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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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28.01.2011, 18:41 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Frage eines Dichters
Der Dichter
Verstört vernehm ich kaum versteckten Vorwurf: Barock sei meine Sprache, vielen nicht verständlich, zu antik, metaphernschwer, den Leser stets zum Googlen zwingend; lieber vernähm er doch in zeitgemäßen Worten des Dichters absichtsvoll verborgnes Sinnen. 1. Chor Ach, sprich und Poet, in begreifbaren Versen von Liebe und Glück, auch von Trübsal und Trauer. Vermeid es, in mythengeschwängerten Strophen Vergangnes in klassische Metren zu pressen. Benutze die Leier und zupfe die herrlichsten Töne, besinge zu unserer Freude das Gute und Schöne! 2. Chor In Worten des Alltags kann jeder die Tücken des Lebens, gescheiterte Liebe beschreiben. Wir wünschen die Schleier der Lyrik und lassen uns gerne entführen in lichtere Höhen. Beide Chöre Besinge zu unserer Freude das Gute und Schöne, benutze die Leier und zupfe die herrlichsten Töne! Der Dichter Niemals hemmte je ein Versfuß meine Rede. Fußlos stolpernd ist nur schwer der Weg zu bahnen, der zu euren Herzen führt und leises Ahnen keimen lässt von wundersamen Melodien. Beschreibe genau ich den Flug eines stolzen Milans, die Gabel des Schwanzes, die Farbe der rötlichen Federn, den Schrei aus dem Schnabel, der weithin vernehmbar ertönt, - wie wollt ihr das Lied seiner Fittiche hören, das Götter gebannt und im Herzen gerührt mit Vergnügen belauschen? |
28.01.2011, 19:01 | #2 |
abgemeldet
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Beachtlich.
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28.01.2011, 19:06 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Frage...
Was?
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28.01.2011, 19:09 | #4 |
abgemeldet
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Dein Text!
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28.01.2011, 19:30 | #5 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Heinz!
Außer dem etwas groben nur schwer hast Du dem nach Lyrik dürstenden Herzen den Abend versüßt; gleich dem vom Adler geraubten Ganymed schenktest Du Nektar olympischem Narren! Thing |
28.01.2011, 19:41 | #6 |
Forumsleitung
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Heinz, Du bist zu spät geboren. Für Dich wohl keine Gnade.
Aber für Dinos wie mich schon. Lieben Gruß an einen Talentierten, Ilka-M. |
29.01.2011, 01:23 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Frage ...
Lieber Schamansky,
aha! (Nee, ich will Dich nicht veräppeln. Im Gegenteil, ich freue mich über Deinen knappen Kommentar genauso wie über die lapidare Erklärung! Lieber Thing, olympischen Narren schenke ich nur zu gern etwas. Genauso lieb wäre mir, wenn ein paar Reimeschinder (auf die ich hier weitestgehend mit voler Absicht verzichtet habe) spüren, wann bei mir die gereimte Reportage aufhört und das Lyrische beginnt. Ich denke, da laufe ich bei Dir offene Türen ein. Liebe Ilka-Maria, kann man sich von einer Poetin ein schöneres Lob erwarten? Du und Dino, nee, dann schon Dina. Liebe Grüße an Euch! Heinz |
30.01.2011, 20:56 | #8 |
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Wunderschön! Wie sich die einzelnen Pentameter aneinander schmiegen und kein überflüssiges Füllwort den Sinn der Worte verwässert!
Kunstvolle Metrik, vor allem, wen sie so schön im Einklang mit dem Inhalt steht, lese ich am allerliebsten. Beeindruckend! |
30.01.2011, 22:42 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Frage...
Lieber Odiumediae,
ich bestreite nicht, dass ich mir mit den Versfüßen Mühe gegeben habe. Aber dass da Pentameter dabei sind, habe ich nicht bemerkt, bzw. nicht mit Absicht geschrieben. Aber wenn es gefällt, dann freue ich mich natürlich. Liebe grüße, Heinz |
30.01.2011, 22:46 | #10 |
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Das fällt mir schwer zu glauben, denn die Metrik ist wunderbar gleichmäßig. Nichtsdestoweniger ist es ein beeindruckendes Werk.
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30.01.2011, 22:51 | #11 |
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Ein Pentameter ist erst einmal jeder Vers mit fünf Hebungen.
Der elegische Pentameter ist eine Sonderform und dazu irreführend benannt, da er sechs Hebungen hat. X--X--X / X--X--X oder X-X--X / X--X--X |
30.01.2011, 22:59 | #12 |
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Du hast Recht, es handelt sich in bestimmtem Wechsel um fünfhebige Daktylen und Trochäen. Asche auf mein Haupt für das Verzählen. Es bleibt eine hervorragende Arbeit.
