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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 03.11.2021, 14:41   #1
weiblich Ottilie
 
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Standard Man sagt, es sei ein Nazi-Hirn…

Man sagt, es sei ein Nazi-Hirn
gleich dem wohl eines Spatzen.
Doch wer durchschaut schon krause Stirn
und kahlrasierte Glatzen!?

Und hätte wer den Röntgenblick
ins Nazi-Hirn: es wäre
ganz sicher wohl kein Spaß, kein Glück:
der Blick in rechte Lehre.

Geändert von Ottilie (03.11.2021 um 22:28 Uhr)
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Alt 03.11.2021, 15:01   #2
weiblich C.Alvarez
 
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Den Fehler die Nazis zu unterschätzen haben schon viele gemacht und es mit hunderttausende Toten bezahlt.

Die Anhänger einer politischen Richtung, die einem nicht gefällt, pauschal als dumm oder hirnlos zu bezeichnen ist zwar einfach, geht aber an der Realität vorbei. Wenn Nazis dumm und hirnlos wären, dann wären sie nicht so gefährlich.

Der Text zeigt einfach dass man aus der Geschichte nichts gelernt hat. Wie immer.

Corazon
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Alt 03.11.2021, 16:40   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von C.Alvarez Beitrag anzeigen
Den Fehler die Nazis zu unterschätzen haben schon viele gemacht und es mit hunderttausende Toten bezahlt.
Ich war versucht gewesen, einen ähnlichen Kommentar abzugeben, hatte es mir aber zunächst verkniffen, weil man dafür schnell in die rechte Ecke geprügelt wird (verbal gesehen). Bedauerlicherweise gab es im Nationalsozialismus nämlich reihenweise intelligente und gut ausgebildete Leute in den Weisungspositionen, so dass vor einigen Jahrzehnten der Publizist Joachim Fest ein ganzes Buch über solche Nazigrößen herausgab. Ein Mann wie Goebbels mag ein rhetorisches Naturtalent gewesen sein, eine nachweisbare Tatsache ist jedoch, dass er die Theorien von Edward Bernays über die Manipulation der Massen sehr gründlich studiert hatte. Hitler konnte ihm das Wasser zwar nicht reichen, war jedoch immer noch intelligent genug gewesen, sich in der Weltgeschichte bestens auszukennen. Kahlköpfig war hingegen keiner dieser Nazis im Dunstkreis Hintlers gewesen.

Wenn man einen Text über fanatisierte Glatzköpfe in Springerstiefeln schreibt, sollte man genauer sein und sich auf Neo-Nazis der Gegenwart beziehen, auf deren Mitglieder eher eine dumpfbackige Weltanschauung passt. Aber auch dann ist nicht gewährleistet, dass sie alle über eine suboptimale Intelligenz verfügen. Weltanschauungen machen sich an vielen weiteren Faktoren fest, und auch akademisch Gebildete geraten oft auf den Holzweg. Oft genügt auch, ihnen ein Teil der Macht abzugeben oder sie einfach zu kaufen; bekanntlich siegen nämlich Emotionen und Triebe ziemlich leicht über den gesunden Menschenverstand. Wie sonst wäre es Hitler gelungen, Leute, die erst gegen ihn waren (Hindenburg, Goebbels und noch einige andere), doch auf seine Seite zu bringen? Oder sie trotz aller Zweifel per Treueid an sich zu binden (Rommel, Paulus)?

Diese Erkenntnisse gelten übrigens nicht nur für die Nazis, sondern auch für andere Ideologien wie z.B. den Kommunismus. Verantwortliche für Massenmorde wie Stalin, Mao und Pol Pot lassen grüßen. Dumm waren alle drei nicht. Aber sie waren Utopisten, die davon überzeugt waren, mit ihren Programmen den "neuen Menschen" zu erschaffen. Wer nicht hineinpasste, wurde liquidiert. Die größte Gefahr geht nicht von Rockern in Lederjacken, nicht von Glatzköpfen in Springerstiefeln und auch nicht von ein paar Weltverschwörungsaposteln aus; sie kommt immer von ganz oben, also aus den Führungsspitzen eines Staates, und vor allem dann, wenn der "neue Mensch" in seinem Gehirn umgepolt werden musste, um der neuen Ideologie zu folgen.

Selbst in Frankreich ging der Terror, als man den Absolutismus abgeschafft hatte, nicht vom Königshaus aus - wie auch? -, sondern von den neuen Machthabern. Diese trugen übrigens gepuderte Perücken und Schuhe aus feinstem Material, während sie tausende von Menschen zum Tod durch das Fallbeil verurteilten.

Wen die Geschichte noch nicht überzeugt hat, dem ist auch in Zukunft nicht zu helfen. Der wird den heutigen Ideologien wehrlos gegenüberstehen, egal ob sie "von oben" oder aus den Medien auf ihn einprasseln.#

Und zum Abschluss dieses fragwürdigen Textes:

Zitat:
Man sagt, es sei ein Nazi-Hirn
fast wie das eines Spatzen.
Vögel sind eine ziemlich smarte Spezies.

Richtig heißen müsste es: "... eines Spatzenhirns ...".

Es fehlt also das Genitiv-"s". Man hätte natürlich auch schreiben können. "... fast wie bei einem Spatzen ..." Wäre halt weniger elegant gewesen. Hätte aber nix an der Beleidigung geändert, denn Vögel - auch die Spatzen - sind wahnsinnig intelligent. Ich meine: Sich vom Dino in so ein zartgeflügeltes Wesen zu evolutioneren, dazu gehört schon einiges an Risikobereitschaft. Kennt ihr den Film "Die Fliege" - also beide, die alte und die neue Verfilmung?

