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Alt 04.11.2021, 04:58   #1
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.468

Standard ich bin nich deine Mama

Sie will weder Mutti,
noch Versorgerin,
noch Entertainerin
oder Therapeutin sein.
Will sich gebunden
von jeder Bindung
befreien.

Alleine lehrt die Welt
dich Rücksichtslos
zu sein.
Natürlich darf er es
nicht sein.
Sieh in ihre Augen,
gespaltene Fassade,
unmöglich zu erreichen.
Verloren im Raum der
Zeichnungen, die einsame
Wände pflastern.
Jeder Versuch ist zu sehr
Angefüllt mit der Sehnsucht
nach Verehrung.
Verehrung einer Götze.
Die ohne Entertainer zu sein
bewundert werden will.
Ohne Mutter zu sein, gebraucht
werden will.
Ohne Therapeutin zu sein, verstanden
werden will.
Die ohne Versorgerin zu sein,
will das es sicher ist.
Das du tust, was sie will.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.11.2021, 20:14   #2
männlich Dionysos von Enno
 
Benutzerbild von Dionysos von Enno
 
Dabei seit: 07/2021
Alter: 47
Beiträge: 274

manche stehen sich vor Angst "sie selbst zu sein" im Weg, andere aus Scham. Viele haben sich vergessen und müssen erst erinnert werden. Meist ist das Hindernis nicht echt. Die Angst davor, "echt zu werden" umso mehr. Niemand ist nur "der und der". Das Leben will Dich ganz..

Gekonnt verdichtet mein lieber !

mes compliments

Dio
Dionysos von Enno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.11.2021, 13:33   #3
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Whooo, du mein lieber dr. F.,
das ist mal eine Ansage!

Und so traurig!

Aber geht es hier tatsächlich um die Angst "echt zu werden", wie Dio es interpretiert, oder vielmehr um Verbitterung und ... Wut?

Unterschwellige Vorwürfe aufgrund einer enttäuschten, aber ungerechtfertigten Erwartungshaltung einer Person, die zwar selbst nichts in die Schale legt, aber dennoch davon ausgeht, dass die Waage sich zu ihren Gunsten neigt?

Zitat:
Verehrung einer Götze.
Die ohne Entertainer zu sein
bewundert werden will.
Ohne Mutter zu sein, gebraucht
werden will.
Ohne Therapeutin zu sein, verstanden
werden will.
Heftig!

Das triggert sofort meinen Knuddelimpuls;
also fühl dich mal augenblicklich umarmt!


Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2021, 00:39   #4
männlich Krebsgestoeber
 
Benutzerbild von Krebsgestoeber
 
Dabei seit: 03/2013
Alter: 31
Beiträge: 313

Lieber dr.Frankenstein,
ein Kind beansprucht bedingungslose Wertschätzung. Aber was, wenn es die Mutter ihm gleichtut? Dein Gedicht zeigt es.

Beste Grüße
KG
Krebsgestoeber ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2021, 09:35   #5
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Zitat:
Zitat von Krebsgestoeber Beitrag anzeigen
Lieber dr.Frankenstein,
ein Kind beansprucht bedingungslose Wertschätzung. Aber was, wenn es die Mutter ihm gleichtut? Dein Gedicht zeigt es.

Beste Grüße
KG
Lieber Krebsgestoeber,

das kann ich grad gar nicht so unkommentiert stehen lassen..

