Fernweh ohne Versandkosten

[Lewin]

Mariechen mit dem Bindestrich

Ich gehe jetzt nach Hammerfest.
Dort treffe ich Mariechen.
Da üben wir im Liebesnest
das tägliche Verkriechen.

Sie war zuvor auf Helgoland
mit ihrem Doppelnamen.
Da wurde ich mit ihr bekannt,
als wir vom Bäcker kamen.

Jetzt knabbern wir am Bindestrich
und was von ihm geblieben.
Erst knabbert sie, dann knabbre ich.
Es dauert schon, das Üben.

Das nächste Ziel schwebt uns schon vor.
Man sagt, da sei es milder.
Die Landschaft ist ein Blütenflor
voll lauter bunter Bilder.

Wir liegen träumend mitten drin
benetzt von Tau und Nektar
und schauen gar nicht richtig hin.
Es ist wohl kaum ein Hektar.

Ringsum zieht sich ein Weidezaun.
Fast überall sind Leute.
Da wird ’s für uns Zeit abzuhaun.
Und das geschieht grad heute!

Da lob ich mir mein Hammerfest.
Dazu noch mein Mariechen.
Nun üben wir im Liebesnest
doch lieber das Verkriechen!

So muss man am Polarkreis sich
im Ruch von Kabeljauen
gerade einen Bindestrich
von seiner Schönen klauen.

[Thing]

das ist ja aller-allerliebst!
Eine entzückende Schilderung der erfüllten Gegenseitigkeit, an der mir nur ein Vers Unbehagen bereitet:

voll lauter bunter Bilder.

Weil ich nicht genau weiß, wie das lauter gemeint ist.
Und voll - hm, naja.

Anregung:

voller bunter Bilder.

Ich wünsche noch viel Spaß beim Bindestrichknabbern, bevor er restlos weg ist. Und beim täglichen Verkriechen.(entzückend!)
Was steht denn vor oder hinter diesem Rudiment?
(Anne-Marie?)


Herzlichen Gruß
vom
Thing

[Lewin]

Hallo Thing,
danke für deine Zeilen. Zunächst zu dem Begriff "lauter". Lauter schöne Dinge... gehört für mich zur Standardsprache. Vergleiche:
die herren dieser art blendt oft zu vieles licht;
sie sehn den wald vor lauter bäumen nicht.
Wieland 9, 52.
Übrigens hatte ich die Zeilen für eine Dame mit einem Nachnamen mit Bindestrich geschrieben. Vornamen lasse ich mir ja noch gefallen.
Und eingestellt für den lieben Versard und sein Gedicht Fernweh. Aber das ist alles an den Baum gegangen, wie ich sehe.
Liebe Grüße
Lewin.

[Ex-Dabschi]

Lieber Lewin,

ich finde Dein Gedicht auch herzallerliebst. Ich habe es mit Freude gelesen.

Den Begriff "lauter" kenne ich auch.

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j...znitYpLjVupv2Q

Liebe Abendgrüße
Dabschi

[Thing]

Zitat von Lewin

Hallo Thing,
danke für deine Zeilen. Zunächst zu dem Begriff "lauter". Lauter schöne Dinge... gehört für mich zur Standardsprache. Vergleiche:
die herren dieser art blendt oft zu vieles licht;
sie sehn den wald vor lauter bäumen nicht.
Wieland 9, 52.

Lewin.

Lieber Lewin,

selbstverständlich kenne ich beide Bedeutungen.
So, wie Du es hier stehen hast, ist es mir fast zu alltäglich, nicht sehr lyrisch.
Aber da mein Herz lauteres Gold ist..... mäkele ich nicht.


Lieben Nachtgruß
v,
Thing

[Versard]

Ich kapiers nich so ganz xD

[Lewin]

Hallo Dabschi,
danke für deine netten Zeilen. Leider komme ich erst jetzt dazu, mich mit einer ganzen Reihe von Kommentaren zu befassen. So auch mit deinem. Natürlich darf man das Gedicht nicht so ganz verbissen sehen, eher als eine Anregung, seiner Phantasie sowohl in geografischer als auch in angedeutet erotischer Hinsicht ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Etwas zum Freuen.
Herzliche Grüße von
Lewin.

[Lewin]

Hallo Versard,
dein Fernweh scheint noch nicht groß genug und die kleinste Hütte, nach der du dich sehnst, noch nicht klein genug. Aber macht nichts. Es ist ja so, dass ich das Gedicht mit dem schönen skandinavischen Ort Hammerfest nicht für dich geschrieben habe; ich habe es nur eingestellt, weil das Verkriechen und dein Fernweh nach der kleinen Hütte zwar zusammen gepasst hätten, alles übrige natürlich der Phantasie desjenigen überlassen geblieben wäre, der sich diesem gedachten Erlebnis gestellt hätte. (Wird schon wieder leicht verwirrend). Dennoch, danke fürs Lesen und deinen wie immer ehrlichen Kommentar.
Gruß
Lewin.