Einfach gruselig.

Manchmal frage ich mich, von welchem Dino die Kolibris abstammen. Ich hätte da ein paar Ideen, aber noch keine griffige Theorie.

In diesem Sinne ...

Viel Spaß in Ottilies Schuhladen. Die Stiefelsaison hat ja gerade begonnen.
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Alt 03.11.2021, 21:37   #4
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Standard Ja und nein

Nein, nicht alle Nazis sind dumm.
Aber ja, es gehört eine Form von Dummheit dazu, um sich dieser Ideologie zu verschreiben.
Natürlich gehört vieles dazu, sich diesem Denken anzuschließen, z.B. eine gewisse innerliche Erbärmlichkeit, Kleinheit, auch im Denken. In jedem Fall macht diese Überzeugung auf Dauer, durch die Verengung von Denken und Fühlen geistig arm, ergo auf eine Art dumm.
Auch der historische Faschismus zeigt bei seinen Anhängern und vor allem Protagonisten eine menschliche Degeneration auf allen Ebenen.
Spannend ist die Frage, wer überhaupt ein klares Bild von der ideologischen Konzeption dieser politischen Überzeugung hat.
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Alt 03.11.2021, 21:50   #5
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Zitat:
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Auch der historische Faschismus zeigt bei seinen Anhängern und vor allem Protagonisten eine menschliche Degeneration auf allen Ebenen.
Der Begriff menschliche Degeneration könnte direkt aus dem dritten Reich stammen.
Davon abgesehen, welche seriöse Untersuchung ist denn die Quelle deiner Behauptung? Oder ist das lediglich deine Meinung die du hier als Tatsache verkaufen willst?
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Alt 03.11.2021, 21:55   #6
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Du trägst doch den Nicknamen Herz.
Besuch ein KZ und erklär mir, dass dies ohne degenerierte Sinne, Gefühle und Empathie möglich ist.
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Alt 03.11.2021, 21:57   #7
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Standard Und

Was, Corazon, macht denn Nationalsozialismus aus?
Was ist der Kern dieser politischen Strömung?
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Alt 03.11.2021, 22:00   #8
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Zitat:
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Du trägst doch den Nicknamen Herz.
Besuch ein KZ und erklär mir, dass dies ohne degenerierte Sinne, Gefühle und Empathie möglich ist.
Also doch nur deine relativ unmassgebliche Meinung. Hab ich mir gedacht.
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Alt 03.11.2021, 22:02   #9
weiblich C.Alvarez
 
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Zitat:
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Was, Corazon, macht denn Nationalsozialismus aus?
Was ist der Kern dieser politischen Strömung?
Wenn du davon keine Ahnung hast solltest du dich nicht an Diskussionen darüber beteiligen.
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Alt 03.11.2021, 22:07   #10
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Zitat:
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Nein, nicht alle Nazis sind dumm.
Aber ja, es gehört eine Form von Dummheit dazu, um sich dieser Ideologie zu verschreiben.
Genau diese Denkart ist der große Irrtum, der Ideologien gefährlich macht. Wirklich dumm im Sinne von verblödet sind nämlich die wenigsten Menschen. Es sind aber ganz viele, nämlich auch Blitzgescheite, die auf der ideologischen Schiene mitlaufem, und da sollte man sich mal tiefgründigere Gedanken machen, weshalb das so ist, statt sich mit schablonenhaften Erklärungsmustern zu begnügen.

Es sind nämlich nicht die Blöden, die uns herunterreißen. Die rauschen vielleicht mal mit einem Laster in eine Menschengruppe, was schon schlimm genug ist. Aber die wirlich gefährlichen Typen, die Millionen von Menschen in die Gaskammern getrieben, in Kriegen aufgerieben und in selbstgeschaffene Hungersnöte getrieben hatten, waren hochintelligtent und hatten - nicht alle, aber die meisten - an renommierten Universitäten studiert.

Ich fasse es immer noch nicht, dass die Menschen wirklich glauben, es seien immer die Dummen, die ihnen ans Leder wollen, weil diese zu blöd seien, die Welt zu verstehen. Das Gegenteil ist der Fall: Es sind die Weltversteher, die wissen, wie man die Billardkugeln spielt. Dass sie dumme Entscheidungen treffen und deshalb auf der Bühne der Geschichte verlieren, steht auf einem anderen Blatt. damit sind sie nämlich nicht allein. Am Ende bleibt immer einer der Sieger. Das gilt auch für jene, die zehnml Sieger waren, aber beim elften Mal verloren.

Irgendwann geht jede Macht zu Ende. Und wird von einer neuen Macht abgelöst, die uns mit ihrer Ideologie das Hirn vernebelt.
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Alt 03.11.2021, 22:18   #11
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Standard Hallo Ilka-Maria

das, was du sagst, ist kein Widerspruch zu meiner Aussage.
Es ist eben durchaus möglich, blitzgescheit zu sein und gleichzeitig völlig verblödet.
Es sind die vielen verschiedenen Intelligenzen, über die der Mensch verfügt. Die Intelligenz setzt sich aus vielen Facetten zusammen.
Es ist also möglich eine logistische Leistung zu erbringen und damit millionenfach Tod und Leid zu organisieren und dennoch auf einer anderen Ebene dümmlich zu sein.
Und by the way, es war keine falsche Entscheidung, zu glauben einen 3 Fronten Krieg gewinnen zu können, oder die 6. Armee in Stalingrad verrecken zu lassen, sondern pure Dummheit, bei aller vorhandenen Intelligenz.
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Alt 03.11.2021, 22:38   #12
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Spannend ist die Frage, wer überhaupt ein klares Bild von der ideologischen Konzeption dieser politischen Überzeugung hat.