Ein Kind beansprucht gar nix, die mütterlichen Nerven mal ausgenommen

Ihm aber (unter vielen anderen Dingen) bedingungslose Wertschätzung resp. Liebe zu geben, gehört selbstverständlich zur Grundversorgung.
Aber ich denke, da sind wir uns ohnehin einig.
Was mich an Frankensteins Gedicht reizt, ist die Erwartungshaltung dieser "Mutter" etwas vom Kind zu bekommen. Diese Erwartung, die leider viel zu oft gängig ist, finde ich persönlich schon in einer "normalen" Mutter-Kind-Beziehung grenzwertig (wobei es natürlich auch immer darauf ankommt, was man selbst für "normal" hält und ich dieses pauschalisierte "normal" normalerweise gar nicht mag! )
Aber eine Gegenleistung zu fordern, obwohl man selbst nichts geleistet hat, außer das Kind allein zu lassen, ist völlig inakzeptabel.
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2021, 12:51   #6
männlich Krebsgestoeber
 
Benutzerbild von Krebsgestoeber
 
Dabei seit: 03/2013
Alter: 31
Beiträge: 313

Zitat:
Zitat von Mohrel Beitrag anzeigen
Ein Kind beansprucht gar nix, die mütterlichen Nerven mal ausgenommen
Bist du dir da sicher? Ich bin (noch) kein Vater, aber Kinder können ziemlich laut brüllen und das tun sie nicht nur, um die Nerven ihrer Eltern zu traktieren

Zitat:
Zitat von Mohrel Beitrag anzeigen
Ihm aber (unter vielen anderen Dingen) bedingungslose Wertschätzung resp. Liebe zu geben, gehört selbstverständlich zur Grundversorgung.
Aber ich denke, da sind wir uns ohnehin einig.
Was mich an Frankensteins Gedicht reizt, ist die Erwartungshaltung dieser "Mutter" etwas vom Kind zu bekommen.
Genau! Und da ist noch eine weitere Erwartungshaltung im Spiel: Unser Konzept von einer guten Mutter, die bedingungslos für ihr Kind da ist. Sie kann nicht auf bedingungslose Wertschätzung hoffen, weder von ihrem Kind noch von der Gesellschaft, in der sie lebt. Muttersein heißt neben der Arbeit und dem Nervenverlust auch mit dem Zweifel zu kämpfen, ob man wirklich gut genug ist. Viele tun das gern, zum Glück, einige leider nicht.

Beste Grüße
KG
Krebsgestoeber ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.11.2021, 13:37   #7
weiblich Mohrel
 
Benutzerbild von Mohrel
 
Dabei seit: 11/2018
Beiträge: 670

Zitat:
Zitat von Krebsgestoeber Beitrag anzeigen
Bist du dir da sicher? Ich bin (noch) kein Vater, aber Kinder können ziemlich laut brüllen und das tun sie nicht nur, um die Nerven ihrer Eltern zu traktieren



Genau! Und da ist noch eine weitere Erwartungshaltung im Spiel: Unser Konzept von einer guten Mutter, die bedingungslos für ihr Kind da ist. Sie kann nicht auf bedingungslose Wertschätzung hoffen, weder von ihrem Kind noch von der Gesellschaft, in der sie lebt. Muttersein heißt neben der Arbeit und dem Nervenverlust auch mit dem Zweifel zu kämpfen, ob man wirklich gut genug ist. Viele tun das gern, zum Glück, einige leider nicht.

Beste Grüße
KG
Das ist richtig! Die väterlichen Nerven gehören sicherlich auch dazu
Aber Kinder tun das ja nicht um des Traktierens willen, sondern weil es zu einer gesunden Entwicklung einfach dazu gehört, die Grenzen auszuloten.

Dann ist vielleicht das eigene Konzept das Problem!
Warum sollte ich als Mutter auf die bedingungslose Wertschätzung meiner Kinder hoffen? (Auf die Wertschätzung der Gesellschaft pfeiff ich sowieso)
Vielleicht ist das aber auch nur ein Wortfindungsunddefinitionsmissverständnis
Sie sind ja nicht dafür da, um mich wert zu schätzen.(Weil ich mich sonst wertlos fühle??) Kinder können ja sowieso kaum irgendetwas (wert)schätzen. Und das ist ja gerade auch das Schöne. Sie werten nicht.
Zweifeln wird mit Sicherheit jede Mutter, früher oder später, oder zwischendurch. Inwieweit man sich dauerhaft darauf einlässt, hängt aber wesentlich von einem selbst ab.
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
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