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Alt 01.12.2023, 21:23   #1
männlich Eisenvorhang
 
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Standard Der Brunnen, die Kanne Milch und Emilie - eine Novelle

Chapter 1:
Bisher kein Ortsname

Die Kuh, der Bäcker und der Brunnen

Emilie schlenderte durch das beschauliche Dorf, ihre Schritte hallten sanft auf dem alten Kopfsteinpflaster wider. Ein leiser Wind wehte durch die Straßen und trug den Duft frisch gebackener Brote aus der Bäckerei herüber, an der Emilie gerade vorbeiging. Ihr Ziel war jedoch ein anderes – sie war auf dem Weg zum Bauernhof am Rande des Dorfes, um ein Kännchen frischer Milch zu holen.

Als sie mit der prall gefüllten Kanne in der Hand den Heimweg antrat, begegnete sie einer großen, braunen Kuh, die friedlich an einem Grasbüschel am Wegesrand kaute und Emilie, mit ihrer verschnodderten Nase und ihren großen Augen, anschaute. Emilie blieb stehen und betrachtete das Tier einen Moment lang. Sie spürte eine merkwürdige Verbundenheit und begann, mit der Kuh zu sprechen.

„Weißt du, manchmal wünschte ich, ich könnte so sorglos sein wie du“, sagte sie leise. „Einfach grasen, ohne sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Das Dorfleben ist schön, aber auch so vorhersehbar. Jeder Tag ist wie der andere.“

Die Kuh blickte Emilie mit großen, sanften Augen an, als würde sie jedes Wort verstehen, obwohl sie natürlich nicht antworten konnte.

„Aber vielleicht ist das auch gut so“, fuhr Emilie fort, während sie das warme Fell der Kuh streichelte. „Es gibt eine gewisse Sicherheit in dieser Beständigkeit. Und manchmal, in kleinen Momenten wie diesem, findet man etwas Besonderes.“

Mit einem letzten Streicheln über den Kopf der Kuh setzte Emilie ihren Weg fort, das Kännchen Milch sicher in ihrer Hand und ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Emilie betrat die Bäckerei, die noch immer den verlockenden Duft frisch gebackener Köstlichkeiten verströmte. Hinter dem Tresen stand Frau Berger, eine ältere Dame mit freundlichen Augen und einem warmen Lächeln, die seit Jahren die Seelen der Dorfbewohner mit ihren Backwaren erfreute.

„Guten Morgen, Frau Berger“, grüßte Emilie.

„Guten Morgen, Emilie. Wie kann ich dir heute den Tag versüßen?“, erwiderte Frau Berger mit ihrer ruhigen, mütterlichen Stimme.

„Ich hätte gerne zwei Donauwellen und ein Käsebrötchen, bitte.“

Während Frau Berger die Bestellung zusammenstellte, plauderten sie über dies und das – das Wetter, die Neuigkeiten im Dorf, kleine Alltagsgeschichten.

„Sie sind immer so fröhlich, Frau Berger. Woher nehmen Sie diese Lebensfreude?“, fragte Emilie neugierig.

Frau Berger lächelte weise und sagte: „Weißt du, Emilie, das Leben ist wie ein Rezept – es braucht sowohl Süßes als auch Salziges, um vollkommen zu sein. Man muss nur lernen, die richtige Balance zu finden.“

Emilie nickte nachdenklich, während sie ihre Bestellung entgegennahm.

„Danke, das ist ein schöner Gedanke“, sagte sie.

„Denk daran, Emilie: ‚Das Leben ist das, was wir daraus machen, so wie ein Kuchen aus dem, was wir hineinbacken‘“, verabschiedete Frau Berger.

„Das werde ich, danke, Frau Berger“, sagte Emilie und verließ die Bäckerei, bereichert um ein Stück Weisheit und mit einem Lächeln auf den Lippen.

Die Sonne stand hoch am Himmel und schien gnadenlos auf das kleine Dorf herab. Emilie spürte, wie der Schweiß auf ihrer Stirn perlte – die Lauferei an diesem heißen Sommertag hatte sie ermüden lassen. Als sie das Gemeindehaus erreichte, das liebevoll „Haus der Vereine“ genannt wurde, erblickte sie den Brunnen, der eine ersehnte Erfrischung versprach.