Das scheint mir die zentrale Frage zu sein (von Blade runner gestellt).

Mir scheint im Übrigen, dass meine Zweifel an der Dummheit der Nazis nicht richtig rübergekommen sind. Wenn ich schrieb, dass wohl keiner den Blick durch Stirnen und (kahlrasierte) Schädel habe, und wenn doch, sich dann ein Blick auf eine "rechte Lehre" böte, so hoffte ich, diesen Zweifeln sprechenden Ausdruck gegeben zu haben. War wohl leider nicht so. Insofern: ich schrieb mal wieder ein schlechtes Gedicht.

Die Anmerkungen zum Genitiv kann ich leider nicht nachvollziehen. Ich habe die zweite Zeile nochmal geglättet, vielleicht kann sich jetzt dieser oder jener damit anfreunden. Wenn nicht - ist das auch nicht schlimm. Kleines, dummes Gedichtchen...
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Alt 03.11.2021, 22:44   #13
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Zitat:
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Du trägst doch den Nicknamen Herz.
Besuch ein KZ und erklär mir, dass dies ohne degenerierte Sinne, Gefühle und Empathie möglich ist.
Du sprichst Menschen Gefühle ab, wenn sie ohne historische Vorbefasstheit ein ehemaliges Vernichtunglager besucht haben?

Starker Tobak. Das müsste nämlich für alle Jugendliche gelten, die erstmals mit den Grausamkeiten des Nationalsozialismus konfrontriert wurden. Und da wei0 ich, wovon ich rede, denn ich selber hatte bis weit in meine fast Erwachsenenjahre davon keine Ahnung- dank der Verschwiegenheitspolitik unserer vorbildlichen deutschen Republik, an der seit ihrer Gründung die Welt genesen muss. Als mir die Tragweite des Nationalismus ins Bewusstsein kam, war ich fast zwanzig Jahre alt, davor herrschten in Deutschland Elivis Presley, Pettycoats, italienisches Eis und amerikanisches Kino.

Tatsache ist, dass über Krieg, Judentötung, Hunger und harte Winter nicht gesprochen wurde. Dafür hatte man die Vertriebenen zum Thema, die Neger von damals. Keine Erfindung von mir, meine eigene Mutter war so ein ungeliebter Eindringling, ein sogenanntes "Flüchtlingsmensch". Nicht ein "sogenannter", sondern ein "sogenanntes" Flüchtlingsmensch - ein Neutrum!

Also erzähl hier keinen Stuss von wegen Empathie. In unserem Grundgesetz steht ein Artikel über Menschenwürde, aber ich warte noch heute darauf, dass mal jemand - egal ob Politiker, Psychologe, Soziologe oder ein stinknormaler Mensch - definiert, was Menschenwürde ist bzw. was sie ausmacht.

Wenn du mir eine klare Definition darüber abgeben kannst, was Menschenwürde ist, können wir uns anschließend über so eine moderne Empfindsamkeit wie Empathie unterhalten, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab. Viel Glück dabei!
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Alt 03.11.2021, 23:17   #14
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Zitat:
Zitat von BladeRuner Beitrag anzeigen
Es ist also möglich eine logistische Leistung zu erbringen und damit millionenfach Tod und Leid zu organisieren und dennoch auf einer anderen Ebene dümmlich zu sein.
Hör doch mit solchen platten Vergleichen auf. Jemand, der wirklich kein Hirn hat, wird es nie an die Staatspitze schaffen. Sich dann beim Taktieren mit anderen staatlichen Kräften zu verkalkulieren hat nichts mit Dummheit zu tun. Jeder kommt an den Punkt, an dem er sich entscheiden muss und gewinnen oder verlieren kann. Napoleon hatte ganz Europa im Griff, ehe er kapitulieren musste; aber niemand hätte ihn für blöd erklärt. Auch nicht im Angesicht seiner Niederlage.

Cäsar wurde von zahlreichen Dolchen durchbohrt, aber nicht, weil ihn seine Gegner für blöd hielten, sondern weil er zuviel an Macht gewonnen hatte.

Augustus, sein Ziehsohn, der zunächst Oktavianus hieß, wurde hingegen unterschätzt, aber zu einem mächtigen Herrscher. Er galt in seinen Jugendjahren als schön, eitel und einfältig. Niemand nahm ihn ernst. So konnte man sich irren.

Ach, ich könnt die Liste fortführen. Die großen Anführer dieser Welt waren nicht blöd, auch nicht die Aufrührer, die auf dem Scheiterhaufen starben. Blöd waren auch nicht die Bauern auf den Feldern, nicht die Hebammen, nicht die Köchinnen und nicht die Knechte. Alle von ihnen verstanden ihren Job, denen ihnen ein anderer nicht hätte abnehmen können.

