Linke schmerzt“, sagte ich. „Oh“, sagte sie und lachte verlegen. „Dann natürlich das Andere.“ Nach dem Röntgen Hosen wieder anziehen. Ich schwitzte vor Schmerzen und musste wieder zurück ins Wartezimmer. Dann wurde ich ins Sprechzimmer gerufen. „Bitte Hose ausziehen“, sagte eine andere Arzthelferin. Mein Schweiß rann unablässig. „Legen Sie sich schon mal hier auf den Tisch. Der Arzt kommt gleich“, sagte die Frau. Der Arzt kam. Er stellte sich neben mich an den Tisch. „Wo brennt’s?“, fragte er. „Im linken Knie, und beugen kann ich es auch nicht“, sagte ich. „Heben Sie es bitte mehr zu mir hoch“, sagte er. „Ich habe jeden Tag so viele Patienten, wenn ich mich dann immer bücken müsste, wäre das nicht gut für mein Kreuz“. Unter höllischen Schmerzen versuchte ich, das Bein mit Hilfe meiner Hände hoch zu heben. Wenn ich dir mein gesundes Knie in deine blöde Schnauze knalle, vergisst du deine Kreuzschmerzen, sagte ich nicht, dachte es nur. Aber ganz intensiv. Als er an meinem Knie herumbog, stöhnte ich auf. „Hmm“, machte er, ging zum PC und guckte sich die Röntgenfotos an. „Ja, da ist...“, sagte er.“ Murmel murmel… aber das kann eigentlich nicht so wehtun… murmel murmel“. Dann: „Zuerst muss ein CT gemacht werden, bevor wir Genaueres wissen. Machen Sie Salbe drauf und nehmen Sie Ibu. Die Tabletten kaufen Sie ohne Rezept. Die Gebühr wäre teurer. Ich geb Ihnen eine Überweisung. Und schonen, schonen. Wir sehen uns dann“, sagte er. Ich hatte die Schnauze voll und quälte mich nach Hause. Telefon. CT-Arzt suchen. Suchen. Suchen. Frühester Termin in vierzehn Tagen. Gebucht. Mein Knie wurde besser. Nach zwei Tuben Salbe und gefühlt einer Schubkarre voll Ibu. Zum CT-Termin war mein Knie zu 80 Prozent wieder schmerzfrei. Abends viertel nach Acht lag ich in der Röhre. Der CT-Arzt hatte lange schon Feierabend. Von seiner Assistentin bekam ich eine CD mit den Aufnahmen. „Den Bericht schicken wir an Ihren Orthopäden“, sagte sie Zu Hause erfuhr ich, mein Orthopäde hatte noch ne ganze Woche Urlaub. Das freute mich für ihn (nicht wirklich). Als er wieder da war, waren meine Schmerzen fort. Komplett. Es gibt also doch noch Ärzte, die man weiter empfehlen kann. Jedoch es kam, wie es kommen musste. Nach nur zweieinhalb Monaten des unauffälligen Funktionierens klemmte das beschissene Knie schon wieder. Da der Knochenklempner, der in Abwesenheit heilen konnte, zufällig nicht in Urlaub war, ging... nein quälte ich mich zu ihm hin. Er schob die CD vom CT in seinen PC, und wir schauten uns gemeinsam die hübschen Schwarz-Weiß-Bilder meiner Beininnereien an. Dann blickte er mit ernster Miene auf den schriftlichen Bericht vom CT-Doktor. Dann wieder auf seinen Monitor. „Aha, doch keine freien Gelenkkörper, wie ich eigentlich vermutete, weil Ihr Knie so geknirscht hatte“, sagte er. „Hm“, sagte ich. „Das Band ist entzündet. Dazu die Gewebeschwellung. Das kann schon mal wehtun“, sagte er. „Tut es“, sagte ich. „Dreimal am Tag vierhunderter Ibu und dreimal Salbe und schonen“, sagte er. „Okay“, sagte ich. „Ich verschreibe Ihnen eine spezielle Bandage, die ist gut für Ihre Kniescheibe, so lange anlassen wie möglich, außer nachts“, sagte er. Dann nahm er die CD vom CT aus dem PC und gab sie mir zusammen mit dem schriftlichen CT-Doktor-Bericht. „Auf Wiedersehen“, sagten wir beide. Zuhause packte mich die Neugier, und ich las, was in dem Bericht stand: >Ausgedehnte Tendinitis der Quadrizepssehne am Ansatz der Patella. Hier findet sich eine ödematöse Verquellung und Signalsteigerung der Sehne… mit ausgedehnter Mitreaktion des Knochenmarks der Patella mit Knochenmarködem… Ligamentum patellae… Retropatellarknorpel… mediale Poplitealzyste< Ausgedehnte Tendinitis!!! Mir wurde schlecht. Mein Puls raste. Ich bin todkrank und dieser Quacksalber redet von Bandage und Schonung. |
07.06.2020, 12:34 | #2 | |
Zitat:
Na, kein Wunder bei der Menge an Ibuprofen! 😉 |
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07.06.2020, 13:05 | #3 | |
Zitat:
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07.06.2020, 15:04 | #4 |
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Beiträge: 102
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Danke Mohrel und Silbermöwe für euren Kommentar.
@Silbermöwe Der Schlusssatz war auch nur ein Scherz LG Tommi |
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