Der Brunnen, gespeist von kühlem Grundwasser, wirkte wie eine Oase in der sengenden Hitze. Emilie stellte ihr Kännchen frische Milch vorsichtig neben dem Brunnen am Wiesensaum ab. Der Natursteinrand des Brunnens lud geradezu ein, sich einen Moment auszuruhen. Sie setzte sich darauf und ließ ihre Hände langsam mit dem kristallklaren Wasser voll laufen. Mit einer sanften Bewegung benetzte sie ihr Gesicht, ihre Arme und Beine, spürte die wohltuende Kühle auf ihrer erhitzten Haut.

In diesem Moment der Ruhe griff Emilie in ihre Tasche und zog ihr Notizbuch, auf dem ein Falkenmotiv gestickt ist, hervor. Sie öffnete es auf einer leeren Seite, nahm ihren Stift und begann, sich in die Welt der Poesie zu vertiefen. Während sie sinnierte und versuchte erste Worte zu finden, umgab sie die Stille des Dorfes, nur unterbrochen vom leisen Plätschern des Brunnenwassers und dem gelegentlichen Summen einer vorbeifliegenden Biene. Es war, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen.
Emilie nahm ihren Bleistift und setzte an:

„Was in Stille startet?“ „Nein, das ist zu flach und steril.“ Dachte sie. „Ich suche ein helleres Wort, das aber etwas Melancholie besitzt“

„Was in Stille beginnt verbindet Stille und Wille!“
„Auch nicht! Ich sollte mich schämen, dass ich derart Schlechtes überhaupt denke! Wie wäre es mit…“
„…Was in Stille beginnt, mündet in Stille? Das ist nicht schlecht! Das Komma will ich aber nicht. Nun, ja, ich sollte aufbrechen, ich bin müde. Es ist halt ein Tag wie jeder andere auch“

Emilie zupfte ihre Kleidung zurecht, legte das Notizbuch und ihre Gedanken in die Tasche. Von Weitem, am Teich am Gemeindegebäude, sah sie einen Mann. „Wie er wohl heißt? Irgendwann werde ich nachfragen! Letzte Woche sprach Frau Berger mit einer Frau. Sie sagte, der Hund des Mannes heiße wohl Bobbs. Was für ein komischer Name…“
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Alt 10.02.2024, 00:22   #2
kofski
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Beiträge: 378


Hallo.
So richtig rund ist das noch nicht.
Warum holt man ein Kännchen Milch? Warum nicht eine Kanne? Kein Mensch rennt mit einem Milchkännchen umher. Darum mache ich mir die ganze Zeit Sorgen, dass die Milch verschüttet wird.
Die Protagonistin spricht mit einer Kuh. Schöne Idee. Sie macht sich Sorgen um die Zukunft, das finde ich spannend. Welches Problem mag sie wohl haben, die Emilie?

Dann wird die Geschichte episodisch, was ja nichts Schlimmes ist. Die nächste Station ist eine Bäckerei, wo ich mit den abgedroschenen Binsenweiheiten der Bäckerin erschlagen werde, aber vermutlich ist Emilie ein Kind. Sie wird geduzt, aber siezt Frau Berger.
Ich würde anders reagieren, wenn ein Kind mich fragt, warum ich so gut drauf bin. "Warum bist du nicht froh? Du bist doch ein Kind und hast keine Sorgen?"