Darüber sollte man mal wieder nachdenken. Und einen Beruf nicht deshalb hochjubeln, weil der Absolvent einen Tellerhut mit Bommel trägt. Um einem alten Menschen die Hand zu halten braucht niemand ein Studium.
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Alt 03.11.2021, 23:48   #15
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Du sprichat Menschen Gefühle ab, wenn sie ohne historische Vorbefasstheit ein ehemaliges Vernichtunglager besucht haben?

Starker Tobak. Das müsste nämlich für alle Jugendliche gelten, die erstmals mit den Grausamkeiten des Nationalsozialismus konfrontriert wurden. Und da wei0 ich, wovon ich rede, denn ich selber hatte bis weit in meine fast Erwachsenenjahre davon keine Ahnung- dank der Verschwiegenheitspolitik unserer vorbildlichen deutschen Republik, an der seit ihrer Gründung die Welt genesen muss. Als mir die Tragweite des Nationalismus ins Bewusstsein kam, war ich fast zwanzig Jahre alt, davor herrschten in Deutschland Elivis Presley, Pettycoats, italienisches Eis und amerikanisches Kino.

Tatsache ist, dass über Krieg, Judentötung, Hunger und harte Winter nicht gesprochen wurde. Dafür hatte man die Vertriebenen zum Thema, die Neger von damals. Keine Erfindung von mir, meine eigene Mutter war so ein ungeliebter Eindringling, ein sogenanntes "Flüchtlingsmensch". Nicht ein "sogenannter", sondern ein "sogenanntes" Flüchtlingsmensch - ein Neutrum!

Also erzähl hier keinen Stuss von wegen Empathie. In unserem Grundgesetz steht ein Artikel über Menschenwürde, aber ich warte noch heute darauf, dass mal jemand - egal ob Politiker, Psychologe, Soziologe oder ein stinknormaler Mensch - definiert, was Menschenwürde ist bzw. was sie ausmacht.

Wenn du mir eine klare Definition darüber abgeben kannst, was Menschenwürde ist, können wir uns anschließend über so eine moderne Empfindsamkeit wie Empathie unterhalten, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab. Viel Glück dabei!
Na ja Ilka,
ich denke du bist durchaus in der Lage, zu verstehen, was ich sagte.
Also stell dich nicht so blöd.
Wo habe ich jemanden Mitgefühl abgesprochen?
Lies einfach mal, was ich sagte und sortiere dich nochmal.
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Alt 03.11.2021, 23:56   #16
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Hör doch mit solchen platten Vergleichen auf. Jemand, der wirklich kein Hirn hat, wird es nie an die Staatspitze schaffen. Sich dann beim Taktieren mit anderen staatlichen Kräften zu verkalkulieren hat nichts mit Dummheit zu tun. Jeder kommt an den Punkt, an dem er sich entscheiden muss und gewinnen oder verlieren kann. Napoleon hatte ganz Europa im Griff, ehe er kapitulieren musste; aber niemand hätte ihn für blöd erklärt. Auch nicht im Angesicht seiner Niederlage.
Das ist Schwachsinn und du schlau genug, um es zu merken.
Hitler hat sich nicht verkalkuliert, sondern ist durch seine Weltanschauung und politisches Verständnis komplett verblödet. Diese massiven militärischen, diplomatischen und politischen Fehler sind in seinem Denken begründet, in der Art, wie er die Realität verzerrte. Also ist er zu einem Narren geworden, zu einem Idioten, einem gefährlichen Idioten, aber im Ergebnis eben nichts anderes. Und diese Dummheit ist nicht nur Wesens imminent, sondern ganz direkt abhängig von seiner politischen Überzeugung.
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Alt 04.11.2021, 00:00   #17
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Zitat:
Zitat von C.Alvarez Beitrag anzeigen
Wenn du davon keine Ahnung hast solltest du dich nicht an Diskussionen darüber beteiligen.
Ich glaube nicht, dass du in der Lage bist, mir in diesem Thema Nachhilfe zu geben. Ziemlich sicher hast du keinerlei Ahnung, was eine nationalsozialistische Gesinnung ausmacht, was das Wesensmerkmal dieser Ideologie ist. Deswegen befolge deinen Rat lieber selbst.
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Alt 04.11.2021, 00:02   #18
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Zitat:
Zitat von C.Alvarez Beitrag anzeigen
Also doch nur deine relativ unmassgebliche Meinung. Hab ich mir gedacht.
Ja Herz, meine Meinung. Mach damit was du willst.
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Alt 04.11.2021, 04:24   #19
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Zitat:
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Ziemlich sicher hast du keinerlei Ahnung, was eine nationalsozialistische Gesinnung ausmacht, was das Wesensmerkmal dieser Ideologie ist
Warum hast du dann ausgerechnet mich um Erleuchtung und Antwort auf deine Fragen gebeten:

