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Alt 06.06.2007, 12:09   #1
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Standard Der Hochzeitstag

Als mein Mann und ich die Feier zu unserem 5. Hochzeitstag besprechen, sind wir uns einig, dass es diesmal etwas besonderes sein soll. Unsere Wahl fällt auf ein kleines, stadtbekanntes Weinlokal, ganz in unserer Nähe. Wir beschließen, die paar Meter zu Fuß zu gehen. Schließlich will man ja auch etwas trinken. Am Abend brezeln wir uns auf. Ich betrachte mich im Spiegel. Ich habe meine Haare stundenlang bearbeitet und kiloweise Haarspray verwendet, damit die Pracht nicht gleich wieder zusammenfällt. Selbstverliebt gleitet mein Blick über mein Gesicht. Make up, Rouge und wimpernverlängerndes Mascara machen aus mir einen Vamp. Auch mein Mann hat sich alle Mühe gegeben. Er trägt einen Anzug und ein weißes Hemd. Gut der Knopf von der Jacke muß offen bleiben. Es spannt ein wenig. Aber insgesamt finde ich ihn ganz passabel. Wir machen uns auf den Weg.

Es geht nur langsam voran, weil ich auf meinen Schuhen kaum vorwärts komme. Um meine Beine optisch zu verlängern und einen damenhaften Gang vorzutäuschen, habe ich mir Pumps gekauft. Nie trage ich solche Schuhe und habe Mühe, nicht auf mein modelliertes Gesicht zu fallen. Krampfhaft kralle ich mich an meinem Mann fest. Es beginnt zu nieseln, dann zu regnen. Ich spüre, wie sich das Haarspray, das meine Haarpracht in Form halten sollte, zu meinem Feind entwickelt. Durch den Regen werden die Haare betonschwer. Ich habe Mühe meinen Kopf aufrecht zu halten. Immer wieder sackt er nach vorn. Verstohlen betrachte ich meinen Mann. Mit verbissenem Gesicht kämpft er gegen den aufkommenden Wind. Durch sein weißes, durchnässtes Hemd schimmern keck seine erigierten Brustwarzen. Ich frage mich gerade, ob sie sich aus Vorfreude oder Kälte in diesem Zustand befinden, als wir endlich das Lokal erreichen. Beschwingt öffnet mein Mann die Tür und knallt sie mir gegen die Stirn. Knisternd fängt mein Haar den schlimmsten Aufprall ab. Lediglich ein paar Haare brechen.

Wohlige Wärme empfängt uns. Dienstbeflissen eilt uns ein Kellner entgegen. Bemüht seriös teilt mein Mann ihm unsere Reservierung mit. Mit versteinerter Mine, weist uns der Kellner einen Tisch zu. Überrascht stelle ich fest, dass große Weinfässer zu Tischen umfunktioniert wurden, während kleinere als Sitzgelegenheit dienen. Ich bin relativ klein. Und die Fässer relativ groß. Mit einem kleinen Hüpfer lande ich schließlich auf meinem Sitzfass. Erschreckt stelle ich fest, dass meine Füße den Boden nicht berühren. Der Kellner tritt an unser Fass und überreicht uns die Weinkarte. Ich versuche, sie mit einer Hand zu halten, während ich mit der anderen Hand umblättere. Kiloschwer ist das Kartenungetüm und mordet einen meiner Fingernägel. Als ich die Preise sehe, schießt mir das Blut in den Kopf, doch mein Mann ist bereits dabei zu bestellen. Der Kellner schenkt meinem Mann ein wenig Wein ins Glas. Hilflos beobachtet mein Mann die anderen Gäste, die ebenfalls ihren Wein probieren. Zaghaft schwenkt er sein Weinglas und steckt dann seine Nase hinein. Endlich nimmt er einen kleinen Schluck. Sein Gesicht hat die Farbe einer überreifen Tomate. Dann nickt er huldvoll. Der Kellner schenkt uns ein. Wir studieren die Speisekarte, die noch größer ist, als die Weinkarte. Ich sacke in mich zusammen. Weinbergschnecken kenne ich, will ich aber nicht. Alles andere kenne ich nicht. Als mein Blick über die Preise gleitet, überlege ich, ob ich im kommenden Monat einen Nebenjob annehmen sollte. Verzweifelt flüstere ich meinem Mann meine Bedenken zu. Doch gönnerhaft klopft er auf seine Brusttasche. Offenbar ist die Brieftasche gut gefüllt. Wir bestellen. Was auch immer.