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30.01.2011, 23:28 | #13 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Frage
Hallo,
siehste, Pentameter habe ich nicht geschrieben. Was ich beabsichtigt habe, sag ich Dir mal: 1. Strophe = xXxXxXxXxXx usw. = fünfheb. Jamben ohne Reime = Blankverse (ein sehr lange sehr beliebtes Versmaß, z.B. Goethes Iphigenie und wenn michn icht alles täuscht, auch Schillers Braut von Messina) 2. Strophe = xXxxXxxXxxXx usw. = vierheb. Daktylen mit Auftakt, die beiden letzten Verse sind fünfhebig 3. Strophe = xXxxXxxXxxXx usw. = vierheb. Daktylen mit Auftakt 4. Strophe = xXxxXxxXxxXxxXx = fünfheb. Daktylen mit Auftakt 5. Strophe = XxXxXxXxXxXx usw. = sechsheb. Trochäen 6. Strophe = xXxxXxxXxxXxxX usw. = fünfheb. Daktylen mit Auftakt An Penta- und Hexameter trau ich mich auch noch mal ran. Liebe Grüße, Heinz |
30.01.2011, 23:34 | #14 | |
Hallo Heinz,
dein Text ist wirklich eine Herausforderung! Ich lese ihn als dramatischen Text, auch wenn Lyrik thematisiert wird. Mich würde interessieren, ob der Wechsel zwischen vier- fünf- und sechshebigen Versen eine Funktion für den Inhalt hat. Zitat:
Du siehst, ich tappe leider ziemlich im Dunkeln, mit der letzten Strophe bin ich dann ganz überfordert. Hilfe ...und Grüße, A. |
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30.01.2011, 23:34 | #15 |
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30.01.2011, 23:37 | #16 | |
abgemeldet
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Zitat:
Wichtiger als alle Silben- und Versfußzählerei ist ein stimmiger, rhythmischer, "groovender" Sprachfluß, und der ist ganz ohne Zweifel gegeben. |
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30.01.2011, 23:45 | #17 |
abgemeldet
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Ich war der Meinung erlegen, Pentameter wiesen (im Deutschen) eine sechste Hebung auf, da sie nur das Äquivalent zum lateinischen Pentameter sind, welcher in der Mitte eine doppelte, aber durch eine Zäsur geteilte Hebung aufweist (wie die Pentameter in (Mono)Distichen, solche hab ich hier auch irgendwo gepostet). Also folgendermaßen:
Xx(x)Xx(x)X XxxXxxX Irgendwie habe ich da etwas verwechselt. Genauer genommen bin ich immer noch etwas verwirrt. Und ich denke, du hast Recht, es kommt auf den 'Groove' an, obwohl ich mich auch gern einmal an Vorbildern versuche. |
30.01.2011, 23:51 | #18 |
Respekt
Ich finde den Vergleich zwischen Leier und zupfenden Tönen im Aspekt auf einen Dichter gesprochen sehr schön...es erinnert etwas an den leider vergessenen Minesang( gott ich hoffe das ist richtig geschrieben, wenn nicht sagt bescheid) der ja letztendlich auch (nur) ein Dichter war. Das Gedicht ist echt Klasse und gut verständlich. Die Aussage kommt schon fast etwas spottend rüber....echt gut, mfg
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30.01.2011, 23:54 | #19 | |
Zitat:
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30.01.2011, 23:56 | #20 |
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Minnesang schreibt es sich. Der Minnesang ist selbst kein Dichter, sondern eine Art der Liebeslyrik, die in Musikbegleitung auf für den Minnesänger unerreichbare edle Frauen (Frouven: das mittelalterliche Äquivalent zur edlen Dame) angestimmt wurde. Walther von der Vogelweide war ein solcher Minnesänger. Ich hoffe, das beantwortet deine Frage, Poet.
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31.01.2011, 00:05 | #21 |
Hallo:)
Gern doch zu erst....ich schreib für mein Leben gern....ich hab keinen plan davon was diese Penta dingsta bumsta und so bedeutet.. scheiß Allgemeinbildung....gut zum Wesentlichen...