Zitat:
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Was, Corazon, macht denn Nationalsozialismus aus?
Was ist der Kern dieser politischen Strömung?
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Alt 04.11.2021, 05:44   #20
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Zitat:
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Das ist Schwachsinn und du schlau genug, um es zu merken.
Hitler hat sich nicht verkalkuliert, sondern ist durch seine Weltanschauung und politisches Verständnis komplett verblödet. Diese massiven militärischen, diplomatischen und politischen Fehler sind in seinem Denken begründet, in der Art, wie er die Realität verzerrte. Also ist er zu einem Narren geworden, zu einem Idioten, einem gefährlichen Idioten, aber im Ergebnis eben nichts anderes. Und diese Dummheit ist nicht nur Wesens imminent, sondern ganz direkt abhängig von seiner politischen Überzeugung.
Komischerweise stand er damit nicht allein, sondern war wie viele andere Menschen in verantwortlichen Positionen - Chamberlain war z.B. so eine Figur - ein Kind seiner Zeit. Sein Gedankengut war nicht seinem Hirn entsprungen, sondern vom Ausland auf Österreich und Deutschland übergeschwappt, und zwar in einem jahrelangen Prozess. Und gerade von England aus, mit dem sich Hitler anfangs gar nicht anlegen wollte. Außerdem war er geprägt gewesen von der Niederlage im 1. WK, in dem er gedient hatte, und den darauffolgenden Repressalien, vor deren Auswirkungen manche kluge Köpfe gewarnt hatten. Bismarck war so schlau gewesen, sich die Besiegten zu Verbündeten zu machen; die Sieger des 1. WK waren hingegen so blöd, Deutschland und seine Gefolgsstaaten auszupressen und damit den Boden für den 2. WK zu bereiten.

Bevor du mich also der Blödheit bezeichnest, solltest du dich erst einmal mit Geschichte, insbesondere mit Ideologiegeschichte befassen. Wäre nämlich ein Chamberlain nicht durch Churchill ersetzt worden und wäre in den USA nicht Roosevelt während des 2. WK gestorben, wäre die Weltgeschichte mit Sicherheit anders verlaufen und Leute wie du könnten heute nicht dermaßen unqualifiziert klugscheißen.

Nimm einfach mal zur Kenntnis, dass vor fast einhundert Jahren drei Ideologien über die ganze Welt verbreitet waren, nämlich der Faschismus, der Kommunismus und der Antisemitismus, denen Millionen von Menschen zum Opfer fielen, und zwar nicht durch Revolutionäre, sondern durch die eigene Staatsführung. Was übrigens ein Novum war, denn noch nie zuvor, nicht einmal unter Napoleon, hatte sich die Aggression dermaßen gegen das eigene Volk gewendet wie in Deutschland, Russland, China und in noch einigen Staaten.

Es ist immer falsch, den Gegner zu unterschätzen, auch in demokratischen Zeiten. Als Adenauer der erste Kanzler unserer Republik wurde, gaben ihm die meisten seiner Widersacher ein bis zwei Jahre; regiert hatte er sechzehn Jahre, ein Rekord, der von Kohl (ebenfalls unterschätzt) und Merkel (auch anfangs unterschätzt) eingestellt wurde. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Es lohnt sich, BladeRuner, auch mal gelegentlich andere Bücher aufzuschlagen als nur die schon zigfach umgeschriebene Bibel, die im Zeitalter der Quantenphysik allenfalls noch den Stellenwert eines Märchenbuchs hat.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2021, 14:39   #21
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Du sprichat Menschen Gefühle ab, wenn sie ohne historische Vorbefasstheit ein ehemaliges Vernichtunglager besucht haben?

Starker Tobak. Das müsste nämlich für alle Jugendliche gelten, die erstmals mit den Grausamkeiten des Nationalsozialismus konfrontriert wurden. Und da wei0 ich, wovon ich rede, denn ich selber hatte bis weit in meine fast Erwachsenenjahre davon keine Ahnung- dank der Verschwiegenheitspolitik unserer vorbildlichen deutschen Republik, an der seit ihrer Gründung die Welt genesen muss. Als mir die Tragweite des Nationalismus ins Bewusstsein kam, war ich fast zwanzig Jahre alt, davor herrschten in Deutschland Elivis Presley, Pettycoats, italienisches Eis und amerikanisches Kino.

Tatsache ist, dass über Krieg, Judentötung, Hunger und harte Winter nicht gesprochen wurde. Dafür hatte man die Vertriebenen zum Thema, die Neger von damals. Keine Erfindung von mir, meine eigene Mutter war so ein ungeliebter Eindringling, ein sogenanntes "Flüchtlingsmensch". Nicht ein "sogenannter", sondern ein "sogenanntes" Flüchtlingsmensch - ein Neutrum

Das ist schrecklich!

Und sehr bedauerlich.
Glücklicherweise haben sich die Lehrpläne dahingehend aber schon lange geändert, so dass es kaum noch vorkommen dürfte, dass sich Jugendliche ohne historische Vorkenntnisse bezüglich dieses Themas plötzlich in einer KZ-Gedenkstätte wiederfinden.
Das weiß ich zufälligerweise auch aus eigener Erfahrung, wenn auch aus den 90er Jahren.
Bevor damals in der gymnasialen Mittelstufe dieser obligatorische Exkurs stattfand, befassten wir uns im Geschichtsunterricht wochen- wenn nicht sogar monatelang mit dem Nationalsozialismus samt Grausamkeiten.
So bin ich durchaus der Meinung, dass es u.a. ein empathieloses und blödes Verhalten war, das viele Mitschüler zeigten, als sie sich mitten auf dem Gelände genüsslich ihre (nebenan gekauften) Burger und Pommes schmecken ließen.

Denn mir selbst war nämlich nicht nur zum Kotzen schlecht, ich konnte die ganzen Eindrücke und Informationen auch kaum fassen und ertragen.

Das Wort "Empathie" beschreibt einfach das Vermögen, sich in die Lage eines anderen Menschen hineinzuversetzen.
Und meiner Meinung nach kann das jeder, der fühlen kann.

