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Alt 31.10.2023, 22:31   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Masse (?)

Ich hätte mal gerne gewusst, wie die User, die in letzter Zeit viel über "die Masse" schreiben, diese Masse definieren und wie der Außenposten aussieht, auf dem sie zu stehen glauben und von dem aus sie sich von der Masse so exklusiv abzuheben meinen, sie mit Laboraugen beurteilen zu können. Ich bin schon eine ziemlich lange Zeit auf der Welt, an einem Menschenleben gemessen, aber ich habe noch keine "Masse" gesehen. Allenfalls kleinere oder größere Interessengruppen, woran nichts auszusetzen war.

Wo Menschen sich radikalisieren (oder radikalisieren lassen), sind das für mich keine Gruppen, sondern Meuten.

"Massen" gibt es nicht. Die Menschen haben genug zu tun, ihren Alltag zu bewältigen, anstatt - wie im Märchen - Rattenfängern hinterherzulaufen. Da gilt es, die Kinder satt zu bekommen und den Ernährer der Familie fit zu halten.

Aber gut. Jetzt sind die User dran, die über die "Masse" geschrieben haben. Wie ist diese "Masse" zu definieren? Was charakterisiert sie?
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Alt 31.10.2023, 22:38   #2
männlich MonoTon
 
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Ich bin nicht angesprochen, denke aber dass die "Masse" zumeist Mediengemacht ist.
Das was den Mensch empört lässt sich immer gut vermarkten und da werden nicht selten Dinge thematisiert und als Massenempfinden dargestellt, die eigentlich niemand bis Dato kannte, oder überhaupt interessierten.
Aus meiner Sicht.
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Alt 31.10.2023, 22:56   #3
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Zitat:
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Ich bin nicht angesprochen, denke aber dass die "Masse" zumeist Mediengemacht ist.
Gut. Ein Aspekt. Was noch? Oder wer noch?
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Alt 31.10.2023, 23:01   #4
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Ilka, für eine klarere Darstellung wäre ein spezifischer Kontext hilfreich. Wie wurde "Masse" von den Usern verwendet?

Erstens gibt es die physikalische Masse, die die Materie eines Körpers beschreibt. Dies trifft sowohl auf einzelne Personen als auch auf mehrere Menschen zu.
Zweitens steht "Masse" metaphorisch für eine große Ansammlung von Menschen. Meiner Meinung nach ist der Ausdruck "Menschenmasse" neutral gehalten.
Drittens kann "Masse" auch die Allgemeinheit oder Mehrheit bezeichnen, oft im Kontrast zu einer Elite oder einer spezialisierten Gruppe.

Im Kontrast dazu steht die Menschenmeute, die meiner Meinung nach eine kleinere Gruppe von Menschen bezeichnet. Mit dieser Bezeichnung geht eher eine gemeinsame und negative Absicht hervor, Beispiel: "Um 9 Uhr versammelte sich eine Menschenmeute von Reichsbürger vor dem Rathaus in Gastringen".
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Alt 31.10.2023, 23:20   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Ilka, für eine klarere Darstellung wäre ein spezifischer Kontext hilfreich. Wie wurde "Masse" von den Usern verwendet?
Es gibt einige jüngere Beiträge zum Thema "Masse". Definiert ist aber nirgends, was "Masse" sein soll. Vielleicht ist jemand pfiffig genug, eine schlüssige Definition zu liefern. Und vor allem zu erklären, wieso er oder sie selber nicht nicht zur Masse zählt. Man muss ja auf einem hohen und heiligen Ross sitzen, um die Masse von oben herab zu erkennen und beurteilen zu können.

Ich stehe völlig auf dem Schlauch, weil ich diese "Masse" nicht kenne. Bin ihr nie begegnet.
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Alt 31.10.2023, 23:55   #6
männlich Eisenvorhang
 
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Ach Ilka. Warum nimmt dich das so aus dem Rennen, hm?

