Flussab

[UdoFrentzen]

Im Wasser spiegeln sich unsere Wege,
Gekräusel im Fluss, Wellen im Meer,
Sterne im All sind hier knappe Längen.

Im Jahr 2000 stieß mich ein Gedanke,
Unsere Entfernung zu Gott zu messen,
Nach oben? Nach unten? – Flussauf!

Hier gleitet er algenreich und grün,
Wohlstand, Elend in Nähe wie Ferne,
gespalten, verbohrt und verfeindet.

Seine Worte raten in jeder Epistel:
Steig‘ auf zu den Quellen des Lebens,
Wo die Bäche noch blau und klar sind.

Rudere mit Fleiß gegen die Strömung,
Lasse dich nicht nach unten treiben,
Nachts halte im Zelt am Ufer Lager.

Die Boote, die vorbei nach unten eilen,
Gestopft mit Köpfen, Waren und Waffen,
Ziehen bespannt mit schmucken Fahnen.

Ihre Fahrten im langen Blick verfolgend,
Steuern ihre Kapitäne die gleiche Tour,
die zu Kolonien und Weltkriegen führte.

Hinter dem ersten, schmalen Wasserfall
Zeigen sie ihr Geschäft mit Totenflagge
Über Strudeln, dort grau und vergiftet.

Nach dem zweiten Fall zum Delta hinab
Ist eine Umkehr kaum noch zu gewinnen
Aus dichten, pervers tropfenden Nebeln.

Die Könige und Präsidenten unserer Zeit
Zielen auf planetarische Katastrophen
Zu sinken in Röte, Schwärze, Schwere.



(englische Übersetzung bei Int. G.)