Liebe Ottilie,

Zitat:
Insofern: ich schrieb mal wieder ein schlechtes Gedicht.
diese Einstellung finde ich sehr schade!
Wenn es dir selbst nicht (mehr) gefällt, dann setz dich doch nochmal ran!
Genügend Impulse hast du ja schon bekommen; mach was draus!

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.11.2021, 16:07   #22
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Zitat:
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Bevor damals in der gymnasialen Mittelstufe dieser obligatorische Exkurs stattfand, befassten wir uns im Geschichtsunterricht wochen- wenn nicht sogar monatelang mit dem Nationalsozialismus samt Grausamkeiten.
Das war, soweit ich es von Jugendlichen gehört habe, schon in den 80er Jahren an den Schulen so, dass der Nationalsozialismus gründlichst durchgenommen wurde. Zu meiner Zeit, Anfang der 60er, war daran noch lange nicht zu denken gewesen. Über das Thema wurde nicht gesprochen, und es war sogar noch ohne Beschämung möglich, Judenwitze zu reißen. In meiner Heimatstadt steht in der Straße, in der ich meine Kindheit verlebte, ein Kuppelbau, der nicht recht in das Stadtbild zu passen scheint. Früher war darin das Stadttheater, heute ist es das "Capitol", ein Musical-Theater, in dem sogar schon US-Star Kevin Costner zweimal mit seiner Country-Band auftrat. Kaum jemand wusste, dass es sich um eine ehemalige Synagoge handelte, denn es gab nicht einmal eine Gedenktafel an diesem Gebäude, das die Reichskristallnacht überlebt hatte, weil die städtische Feuerwehr sofort ausgefahren war, um den gelegten Brand zu löschen.

Meine Generation musste sich die Kenntnisse über die schlimme Zeit des Nationalsozialismus selbst herbeiholen. Die Auseinandersetzung damit fing aber ausgerechnet durch eine US-Fernsehserie an, nämlich "Holocaust", mit der die blutjunge Meryl Streep ihren Durchbruch hatte. Der STERN griff das Thema umfassend auf und löste damit eine heiße Debatte unter Historikern und in der Bevölkerung aus. Die Artikel habe ich heute noch.

Wir wussten eine Menge über Nebukadnezar, Karl den Großen und die Schlesischen Kriege, aber nichts über Dachau, Buchenwald und Sobibor. Als dann diese Serie im Fernsehen ausgestrahlt wurde, traf es nicht nur meine Generation, sondern auch unsere Mütter und Väter wie ein Keulenschlag. Schließlich war Deutschland trotz des verlorenen Krieges in den 50er und 60er Jahren wieder wer: Wir hatten einen Superminister für Wirtschaft, die Fußballweltmeisterschaft, jede Menge in Windeseile hochgezogene Wohnungen und dank Adenauer den Schutzschirm der USA. Aber urplötzlich stand er wieder da, der hässliche Deutsche ...

Das Thema "deutsch" dürfte inzwischen abgehakt sein. Wir nennen uns jetzt "europäisch", drücken unsere Steuergelder ungeachtet jeglicher Übergriffe auf die Menschenrechte in die ganze Welt ab, stärken Israel den Rücken trotz Diskriminierung der Palästinenser, und damit kommen wir aus dem Beichtstuhl fein raus. Der hässliche Deutsche der 70er Jahre ist zum guten Deutschen des neuen Jahrtausends geworden.

Und noch eine kleine Anmerkung zum Begriff "Empathie":

Es handelt sich um ein modernes Wort, denn bis vor wenigen Jahrzehnten kannte niemand diesen Begriff. Er hat mit einem Affentempo in einem atemberaubend kurzen Zeitraum eine steile Karriere hingelegt und wird entsprechend inflationär und fahrlässig benutzt. Vor allem verbindet man immer etwas Positives mit Empathie, und genau das ist trügerisch.

Empathie bedeutet nichts anderes als Mitgefühl. Das kann aber in alle Richtungen gehen, also auch vom Positiven ins Negative. Wenn jemand einem anderen Menschen Schmerzen zufügt, "erleidet" er mit ihm die Auswirkungen, aber statt Entsetzen und Erbarmen können diese Leiden auch Lust und Befriedigung auslösen - und die Sucht nach mehr befeuern.

Empathie ist ein Hohlwort, eine Maske, die der Mensch trägt, um akzeptiert zu werden. Sie verrät nichts darüber, was er wirklich denkt und fühlt. Vor unserer modernen Zeit geilten sich die Leute daran auf, Hinrichtungen beizuwohnen, ein gefundenes Fressen, dem trögen Alltag mal ein Krönchen aufzusetzen. Kann man ja machen, solange es einen nicht selbst trifft ...