Ich denke, es ist wichtig zu verstehen, dass das scheinbar hohe Ross in Wirklichkeit Ausgetoßenheit oder ein Ungewolltsein widerspiegelt. Die meist unbewusste Überhöhung ist Kompensation, um den Schmerz zu lindern.

Die jüngere Arbeit, von der du sprichst, kenne ich allerdings nicht. Stehe aufm Schlauch.
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Alt 01.11.2023, 04:07   #7
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Im herkömmlichen Sprachgebrauch kämen mir Menschen"massen" in den Sinn, ein Pulk oder eine Ansammlung von Menschen, wenn man durch eine gutbesuchte Einkaufsmeile geht und dort vielleicht gerade ein Ausverkauf stattfindet. Oder Blinde/Taube Masse im Bezug auf Fluchtsituationen.
Dann kenne ich noch "Massereich" im Bezug auf Schwarze Löcher, könnte aber den Vorgang nicht erklären. Ich wüsste nur, Masse erzeugt Reibung.
Bei den Hexenverbrennungen hatte die Masse im Glauben gehandelt Gutes zu tun. In der Nazizeit wurden Massenhaft Juden getötet.
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Alt 01.11.2023, 06:05   #8
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Zitat:
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Bei den Hexenverbrennungen hatte die Masse im Glauben gehandelt Gutes zu tun. In der Nazizeit wurden Massenhaft Juden getötet.
Das ist Unfug. Bei der Hexenverfolgung sprachen mehrheitlich weltliche Richter die Urteile, teils aus Aberglauben, teils aus niederen Motiven. Die Kirchenleute, denen man oft die Verantwortung dafür in die Schuhe schiebt, hatten hingegen wenig damit zu tun, sondern zweifelten viele der Urteile an. Die "Masse", was auch immer das hat sein sollen, hatte damit nichts zu tun, sondern diese Gewalt ging von einer Gruppe aus, die dazu die Macht hatte. Viele Menschen haben den Quatsch, den man den "Hexen" und "Hexern" (und auch Tieren, die man als verhext ansah) nicht geglaubt, aber sie konnten nichts dagegen tun. Es ist bezeichnend, dass die Hexenverfolgung in der Neuzeit begann, also nach 1500 und somit in einer historischen Zeit des Umbruchs, die viele Menschen verunsicherte und sie in Angst versetzte. Ihren Höhepunkt erreichte sie im 16. und im 17. Jahrhundert. Die Zahl der Opfer in den deutschen Ländern werden auf ca. 50.000 geschätzt. Im Vergleich dazu kamen im 30jährigen Krieg (1618 - 1648) mehrere Millionen Menschen ums Leben, genaue Zahlen gibt es allerdings nicht. Mit Massenbewegungen hatte das aber ebenfalls nichts zu tun, sondern mit dem Kampf von Individuen ums nackte Überleben, der in Totschlag und Plünderung ausartete.

Auch bei der Judenverfolgung und -vernichtung handelte es sich nicht um eine "Masse", sondern um einen Anteil an einer Gesamtbevölkerung in Deutschland von 66 Millionen im Jahr 1933 (nämlich ca. eine halbe Million jüdischer Mitbürger), wobei sich unter den Inhaftierten und Ermordeten auch sog. "Halbjuden", "Vierteljuden", Sinti, Roma, Homosexuelle, politische Gegner und später Kriegsgefangene befanden, also lauter Minderheiten. Ohne die jüdischen Menschen in den eroberten Ländern und die anderen Minderheiten wäre man kaum auf die grauenhafte Zahl von ca. sechs Millionen Opfern gekommen.

