Nur ein kleines Stück Papier… bei Poetry.de

Inka · 01.05.2024, 15:10

…fiel mir gestern mal wieder in die Hände. Es handelt sich um einen vergilbten, abgegriffenen Ausschnitt aus einer Königsberger Zeitung. Vermutlich aus den vierziger Jahren, den meine Mutter wohl so interessant fand, dass sie ihn mit auf die Reise nahm, als wir Anfang April 1944 die Stadt verlassen mussten.

Ich schrieb es ab, wie gedruckt (alte Rechtschreibung). Ein Autorenname stand nicht darunter.

Bis in den Tod

Ein rührendes Beispiel von Mutterliebe und Anhänglichkeit zeigte ein Hund, der seine Liebe mit dem Tode bezahlten mußte. Von dem westfälischen Landstädtchen B. zog neulich morgens ein Landwirt mit seinem Fuhrwerk nach Karlshafen, um Baumaterialien zu holen.

Der Hund, sein ständiger Begleiter, sollte den 25 Kilometer langen Weg nicht mitmachen, da er in allernächster Zeit Mutterfreuden entgegensah, er wurde deshalb zu Hause festgehalten.

Der Bauer war an seinem Ziele angelangt, hatte seinen Wagen vollgeladen und dann seine Pferde zur Fütterung untergestellt, als plötzlich sein Hund zur Stalltür hereinkam und sich zu den Pferden legte. Das Tier hatte die Spur seines Herrn gefunden und war den weiten Weg nachgeeilt.

Als nun der Fuhrmann einige Zeit später wieder anspannen wollte, sah er zu seinem Erstaunen, daß der Hund inzwischen Junge geworfen hatte, sieben kleine Tierchen lagen bei seiner Mutter.

Da der Wagen vollbeladen war, bat der Bauer den Gastwirt, den Hund mit den Jungen da zu behalten, da er sie bei seinem nächsten Hiersein mit nach Hause nehmen wollte.

Nicht wenig überrascht war der Landwirt, als er am nächsten Morgen seinen Stall betrat und den Hund mit seinen Jungen hier liegen sah. Die Kleinen waren alle wohlauf, die Mutter aber war tot. Sie hatte sich für ihre Kinder aufgeopfert. Vierzehnmal mußte das arme Tier den 25 Kilometer langen Weg, also 350 Kilometer in einer Nacht, zurücklegen, um die Kleinen nach Hause zu bringen.

01.05.2024, 15:10	#1
Inka Dabei seit: 07/2021 Ort: Odenwald Alter: 85 Beiträge: 318 Meine Favoriten	Nur ein kleines Stück Papier… …fiel mir gestern mal wieder in die Hände. Es handelt sich um einen vergilbten, abgegriffenen Ausschnitt aus einer Königsberger Zeitung. Vermutlich aus den vierziger Jahren, den meine Mutter wohl so interessant fand, dass sie ihn mit auf die Reise nahm, als wir Anfang April 1944 die Stadt verlassen mussten. Ich schrieb es ab, wie gedruckt (alte Rechtschreibung). Ein Autorenname stand nicht darunter. Bis in den Tod Ein rührendes Beispiel von Mutterliebe und Anhänglichkeit zeigte ein Hund, der seine Liebe mit dem Tode bezahlten mußte. Von dem westfälischen Landstädtchen B. zog neulich morgens ein Landwirt mit seinem Fuhrwerk nach Karlshafen, um Baumaterialien zu holen. Der Hund, sein ständiger Begleiter, sollte den 25 Kilometer langen Weg nicht mitmachen, da er in allernächster Zeit Mutterfreuden entgegensah, er wurde deshalb zu Hause festgehalten. Der Bauer war an seinem Ziele angelangt, hatte seinen Wagen vollgeladen und dann seine Pferde zur Fütterung untergestellt, als plötzlich sein Hund zur Stalltür hereinkam und sich zu den Pferden legte. Das Tier hatte die Spur seines Herrn gefunden und war den weiten Weg nachgeeilt. Als nun der Fuhrmann einige Zeit später wieder anspannen wollte, sah er zu seinem Erstaunen, daß der Hund inzwischen Junge geworfen hatte, sieben kleine Tierchen lagen bei seiner Mutter. Da der Wagen vollbeladen war, bat der Bauer den Gastwirt, den Hund mit den Jungen da zu behalten, da er sie bei seinem nächsten Hiersein mit nach Hause nehmen wollte. Nicht wenig überrascht war der Landwirt, als er am nächsten Morgen seinen Stall betrat und den Hund mit seinen Jungen hier liegen sah. Die Kleinen waren alle wohlauf, die Mutter aber war tot. Sie hatte sich für ihre Kinder aufgeopfert. Vierzehnmal mußte das arme Tier den 25 Kilometer langen Weg, also 350 Kilometer in einer Nacht, zurücklegen, um die Kleinen nach Hause zu bringen.