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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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24.08.2005, 11:00 | #1 |
Ein mieses Gedicht
~ * ~ Ein mieses Gedicht Dies ist nun wohl ein mieses G'dicht das unverhohl'n hier zu euch spricht! So mies, dass es ins Auge sticht. Das Versmaß passt nicht, reimt sich nicht! Die Wortwahl ist so penetrant, man wird von Krämpfen übermannt! Doch hat man erst den Trick erkannt, so ist's zu spät, man bleibt gebannt und liest brav jede Strophe leer. Sobald es 'rum ist, einmal mehr. Doch setzt man sich dem Bann zur Wehr (aus welchem Grunde bitte sehr?), so wird's der Leser recht bereu'n, denn das Gedicht wird sich nicht scheu'n - ja selbstgerecht des Schadens freu'n - des Lesers G'danken zu zerstreu'n: er denkt sich krumm: "Wie geht es fort? Hätt's lesen sollen! Wort für Wort! Hab's aber nicht - verflixt, verdorrt!" Der Leser ist mal da, mal dort in seinem wirren Denksalat. "Das G'dicht war mies! Ob's etwas hat was an der schlechten Dichtung statt nun doch noch was zu sagen hat?" Im gleichen Zuge kramt er's vor und knüllt es auf. Wie ein Tenor brüllt plötzlich lauthals in sein Ohr seine Vernunft: "Du bist ein Tor! Weißt dummes Menschlein du denn nicht was die Moral von dieser G'schicht?: Sei noch so dämlich ein Gedicht, so lies es ganz, du keiner Wicht!" ~ * ~
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27.08.2005, 10:23 | #2 |
Hallo titus,
zunächst mal herzlich willkommen hier im Fopum. Deinem Gedicht stehe ich etwas zwiespältig gegenüber: Handwerklich sind Deine Zeilen gelungen. Durchgängig verwendest Du einen 4-hebigen Trochäus, die Reime sind fehlerlos. Das einzige was mich stört, sind die Elisionen. "G'dicht, G'danken,G'schicht" liest und spricht sich für einen Berliner (und vermutlich auch die Norddeutschen)etwas schwierig, das hört sich sehr nach bayrischem Dialekt an. Nun will ich nicht sagen, dass man nicht auch mal ein Gedicht in einem Dialekt schreiben kann, aber das liegt hier ja nun auch nicht vor. Irgendwie kann ich mich damit nicht anfreunden... Inhaltlich frage ich mich natürlich schon, was nun am Ende dieses langen, miesen Gedichtes (welches ich nicht mit dem hier präsentierten gelichsetzen möchte) stand, was das lyrische Ich dazu bewegte, sich selbst als Tor wegen seiner Ungeduld zu bezeichnen. Irgendwas ganz tolles stand dort - aber was? Natürlich steckt in diesen Zeilen die Aufforderung, sich Sachen erst zu Ende zu betrachten und erst ein Urteil zu fällen, wenn man alle Fakten bzw. das vollständige Gedicht kennt. Aber irgendwie hätte ich mir gewünscht, dass diese Erkenntnis auch mehr durch den Inhalt des Gedichtes unterstrichen wird. Die Aussage: "da war wer, der hat das Gedicht erst nicht zu Ende gelesen, weil es so mies war, dann aber doch noch mal reingeschaut und war aufgrund der conclusio ganz baff" stellt mich nicht zufrieden. Wenn ich als Leser die ganze Zeit dabei bin, möchte ich es eben auch wissen, sonst funktioniert die "Moral der Geschichte" nicht... Handwerklich also gelungen stellt mich das Gedicht inhaltich nicht so recht zufrieden. Etwas zu lang ist es mir auch. Ein mieses Gedicht ist es aber dennoch nicht. |
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27.08.2005, 20:45 | #3 |
Grüße dich, Don Carvalho
danke für den Willkommensgruß und für deine konstruktive Kritik. Die Synkopen, die du meinst, habe ich nur eingebaut, um das Versmaß nicht zu verletzen... mag sein, dass sie einen Norddeutschen eher stören als einen Bayern, es lag aber keineswegs in meiner Absicht, dem Gedicht damit einen bayerischen Anstrich zu geben. Ich werde das Gedicht disbezüglich nochmal überarbeiten. Inhaltlich läuft es nur darauf hinaus, dass man ein Gedicht immer lesen sollte, auch wenn man's nicht so toll findet, weil der Autor damit immer etwas mitteilen will. Abgesehen davon soll es einfach nur lustig sein. Gruß titus |
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28.08.2005, 01:42 | #4 |
Möchte noch kurz zum Inhalt des 'miesen Gedichts' anmerken, dass es sich dabei um eben dieses Gedicht selbst handelt und eine Erläuterung des Inhalts dadurch erst gar nicht nötig ist. Das Gedicht fordert seinen Leser quasi auf, bis zum Schluß zu lesen - und was ist dann der Lohn dafür? Die völlig überflüssige Belehrung, das zu tun was man ohnehin bereits getan hat - zu Ende zu lesen! Der Leser wird also nur von einem Gedicht an der Nase geführt...
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