Wer darüber mehr wissen will, sollte Pinkers Buch über "Gewalt" lesen:
https://www.amazon.de/Gewalt-Eine-ne...ps%2C81&sr=8-1
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Alt 04.11.2021, 23:01   #23
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Mir ist nicht bewusst, wo ich dich als blöd bezeichnet habe.
Aber das ist ein anderes Thema.
Das Hitler die Ideen und Konzepte im historischem Faschismus nicht ins Hirn getropft sind, ist unstrittig. Das er beeinflusst von biografischen Erlebnissen und Zeitgeist und der besonderen politischen Lage im Nachkriegs Europa geprägt war, ist keine sonderliche Erkenntnis.
Mein Punkt vom ersten Kommentar an, war immer derselbe. Das die Wirkung faschistoiden Denkens nicht ohne Folgen bleibt und sich auch auf das Denken und die Fähigkeit Realität zu erkennen negativ auswirkt und am Ende degenerative Züge annimmt. Und dabei bleibe ich.
Deine aberwitzige Argumentation, dass Deutschland durch die Siegermächte und den Versailler Vertrag in den Faschismus getrieben wurde und sie ursächlich für den 2. Weltkrieg verantwortlich sind, also sie, nicht Deutschland, nicht die Riege um Hitler, nicht Hitler, sondern die USA, Großbritannien, Frankreich, das Ilka ist schon eine echt steile These. Man kann es auch Geschichtsrevisionismus nennen.
Und der Antisemitismus ist keine Erfindung des 20.Jahrhunderts, aber was solls.
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Alt 04.11.2021, 23:03   #24
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Zitat:
Zitat von C.Alvarez Beitrag anzeigen
Warum hast du dann ausgerechnet mich um Erleuchtung und Antwort auf deine Fragen gebeten:
Ich habe dich das gefragt, damit du selbstreflektierend erkennst, wie ahnungslos du bist.
Vielleicht habe ich dich damit aber einfach hoffnungslos überfordert.
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Alt 05.11.2021, 04:14   #25
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BladeRuner, lass es einfach. Die Geschichte der Menschheit scheint für dich zu kompliziert zu sein.

Tatsache ist, dass hier ein Gedicht steht, dass einfältiger kaum sein kann und keinen Nagel auf den Kopf trifft, sondern allenfalls schlichten Gemütern auf die Stirn tropft. Es gibt einen Unterschied zwischen einem europaweiten Faschismus, der zur gleichen Zeit, nämlich in den 30er Jahren, auftrat, und ein paar grölenden Glatzköpfen, die fast hundert Jahre später kein Mensch mehr ernst nimmt.

Die "Glatzen" von heute finden sich woanders und arbeiten mit anderen Mitteln. Aber dieses Thema will ich gar nicht anreißen, sonst gelte ich in nullkommanichts als Verschwörungstheoretiker. Jeder muss halt selbst darauf achten, wohin er den Blick lenkt.
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Alt 05.11.2021, 07:19   #26
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Standard Hallo Ottilie,

ich halte es für naiv und gefährlich, das Böse einfach als kleingeistig oder unterbemittelt hinzustellen.

Es wäre zu einfach.

MfG Silver
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Alt 05.11.2021, 08:10   #27
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Zitat:
Zitat von BladeRuner Beitrag anzeigen
damit du selbstreflektierend erkennst
Also, beachte doch mal betreffend "selbstreflektierend" dass es natürlich selbstreflektierende Warn-und Hinweisschilder gibt aber auch License Plates, habe ich selber am Auto, sogar zwei, ja, aber es gibt keine selbstreflektierenden Menschen. Geh doch mal in der Dämmerung an den Strand und schau dir die Bikini Mädchen an. Da ist keine selbstreflektierend. Und von mir verlangst du das Unmögliche? Geht's noch?
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Alt 05.11.2021, 08:38   #28
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Standard Empathie

Und noch eine kleine Anmerkung zum Begriff "Empathie":

Es handelt sich um ein modernes Wort, denn bis vor wenigen Jahrzehnten kannte niemand diesen Begriff. Er hat mit einem Affentempo in einem atemberaubend kurzen Zeitraum eine steile Karriere hingelegt und wird entsprechend inflationär und fahrlässig benutzt. Vor allem verbindet man immer etwas Positives mit Empathie, und genau das ist trügerisch.

Empathie bedeutet nichts anderes als Mitgefühl. Das kann aber in alle Richtungen gehen, also auch vom Positiven ins Negative. Wenn jemand einem anderen Menschen Schmerzen zufügt, "erleidet" er mit ihm die Auswirkungen, aber statt Entsetzen und Erbarmen können diese Leiden auch Lust und Befriedigung auslösen - und die Sucht nach mehr befeuern.

Empathie ist ein Hohlwort, eine Maske, die der Mensch trägt, um akzeptiert zu werden. Sie verrät nichts darüber, was er wirklich denkt und fühlt.


Diese Sicht auf Empathie findet ich spannend. Danke für diesen Denkanstoß.

Geändert von Yellow (05.11.2021 um 08:41 Uhr) Grund: Leider das Zitieren nicht hinbekommen. Sorry.
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Alt 05.11.2021, 09:09   #29
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Zitat:
Zitat von Yellow Beitrag anzeigen
Diese Sicht auf Empathie findet ich spannend. Danke für diesen Denkanstoß.
Dazu muss ich ergänzend sagen, dass es sich nicht um meine Ansicht handelt, sondern um die Feststellungen von Soiziologen, Psychologen und Historikern. Demnach ist die Fähigkeit zur Empathie nicht angeboren, sondern sie entsteht in einem Sozialisierungsprozess. Und deshalb nicht bei jedem Menschen.

Ich kann nur wiederholt empfehlen, in Steven Pinkers Buch über "Gewalt" nachzulesen. Dann wird man verstehen, dass die Menschen früherer Epochen von Gewalt fasziniert oder abgeschreckt waren, aber sie empfanden keine Empathie, weil Gewalt jeglicher Art zum Alltag gehörte. Schon gar nicht herrschte so ein "Betroffenheits-" und "Gedenktag-"Spektakel wie in unserer mediensüchtigen Zeit. Irgendwann werden wir keiner Arbeit und keinem Hobby mehr nachgehen können, weil unser 24/7 mit Gedenkminuten für jeden überfahrenen Regenwurm angefüllt ist.
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Alt 05.11.2021, 10:36   #30
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Standard Ja

in den gesellschaftlichen Debatten wird ganz schön viel gefühlt in letzter Zeit. Oftmals wohl zu viel. Deswegen mag ich Gedichte, da kann ich hemmunglos fühlen
Danke für den Buchtipp. Mein letzter Input zum Thema Thema ist schon etwas her. Wolfgang Sofskys „Traktat über die Gewalt“. Fand ich damals sehr erhellend.

