Die sieben Todsünden

[Heinz]

Wenn, wie jüngst zwei Geistesriesen,
über Sünden sich ergießen,
über Gott und Glauben plaudern,
dann versteht ihr doch mein Zaudern,
frei und offen zu bekennen,
meine Sünden zu benennen.

Sieben ist die Zahl der Wurzelsünden,
tief hab ich geforscht, versuchte zu ergründen,
bin ich Sünder oder nicht,
wie steh ich da vorm Weltgericht?

Lande ich im Himmel droben,
darf da ewig Gottes Güte loben?
Hab mit Vorsatz ich gesündigt,
wird die Hölle angekündigt,
muss ich schwelend grässlich schmoren,
seufzend: Gott, ach, wär ich nie geboren?

Aufgelistet stehen da: Der Stolz, die Habsucht,
Neid und Zorn, ein gar nicht keusches Leben,
für solche Sünden werden wir verflucht,
auch Unmaß oder Trägheit werden nicht vergeben.

Ich frage schüchtern, frage leis und bang:
Als mirs mit Freud und Lust gelang,
der Kinder vier mit meiner Frau zu zeugen
und stolz wie Bolle war sie vorzuführen,
muss ich mich nun dem Urteil Gottes beugen,
beim Satan Höllenfeuer schüren?

Die schiere Habsucht und den gelben Neid,
die warn mir immer unbekannt.
Vor Zorn, das geb ich zu, da bin ich allezeit
wider Stur- und Dummheit angerannt.

Unmäßig war mein Wissensdrang nach Wahrheit,
nach Schönheit; Harmonie und Klarheit,
und wenns auch Sünde war, ein träges Strecken
meiner Glieder konnt ich nie so recht verstecken.

Und ob ich unkeusch war, mein Gott, wie soll ichs sagen?
Es kamen niemals irgendwelche Klagen;
du hast der Frauen Leiber doch so herrlich ausgestattet,
bin ich dran Schuld, dass Jesus nie ein Weib begattet?
Der Not, die du geschaffen, folgend, nie dem eignem Triebe,
gehorchte ich dem Lockruf, heuchelte auch manchmal Liebe
und küsste vieler Mädchen rotgelippte Münder -
nun sag schon: Nennst du so was einen Sünder?