Ich vermag nicht zu erkennen, wo eine "Masse" beginnt und wo sie aufhört.
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Alt 01.11.2023, 08:25   #9
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Zitat:
Ich vermag nicht zu erkennen, wo eine "Masse" beginnt und wo sie aufhört.
Dann liegt es wohl eher im Auge des Betrachters und wird individuell definiert?
In deinem Sinne wird dir da wohl auch die hiesige Masse "der User, die in letzter Zeit viel über die Masse schreiben", dir nichts sinnbringendes mehr erzählen können. Fast will ich annehmen die Frage ist aus dem Wissen heraus entstanden, das jede Antwort ungenügend sein wird.
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Alt 01.11.2023, 09:25   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Fast will ich annehmen die Frage ist aus dem Wissen heraus entstanden, das jede Antwort ungenügend sein wird.
Das weiß ich eben nicht. Wer an die Existenz der "Masse" glaubt und sie kritisch bewertet, müsste eigentlich eine klare und überzeugende Definition dafür haben, was darunter zu verstehen ist. Es ist doch ein Unterschied, ob man allgemein von "der Masse" spricht oder von einer konkreten Menschenmenge, z.B. wenn sie sich vor dem Petersdom versammelt, um dem Papst zuzujubeln. Darunter kann sich jeder etwas vorstellen. Aber sonst? Ist mit "die Masse" die Gesamtbevölkerung gemeint? Das kann wohl kaum der Fall sein, denn dazu gibt es zu viele unterschiedliche Charaktere, Meinungen und Verhaltensweisen.
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Alt 17.11.2023, 21:32   #11
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Also ich habe zwar kein Begabtenabitur in was auch immer für einem Shit aber soweit ich weiß war die Hexenverfolgung ein Resulat massiver gesellschaftlicher Verunsicherung. Masse steht hier als Platzhalter für eine große Zahl von Menschen bzw. für eine Strömung. Gesellschaftliche strömungen gibt es heutzutage immernoch. Strömungen repräsentiern selten die Mehrheit der Bevölkerung eines Ortes, aber sie können "massenhaft" wahrgenommen werden.

Beispielsweise ist die Anzahl der rechtsextremen andersdimensionalen Arschlöcher in Deutschland insgesamt nicht in der Mehrheit, im Osten wird sie jedoch als erdrückend dominant empfunden. Daher kann ich den Begriff "Masse" in einem konkreten Kontext durchaus verstehen.
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Alt 18.11.2023, 08:50   #12
männlich MonoTon
 
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Sollte "Masse" dann überhaupt als Mengenangabe im Bezug zum "Pöbel" betrachtet werden? (Was ja eher abfällig konnotiert ist.)
Ich habe Masse bisher immer negativ betrachtet und als eine Art kollektive Denkweise, egal ob Gleichdenkend/handelnd oder indoktriniert zum gleichen Verhalten ohne eigenen Antrieb. "Aktivismus/Protest/Vandalismus/Terrorismus"
Die meisten gehen mit der "Masse" weil sie alleine nicht im Stande sind etwas zu erreichen. Demnach beschreibt "Masse" den Effekt des Gruppenzwangs und des forcierens. Andere in Masse dazu bewegen die eigene Denkweise anzunehmen?
Für mich war der Sinn eines Massenverhaltens immer der daraus resultierende Schaden. Dieser Schaden hat aber oft, oder nicht selten, einen Nutzen für wenige, die sich von der "Masse" abheben, oder Sich an ihr bedienen.

Oder sollte Masse ausschließlich als Größenangabe/Rotationsangabe bei "masse"-reichen Objekten, die aufgrund der Verlagerung ihrer Masse um ihren Schwerpunkt rotieren genutzt werden? Hat alles was in dem Bezug dann Masse hat automatisch auch eine eigene Gravitation oder produziert diese?
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Alt 30.11.2023, 00:04   #13
männlich Eisenvorhang
 
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Hier ist ein Link, der dich zu einem Vortrag, gehalten von Rilke, über moderne Lyrik führt.
Rilke verwendete auch "Massen".

http://www.lyriktheorie.uni-wupperta...ilke.html#text

Coole Seite btw! http://www.lyriktheorie.uni-wupperta...erk/liste.html
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