Liebe Ottilie,

danke für das Gedicht, das hier diesen Faden ausgelöst hat.
Yellow ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.11.2021, 19:41   #31
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Hallo alle,

ich bin ja doch erstaunt, was dieses kleine, dumme Gedichtchen an Diskussionen ausgelöst hat. Leider ist der Ton der Meinungsäußerungen teilweise sehr rüde, um nicht zu sagen: aggressiv. Das ist, einerseits, natürlich schade, sind wir doch hier in einem Forum mit belesenen, gebildeten Menschen im Austausch. Andererseits zeigt der Ton - und das sehe ich durchaus als erhellend - doch wieder etwas von unserem Wesen: Wir sind wohl doch Konkurrenten, ganz gleich, obs um Meinungen, Posten, soziale Anerkennung etc. geht.

Mir fällt Freud ein, der einmal gefragt wurde, ob er eine Möglichkeit für eine friedliche Welt sehe. Er hat mit Nein geantwortet. Die Verwunderung - z.B. von Einstein - war groß. Freud hat seine Meinung mit der Natur des Menschen begründet, die nunmal so sei; selbst ein Normalo, sagte er sinngemäß, würde in einem ganz normalen Gespräch versuchen, seine Meinung durchzusetzen. Das sei auf allen Ebenen so.

Wenn man nun mal den Bogen ganz weit spannt, also von Freuds Meinung über die Natur des Menschen zum Thema Nazismus, Faschismus, kommt die dunkle Ahnung auf, die Untaten im "Dritten Reich" oder in Kambodscha zu Zeiten Pol Pots könnten etwas mit evolutionär ererbten Mustern zu tun haben... Daher vielleicht auch der Gedanke, diese Geschichten könnten sich wiederholen.

Blade Runer stellte die Frage, was denn Nazismus eigentlich sei. Ich kann darauf auch keine Antwort geben. Meine Vermutung ist allerdings: Wenn atavistische Triebe und Instinkte von schlauen Führern angetriggert werden und weniger schlaue Menschenmassen ihnen freien Lauf lassen, entsteht Faschismus:

Wer kennt schon von Herrn Biedermann
die wirklichen Absichten?
Und lächelt uns Frau Petreyl an,
glauben wir manch' Geschichten...

Die Frage, ob Nazis dumm oder schlau seien, geht m.E. am Thema vorbei. Ich habe mit dem Gedichtchen meine Zweifel an der Dummheit der Nazis ausdrücken wollen...
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Alt 05.11.2021, 20:26   #32
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Standard Liebe Ottilie

meine Meinung ist zwar höchstwahrscheinlich unerheblich, aber genauso wie Du es im letzten Satz gesagt hast, habe ich Dein kurzes Gedicht von Anfang an interpretiert.

"Man sagt (...), doch wer durchschaut ..." - da steht doch ganz eindeutig, dass man dem Augenschein und den pauschalen (Vor-)Urteilen eben nicht trauen sollte. Und in der zweiten Strophe steht ja auch nicht Leere, sondern Lehre.

Die empörten Kommentare, die dann gleich dazwischenprasselten, zeugen in erster Linie davon, dass hier auffallend unaufmerksam gelesen wird.

Einen schönen Abend wünscht

Epilog
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Alt 05.11.2021, 21:18   #33
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Epilog Beitrag anzeigen
Und in der zweiten Strophe steht ja auch nicht Leere, sondern Lehre.

Die empörten Kommentare, die dann gleich dazwischenprasselten, zeugen in erster Linie davon, dass hier auffallend unaufmerksam gelesen wird.
Das kann man völlig anders sehen, denn das Gedicht hebt die weit verbreitete Meinung über Nazi-Denkart keineswegs auf, sondern belässt es in der ersten Strophe bei einer Frage, die weder bejaht noch verneint wird. Außerdem steht in der zweiten Strophe nicht "Lehre", sondern "rechte Lehre". Genaues Zitieren ist mindestens genauso wünschenswert wie aufmerksames Lesen.

Wie bereits gesagt, geht das Gedicht von falschen Begriffen und Bezügen aus, denn die Nazis hatten keine Glatzen und warfen nicht mit dummen Parolen um sich. Das trifft auf die Ultrarechten zu, die man üblicherweise als Neo-Nazis bezeichnet, und diese sind ganz offensichtlich auch mit dem Gedicht gemeint. Die Nazis des deutschen Faschismus waren hingegen Verführer (vor allem, was die Jugend betrifft) und Apologeten ihres kruden Welt- und Menschenbildes. Nicht zuletzt handelte es sich um eine Zeit, in der es noch üblich war, politische Gegner zu ermorden, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Genau genommen werden die Nazis des Dritten Reiches durch die Bezugnahme auf die heutigen Glatzköpfe, die eher an eine Sekte erinnern und deshalb von den meisten Menschen nicht ernst genommen werden, in verharmlosender Weise relativiert.
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