Meine Füße sind inzwischen eingeschlafen, wie leblos hängen sie am Fass herunter. Ich müßte dringend auf die Toilette, weiß aber nicht, wie ich mit meinen leblosen Beinen diese Aufgabe bewältigen soll. Zaghaft versuche ich sie zu bewegen. Nach einer Weile spüre ich das vertraute Kribbeln. Ich werde mutiger und lasse meine wiederbelebten Beine albern hin und herbaumeln. Plötzlich fliegt mir mein Pumps vom Fuß. Der Wein ist mir bereits zu Kopf gestiegen und ich kichere fast hysterisch und ein wenig zu laut. Empörte Blicke durchbohren mich. Fast anklagend liegt mein Schuh mitten im Gang. Mein Mann, mein Geliebter und Vertauter schwingt sich vom Fass und angelt lässig meinen Schuh vom Gang. Ein wenig unsanft stopft er meinen Fuß wieder in den Pumps. Keine Sekunde zu früh, denn endlich serviert der Kellner uns das Essen. Riesige vorgewärmte Teller, die kaum Platz auf dem Tisch-Fass finden, landen vor unseren hungrigen Augen. Eine Kuppel mit enormen Ausmaßen verdeckt unsere Speisen. Mit theatralischer Geste reißt der Kellner den Deckel vom Teller. Mit quellen fast die Augen aus dem Kopf, als ich sehe, was dort liegt. Mikroskopisch klein, liegt malerisch ein Stückchen Fleisch auf dem Teller. Garniert mit zwei Spargelstangen und einem Kleckschen ...Glibber. Lediglich von der Petersilie ist reichlich vorhanden. Mein Mann läßt sich nichts anmerken. Als ich das Fleisch in zwei Bissen zerschneide, quillt mir mehr Blut entgegen, als bei Shining aus dem Fahrstuhl floß. DAS kann ich auf gar keinen Fall essen. Eine Minute später hat mein Mann sein Mahl beendet. Geziert tupft er seine Lippen ab. Ich habe genug. Der Kellner offenbar auch, denn er starrt erwartungsvoll zu uns herüber. Mein Mann winkt ihn heran und bittet um die Rechnung.

Auf einem Silbertablett wird sie ihm wenige Minuten später schwungvoll serviert. Mein Mann wird ein wenig blass um die Nase. Umständlich kramt er in seiner Brieftasche herum und legt einen Schein neben die Rechnung. Stimmt so, murmelt er. Ich versuche Haltung zu bewahren und hüpfe angstrengt lässig von meinem Fass. Ich habe Nackenschmerzen, vom Versuch meinen kiloschweren Haarspraykopf gerade zu halten, meine Beine sind noch immer nicht ganz die alten und mein Magen knurrt empört. Als wir das Weinlokal verlassen, spüre ich die bohrenden Blicke der anderen Gäste in meinem Rücken. Sprachlos treten wir den Heimweg an. Wortlos machen wir Halt bei Eckis Imbiss und bestellen zwei halbe Hähnchen mit Pommes. Rot weiß.
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.06.2007, 12:15   #2
MORDS TUSSI
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 369


neee sorry morfun, ich würde das gerne lesen, aber dieser quadratisch unpraktische textblock hält mich davon ab. du weißt schon, wald, lauter bäume und erstes nicht erkennen können. wäre es möglich absätze einzubauen? so allein wegen der lesbarkeit. das wäre schön.

grüße
klimmbimm de social
MORDS TUSSI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.06.2007, 12:19   #3
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Ich habe mich bemüht, die Blöcke einigermaßen logisch zu formatieren. Vermutlich ist mir das nicht gelungen. Aber lesen geht jetzt hoffentlich besser.
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.07.2007, 12:07   #4
Marion
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 76


Zitat:
Original von sozialklimmbimm
neee sorry morfun, ich würde das gerne lesen, aber dieser quadratisch unpraktische textblock hält mich davon ab. du weißt schon, wald, lauter bäume und erstes nicht erkennen können. wäre es möglich absätze einzubauen? so allein wegen der lesbarkeit. das wäre schön.

grüße
klimmbimm de social

Ich möchte mich anschließen, soooviel zu lesen, und alles eng auf eng

Mach doch m,al ein zwei leertasten

und schon haben die Augen spaß zum lesen

Liebe Grüße

Marion
Marion ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2007, 13:23   #5
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Ich frage mich ernsthaft, wie ihr es schafft ein ganzes Buch zu lesen.
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.07.2007, 13:27   #6
männlich Zebulon
 