Ich verstehe das so; Viele Menschen sind nicht in der Lage ein Gedicht, das mit Metaphern, oder gar alten ( nicht mehr gebräuchlichen) Worten geschrieben ist zu verstehen..Sie wollen nicht darüber nachdenken was der dichter eigentlich schreibt. Sie wollen sie dinge im klartext ohne umschweifungen dastehen haben. und wenn sie es begreifen wollten bräuchten sie ein lexikon oder google aber ein paar einzelne gibt es, die nicht wollen das der dichter damit aufhöhrt...sie wollen das die leier weiterspielt, sie wollen diese kunst hören, verstehen und sehen.... das sagt mir dieses Gedicht... vielleicht verstehe ich es total falsch aber in meinen augen beschreibt es das für mich.....das spottende liegt im chor......er ist der lachende, fast überhebliche Gegner des Verses.... |
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31.01.2011, 00:07 | #22 |
Ja
ja beantwortet meine frage...danke....aber ist gesang nicht auch Lyrik? und ist es nicht auch eine Kunst und in reimen gesungen doch auch eine dichtende kunst...für mich sind rapper eigentlich dichter!
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31.01.2011, 00:10 | #23 |
und noch was
auch gedichte sollten oder konnten edle Frauen erreichen......musikalische unterstützung idt ledeglich eine Begleitung.....im Eigentlichen ist es sehr ähnlich.....
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31.01.2011, 00:11 | #24 |
R.I.P.
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Rap k a n n Dichtung, k a n n lyrisch sein, muß aber nicht und ist es nicht immer.
Heinzs Lyrik ist durchweg und immer Dichtung und Kunst. Das sind die Unterschiede. |
31.01.2011, 00:12 | #25 | ||
Na ja, so ungefähr würd ich dir zustimmen, aber welche Position nimmt der Dichter ein? Du erklärst nicht die letzten beiden Strophen und das sind die, mit denen ich Probleme habe.
Zitat:
Zitat:
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31.01.2011, 00:14 | #26 |
abgemeldet
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Natürlich, Gesang kann Lyrik sein, sofern er gewissen Mustern entspricht und das tut er meist schon, indem er einer Melodie folgt. Und Reimen ist natürlich auch Dichten.
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31.01.2011, 00:15 | #27 |
na ja aber chor 2, dem gefallen doch auch die lyrischen Schleier...es ist nur anders geschrieben, denke ich ich denke bd chöre sind gegenteilig geschrieben.......
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31.01.2011, 00:17 | #28 |
hm
rap ist definitiv auch immer dichtung und kunst. nur anders verpackt.
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31.01.2011, 00:21 | #29 |
R.I.P.
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Ich widerspreche.
Oder man billgt der BILD-Zeitung ebenfalls zu, Dichtung und Kunst zu sein. |
31.01.2011, 00:29 | #30 |
abgemeldet
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Was das angeht, stimme ich Thing zu. Ein paar Reime zustande bringen kann auch jeder hoffnungslos Betrunkene. Das fällt nicht unter meine persönliche Definition von Kunst, die da besagt, dass Arbeit, Reflexion und Aussage darin stecken sollten.
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31.01.2011, 00:30 | #31 | |
Zitat:
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31.01.2011, 00:33 | #32 |
interessant rap mit der bildzeitung zu vergleichen...ist dir bewustt welchen wortschatz ein guter rapper hat? welche vergleiche und verbindungen er worten und sätzen ziehen kann? ist dir bewusst das ein rapper nicht auf ein wort sondern auf mehrere reimt, und das innerhalb von zwei lines, die ähnlich wie zwei zeilen sind...ganz nebenbei achtet er noch auf den reimfluss dere wortsilben, sprich wenn er sieben silben zum reimen hat, kann er darauf nicht sechs oder acht setzen, sondern er versucht sieben zu setzen,,,, und versucht dann bei 28 silben, in dem 14 einen reim ergeben auch noch einen sinn zu erzeugen.....rap ist keine dichtende kunst?
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31.01.2011, 00:40 | #33 |
abgemeldet
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Rap ist durchaus eine Kunstform, wenn da jemand mit "Skillz" zugange ist und beispielsweise multiple Reime kreuztechnisch über die Takte und Taktzeiten verteilt und vielleicht noch Triolierungen hineinmixt. Das ist an technischer Komplexität ohne weiteres mit klassischen Versmaßen zu vergleichen, oder aber mit gekonntem Solo-Schlagzeugspiel (freie Synkopierungen auf Rides und Hi-Hats beispielsweise.) Jazz. Bebop. Funk.
Nicht jeder Rapper ist gleich gut, aber wer das da oben beherrscht, und dazu noch improvisiert und freestylend, der geht bei mir locker als Künstler durch. Nicht als Künstler geht durch, wer gerade eben erst herausgefunden hat, daß sich Macker auf Fucker reimt. |
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