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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 13.09.2014, 14:03   #1
männlich Grumpy Papah Y
 
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Dabei seit: 09/2014
Ort: R`Lyeh
Beiträge: 101

Standard Irrlicht

Irrlicht

Ein Landstreicher, wie so viele, eine Wanderung macht,
als er überrascht wird vom Einbruch der Nacht,
und der Blindheit der fehlenden Sonne erliegt.
Ach hätte er doch nicht diesen Umweg genommen
denn längst schon ist er vom Weg abgekommen,
drum will er auch wenden, weil die Vernunft überwiegt.

Doch da sieht er im Dunkel einen heimlichen Schein
das könnte doch wohl eine Gaststube sein,
und frischen Mutes geht er nach dem Licht hin;
die Äste zerkratzen ihm Hals und Gesicht,
der tapfere Wand`rer aber spürt es fast nicht,
so sehr sehnt er sich nach einem warmen Kamin.

Er rennt schneller jetzt, wähnt sich dem Ziel schon ganz nah,
doch leider erkennt er zu spät die Gefahr,
dass das Lichtlein ihn in die Irre geführt,
wie`s flackert und lockt, so schleierhaft,
ihm raubt seines Geistes noch letzte Kraft,
sowie er jede Orientierung verliert.

Und wie er so bangend durchs Unterholz bricht
scheint rechts von ihm plötzlich ein weiteres Licht
und auch hinter ihm tauchen nun andere auf.
Ahnungslos folgt er ihnen weiter ins Ried,
und eh er noch merkt wie ihm wirklich geschieht,
nimmt das Ungemach seinen Verlauf.

Jetzt hat auch das Moor schon seine Glieder erfasst
und trotz Zappeln und Winden, in panischer Hast,
zerren die Wurzeln ihn an seinen Knöcheln.
Abwärts, immer tiefer, bis an den Grund
- Irgendwann rinnt ihm das Nass in den Mund -
und seine Schreie verenden in heiserem Röcheln.

Ein letztes Gebet folgt in flüsternder Not
doch`s zieht in unerbittlich in den feuchtkalten Tod.
Ein letztes Mal sträubt er sich, mit aller Macht.
"Ignis fatuus" stöhnt er gen Himmel,
denn um ihn herum tanzt nun ein irrwisch Gewimmel
alsdann er versinkt in morastiger Nacht.

Später, als das Narrenlicht weiter geflogen
und das Grab des Wand`rers längst mit Schlamm überzogen,
der Ruf eines Käuzchens durchs Dickicht schallt.
Irgendwo zirpt eine Grille,
das Sumpfland liegt wieder in friedlicher Stille
und der Mondschein senkt sich über den Wald.

von Tom Rothbucher (21.09 2013)
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