Benutzerbild von Zebulon
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 60


ich habs gelesen und finds wirklich witzig! es macht echt spass das zu lesen weil irgendwie alles einen kern wahrheit hat und richtig frech beschriben ist,

DAS nenn ich gleungen
Zebulon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.07.2007, 16:31   #7
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Vielen Dank, ich hatte schon die Hoffnung verloren hier etwas anderes zu lesen, als Kritik an der Länge und dem Aufbau. Das es dir darüber hinaus gefallen hat, freut mich besonders.
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2007, 15:03   #8
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785


ich lese ganz lange bücher in ganz kurzer zeit.und auch noch gern!dehalb hat mich das hier auch nicht abhalten können..
es hat mich teilweise geschüttelt vor lachen...hatte echt morefun.
und ich habe daher auch keine tippfehler beachtet, es gibt aber welche...
thx, toller hochzeitstag!
lg a
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.08.2007, 15:06   #9
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Ich freue mich ehrlich, dass es Mutige gibt, die sich an sooooooo einen langen Text heran trauen. Natürlich freut es mich, dass es gefällt. Vielen Dank. Ihr macht mir Mut noch einmal eine Geschichte zu verfassen. Und Tippfehler...seufz...ja bestimmt.
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.08.2007, 15:37   #10
Black Eyes - Blue Tears
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 36


Ich hab mich eben richtig gefreut als ich die Kathegorie Satiren und Persiflagen entdeckt habe
Und noch mehr als ich hier deinen wunderbaren Text erblickt habe
Muss sagen, er ist wirklich gut geworden.
Es sind schöne Übertreibungen vorhanden, kecke Formulierungen und es war als würde man direkt daneben stehen
Was mir ein wenig gefehlt hat waren Verniedlichungen, die ja oft bei solchen Texten vorkommen.

Trotzdem, ein gelungenes Fressen

MfG Bebt
Black Eyes - Blue Tears ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.08.2007, 18:40   #11
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Verniedlichungen? Was meinst du damit?
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2007, 00:33   #12
Black Eyes - Blue Tears
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 36


Hmm ja eigentlich nur, dass man ein paar übetriebene wörter erfindet wie zuckerwattesüß und alles ziemlich verniedlichend beschreibt
Black Eyes - Blue Tears ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 17:00   #13
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Ach so etwas mmeinst du. Nein, fand ich hier nicht nötig, ist auch (meistens) nicht so mein ding.
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 22:09   #14
Neruda
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 257


Finde ich hier in der Tat auch nicht nötig.
Naja okay, also ganz ohne Absätze finde ich es auch etwas anstrengend zu lesen, die Länge ansich sollte aber kein Problem sein. Wie du schon sagtest, wie die wohl ganze bücher lesen können *kopfschüttel*

Hat sich gelohnt zu lesen, war witzig.

Lg, Kim
Neruda ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2007, 15:26   #15
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240


Ich bin zuerst ganz ohne Absätze ausgekommen. =) Die Schwierigkeit dann so einen Text am PC zu lesen kann ich noch nachvollziehen. Sind es jetzt immer noch zu wenig?
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2007, 15:55   #16
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785


nö.für mich reichen sie.
lg
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2007, 21:04   #17
Dingenskirchen
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 20


Ich habe mich eingenässt!
Besonders diese Stelle:

Meine Füße sind inzwischen eingeschlafen, wie leblos hängen sie am Fass herunter. Ich müßte dringend auf die Toilette, weiß aber nicht, wie ich mit meinen leblosen Beinen diese Aufgabe bewältigen soll. Zaghaft versuche ich sie zu bewegen. Nach einer Weile spüre ich das vertraute Kribbeln. Ich werde mutiger und lasse meine wiederbelebten Beine albern hin und herbaumeln.

albern hin und herbaumeln

Ich seh es vor mir.
Dingenskirchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2007, 21:18   #18
Christoph
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 124


Standard RE: Der Hochzeitstag

Einen feinen Humor hast du. Ich mag ihn. Hat viel Spass gemacht.

Zitat:
Überrascht stelle ich fest, dass große Weinfässer zu Tischen umfunktioniert wurden, während kleinere als Sitzgelegenheit dienen. Ich bin relativ klein. Und die Fässer relativ groß. Mit einem kleinen Hüpfer lande ich schließlich auf meinem Sitzfass.
Absolut gelungen.

Lg Christoph
Christoph ist offline   Mit Zitat antworten
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