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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 09.06.2010, 14:50   #1
männlich Perry
 
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Dabei seit: 11/2006
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Beiträge: 3.762

Standard abgespult

wie flutschte der flachs doch einst durch die finger, rann der faden
über rollen zur spule. ein lied aus blutjungen lippen, sprang über
auf kräftige schultern, die ballen trugen.

eintönig surrend später kämme und fächer, die fäden geschossen,
gekreuzt und über rotierende walzen zu endlosen bahnen gewebt,
von summenden staplern bewegt.

nun ist es still, die räume sind leer, der flachs verfault, der faden lief aus. verklungen sind die gesänge, gespenstisch harrt das ruhende gestänge
vor dem haus die schwingende birne.
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Alt 09.06.2010, 15:42   #2
männlich Neny
 
Dabei seit: 10/2009
Ort: Lancre
Alter: 37
Beiträge: 96

Hi Perry,

was für ein Kopfkino du hier schaffst. Eine Weberei in der junge Frauen beim Flachs spinnen singen, die Männer, die Garnballen zum Weben bringen, das Klackern der Webstühle. Das alles klingt nach in der letzten Strophe, die die nüchterne Gegenwart zeigt. Gefällt mir sehr gut.
Aufgefallen ist mir das flutschte am Anfang. Vielleicht ist das nur bei mir so, aber ich verbinde damit eher etwas feuchtes und keine Fasern, nur mir mag auch grad nichts anderes einfallen dafür.
Ob das nun einen aktuellen Bezug hat, da es in Zeitgeschehen und GEselschaft steht weis ich nicht ^^, aber aufjedenfall gern gelesen.

Grüße Neny
Neny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2010, 16:54   #3
männlich Caliban
 
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Beiträge: 555

vielleicht "fuhr" statt "flutschte"? Die Alliteration bleibt erhalten, doch Flachs der flutscht, mag nichtrecht flutschen.
Caliban ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.06.2010, 19:08   #4
männlich Perry
 
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Beiträge: 3.762

Standard Hallo Neny,

durch die Globalisierung sind in unseren Breitengraden fast alle Spinnereien bzw. Webereien verschwunden. Natürlich ist das nicht aufzuhalten, aber ein wenig wehmütig stimmt es schon, wenn Arbeit immer mehr entmenschlicht wird. Was das "flutschte" anbelangt, hat es neben der leicht ölig feuchten Komponente auch noch die Bedeutung "leicht von der Hand gehen" und auf die kam es mir auch an.
Danke für dein Interesse und LG
Perry

Hallo Caliban,
danke für deine Anregung, aber "fuhr" mag mir nicht so recht munden.
LG
Perry
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Alt 21.06.2010, 21:44   #5
weiblich Ex-phönixe
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Dabei seit: 08/2007
Beiträge: 401

Hallo Perry,
inhaltlich habe ich nix zu bemängeln,
einzig die Zeilenanordnung gefällt mir nicht,

lg phönixe
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Alt 22.06.2010, 09:41   #6
männlich Perry
 
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Alter: 71
Beiträge: 3.762

Standard Hallo Phönixe,

freut mich, dass dir mein Abgesang auf das Weberhandwerk gefallen hat.
Die Form ist als freie Terzette gedacht. Der Ausreißer im 3. Vers ist lediglich ein Darstellungsfehler.
LG
Perry
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
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