Brennend bei Poetry.de

Thing · 26.08.2010, 10:52

Ich fühlte mich von seinem Blick umflossen.
Er war so jung und so geheimnisvoll.
So richtungslos war er, so unentschlossen
und ich, zum Grabensprung bereit, schon toll.

Er sprang zuerst. Ich, matt, mit zagen Schritten,
fand wartend ihn und fasste ihn und hielt den Arm,
der leicht um meine Mitte sich dann schlang
- so weich! so warm! -
und fragte tief in seine Augen ihn dann bang:

"Bist jemals Du vorher im Traum geritten?
Warst wirklich Du ein Reiter nächtelang?"

Aus seinen Augen traf mich süßer Spott,
als sei ich Narr und er ein junger Gott.
Er hieß mich sanft, mich auszustrecken,
mich ihm zu geben ohne lange Zier,
und sprach von Freuden, vom Erwecken.
Und zart lag er. Über oder unter mir?

Ich harrte stumm der süßen Freuden,
die er mir zärtlich zugedacht'
so leichthin zwischen Kommen-Scheiden.
Darüber wurd es Mitternacht.
Ich wußt nicht: ist's Entzücken
oder Leiden,
Sehnsucht oder doch Verlangen?
Ah, wie unsre Blicke sich verschlangen!
Wir fragten nicht nach Haus, nach Hütte..
Piedestal wurd Strohes Schütte,

Lager ward uns frisches Holz.
Leidenschaften steilten stolz
wie je ein Stolz sich drohend zeigte
oder demutsvoll dann neigte...

zu einem sanften, zarten, süßen Kuß
an Lippen, deren Überfluß
im Fließen neuen Fluß gebiert.
Feuer hat den Brand geschürt...

so brannt es tage-, nächtelang.
Erwachen? Ach, ich bin so bang.

©

FeelLetter · 27.08.2010, 12:35

Also, ich finde das Gedicht sehr beeindruckend!

Ich habe es zweimal hintereinander gelesen und jedes mal zogen mich die Worte und Sätze wieder ins Gedicht, ja, es verschlang meine Augen!

Ich finde es sehr wichtig, dass man sich beim Lesen ganz in dem Werk verliert und dieses hat es eindeutig geschafft! Toll!

Lg FeelLetter

Thing · 29.08.2010, 18:10

Halli Hallo, FeelLetter!

Das freut mich sehr, daß Dich dies Gedicht in seinenBann ziehen konnte!
Ich versuche mich nicht oft an erotischer Lyrik, meist gelingt mir das nicht, wird zu grob und platt. Das wollte ich unbedingt vermeiden.

Hab Dank!

Thing

Caliban · 30.08.2010, 13:16

Hier gibt's standing ovations.
Mag man an ein, zwei Stellen noch minimal am Textfluss (metrischerseits) feilen wollen oder auch nicht, das hier haut rein.

Thing · 30.08.2010, 19:27

Halli Hallo, Caliban -

ein Lob aus Deinem Munde wiegt!

Hab Dank!
Aber ich laß mich auch metrisch gern verbessern. Wenns denn besser wird.

Thing

26.08.2010, 10:52	#1
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Brennend Ich fühlte mich von seinem Blick umflossen. Er war so jung und so geheimnisvoll. So richtungslos war er, so unentschlossen und ich, zum Grabensprung bereit, schon toll. Er sprang zuerst. Ich, matt, mit zagen Schritten, fand wartend ihn und fasste ihn und hielt den Arm, der leicht um meine Mitte sich dann schlang - so weich! so warm! - und fragte tief in seine Augen ihn dann bang: "Bist jemals Du vorher im Traum geritten? Warst wirklich Du ein Reiter nächtelang?" Aus seinen Augen traf mich süßer Spott, als sei ich Narr und er ein junger Gott. Er hieß mich sanft, mich auszustrecken, mich ihm zu geben ohne lange Zier, und sprach von Freuden, vom Erwecken. Und zart lag er. Über oder unter mir? Ich harrte stumm der süßen Freuden, die er mir zärtlich zugedacht' so leichthin zwischen Kommen-Scheiden. Darüber wurd es Mitternacht. Ich wußt nicht: ist's Entzücken oder Leiden, Sehnsucht oder doch Verlangen? Ah, wie unsre Blicke sich verschlangen! Wir fragten nicht nach Haus, nach Hütte.. Piedestal wurd Strohes Schütte, Lager ward uns frisches Holz. Leidenschaften steilten stolz wie je ein Stolz sich drohend zeigte oder demutsvoll dann neigte... zu einem sanften, zarten, süßen Kuß an Lippen, deren Überfluß im Fließen neuen Fluß gebiert. Feuer hat den Brand geschürt... so brannt es tage-, nächtelang. Erwachen? Ach, ich bin so bang. ©

27.08.2010, 12:35	#2
FeelLetter Dabei seit: 08/2010 Ort: zwischen Grashalm und Teer Beiträge: 278 Meine Gedichte Meine Favoriten	Also, ich finde das Gedicht sehr beeindruckend! Ich habe es zweimal hintereinander gelesen und jedes mal zogen mich die Worte und Sätze wieder ins Gedicht, ja, es verschlang meine Augen! Ich finde es sehr wichtig, dass man sich beim Lesen ganz in dem Werk verliert und dieses hat es eindeutig geschafft! Toll! Lg FeelLetter

29.08.2010, 18:10	#3
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, FeelLetter! Das freut mich sehr, daß Dich dies Gedicht in seinenBann ziehen konnte! Ich versuche mich nicht oft an erotischer Lyrik, meist gelingt mir das nicht, wird zu grob und platt. Das wollte ich unbedingt vermeiden. Hab Dank! Thing

30.08.2010, 13:16	#4
Caliban Dabei seit: 02/2007 Ort: Zuhause in jeder guten Bar Beiträge: 555 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hier gibt's standing ovations. Mag man an ein, zwei Stellen noch minimal am Textfluss (metrischerseits) feilen wollen oder auch nicht, das hier haut rein.

30.08.2010, 19:27	#5
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Halli Hallo, Caliban - ein Lob aus Deinem Munde wiegt! Hab Dank! Aber ich laß mich auch metrisch gern verbessern. Wenns denn besser wird. Thing