Wie das Gemeindehaus genannt wird, interessiert mich übrigens nicht, aber dadurch bleibt das Haus im Gedächtnis. Besser wäre es vielleicht, das Gebäude zu beschreiben. "Orange gestrichen" oder "Fachwerk" oder "neu renoviert". Am Brunnen davor versucht Emilie etwas niederzuschreiben, nachdem sie Arme und Beine befeuchtet hat, ohne jedoch zu trinken. Warum befeuchtet sie die Beine? Hat sie eine kurze Hose an? Wo steht das?
"ihr Notizbuch, auf dem ein Falkenmotiv gestickt ist"
Ihr Notizbuch, auf das ein Falkenmotiv gestickt war

Was diese Episode nun bedeutet, weiß ich nicht. Emily sorgt sich um die Zukunft, schreibt aber über Stille. Es misslingt, sie packt das Buch weg und sieht "Von Weitem, am Teich am Gemeindegebäude" einen Mann. Sie steht aber am Brunnen neben dem Gemeindehaus, also kann der Teich nicht weit weg sein. Von dem Mann ist bekannt, dass sein Hund Bobs heißt. Wie der Mann heißt, weiß Emilie nicht und will es herausfinden. Warum fragt sie den Mann nicht? Warum ist er wichtig?
Und warum ist das das Ende der Geschichte?

Besser wäre, wenn sie am Brunnen zum Beispiel versuchen würde, einen Brief zu schreiben, der ihr Zukunftsproblem näher erklärt. Zum Beispiel schwanger vom Dorfdepp oder was auch immer.
Logisch in der Episodenstruktur wäre, dass der mysteriöse Mann ihr einen weiteren Ratschlag gibt, der dann zu einer Lösung führt.
Insofern ist es mehr eine Charakterstudie der Emilie als eine Kurzgeschichte.

Das Ende funktioniert leider nicht. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass dies ein erstes Romankapitel ist, also eine Exposition, sollte es eine in sich geschlossene Mini-Handlung haben, die mit einem Cliffhanger endet. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich einen Roman über eine Kuh, eine Bäckerin und einen Mann, der seinen Hund Bobs nennt, lesen will, wenn ich die Relevanz dieser drei für das Lösen des Problems der Emilie überhaupt nicht verstehe.

Eine Novelle behandelt ein unerhörtes Ereignis. Das wäre, wenn die Kuh sprechen könnte. Dann spart man sich die Bäckerin.
LG
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2024, 00:48   #3
männlich Eisenvorhang
 
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Beiträge: 2.689


Hey Kofski,

sau cool dein Feedback! Vielen Dank dafür!

Aber das ist nur ein kleiner Teil von, ich glaube, 24000 Wörtern. Eine Novelle ist kleiner als ein Roman aber größer als eine Kurzgeschichte, sie verfolgt eine strikte Struktur(Ort, Handlung, Zeit) und verfitzt sich nicht in Details von Nebenhandlungen, das heißt, sie kommt in einer geschlossenen Form daher, die eine Charakterentwicklung und einen Wendepunkte in dieser Entwicklung verfolgt. Oft befinden sich in Novellen Symbole und Mehrdeutigkeiten und sie strebt immer eine realistische Darstellung an.

Dass die Kuh also sprechen kann, ist mehr einer Fabel zuzuordnen als einer Novelle. Deine Kritik ist bedenkenswert. Im Moment komme ich ohnehin nicht dazu, mehr Zeit in Prosa zu versenken, da ich an (lyrischen) Einsendungen arbeite.
Das heißt aber nicht, dass die Zukunft das nicht hergibt. Übrigens, ich mag einfache Geschichten, ich mag das Alltägliche und Normale, nichts Verrücktes, eher Geschichten, wie sie sekündlich im Alltag vorkommen.

Lg EV
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2024, 01:29   #4
kofski
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Hallo nochmal,
ich habe auch schon Novellen gelesen, die ziemlich spooky waren.
Die Kuh muss ja nicht wirklich sprechen können, Emilie kann sich das auch einbilden. Dann wäre es die Geschichte einer Psychose. Und die Regel "muss total realistisch sein" gibt es nicht. Geschlossene Raumzeit gibt es als Regel, das stimmt.
Es fixt mich eben noch nicht so richtig an. Vielleicht muss die Kuh auch raus und die Bäckerin redet über diesen mysteriösen Mann und warnt Emilie. Vielleicht ist es ja ein Fremder? Und er spricht Emilie an und bittet sie, ihm den Weg zu diesem Gemeindehaus zu zeigen. Sie zögert ...

Du verstehst, was ich meine, da muss noch ein bisschen Pfeffer an den Krautsalat ^^
LG
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
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