jugenderlebnis

[gummibaum]

gp war unser trainer. wenn er am nachmittag in die halle kam, jung, dynamisch und willensstark, versprach der tag eine sofortige wendung zum guten. der verein hatte ihn angeworben, nachdem er schon andere junge turner weit voran gebracht hatte. ursprünglich war er balletttänzer.

wenn er am anfang der doppelstunde sprach, saß wir jungen auf dem hallenboden ihm im halbkreis gegenüber. er selbst hielt seine beine so weit gegrätscht, dass sie auf einer linie lagen, und ich bewunderte seinen elastischen körper, die muskulösen oberschenkel. das notizbuch in der hand las er für jeden kurz vor, was heute an welchem gerät geübt werden musste. dann hieß er uns, sich warm- und weichzumachen. er schritt von einem zum anderen, dehnte mit festen griffen ohne viel erbarmen die bänder der gelenke. wir litten aber damals gern…

später, als ich schon etwas älter war, ging unser verhältnis ins mehr kameradschaftliche über, und es zeigte sich, dass er, der längst zwei kinder hatte, doch auch ein großer frecher junge war, der mit uns sogar herumkasperte.

einmal war ich mit ihm allein im duschraum, und es war gerade ein solche spaßstimmung gewesen. er duschte länger als ich, und um ihn weiter zu necken, stellte ich ihm das heiße wasser ab. er kam sofort, vom kalten strahl erschreckt, in den umkleideraum gerannt, lachte zwar, aber warnte mich für den fall einer wiederholung. kaum war er wieder duschen, schlich ich zum wasserhahn, erneuerte die attacke und setzte mein ankleiden fort, als sei nichts geschehen.

sein angriff von hinten warf zu mich boden. der nackte gp umklammerte mich, presste sich an mich und küsste mich. ich begriff und wehrte mich äußerster kraft, aber es half mir nichts, sein klammern war wie eine eisenfessel. plötzlich löste er sich, rannte zurück in den duschraum, und als ich folgte, sah ich, wie sein ejakulat sich mit dem inzwischen wieder heißen wasser mischte und dem abfluss entgegentrieb.

er setzte sich erschöpft und blieb so in sich selbst verkümmert hängen. ich setzte mich ratlos dazu. der heiße dauerregen und der immer undurchdringlichere dampf umgaben uns. ich hatte nun keine bewunderung mehr für ihn übrig, nicht einmal achtung. er tat mir leid, die gute beziehung war zerbrochen, und doch aus tieferen schichten stieg auch etwas wie zärtlichkeit für ihn auf…

[Thing]

Ähnliches hatte Dir schon geträumt*, so war diese "Entdeckung" nicht neu für mich.
Für "uneingeweihte" Leser mag diese wunderlich-zarte Geschichte ein überraschendes Finale haben.
Im ersten Satz des letzten Absatzes fehlt ein "sich".
Ansonsten von A - Z packend.
Sehr gut geschrieben.

Lieben Gruß
von
Thing

* Ich glaube, es stand in einem Gedicht.

[gummibaum]

das "sich" ist eingefügt. du liest wie immer genau.

danke, thing.

lg g

[Gylon]

Lieber gummibaum,
„und doch aus tieferen schichten stieg auch etwas wie zärtlichkeit für ihn auf… „
Da musste ich länger drüber nachdenken. Ich vermute, wenn du den Text direkt nach der Tat geschrieben hättest, würde es diese Zeile nicht geben. Sie scheint mir das Ergebnis eines langen Prozesses zu sein, in dem du das Gute in diesem Menschen nicht völlig aufgegeben hast und es schaffst, die Person von der Tat zu trennen. Ein sehr schwieriges Thema, in dem es nicht einfach ist, eine angemessene Position zu beziehen. Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße Gylon

[gummibaum]

lb. gylon,

es war damals wirklich ein widerspruch der gefühle da.

der schock, das entsetzen, die äußerste abwehr und die enttäuschung auf der einen seite.

auf der andern seite hatte ich vorher schon versucht, gp zu helfen: in meiner schule gefragt, ob er da nicht als sportlehrer arbeiten kann (weil ich ihn als lehrer bis dahin einmalig fand und weil ich ihm einen sicheren arbeitsplatz wünschte). aus meinem verantwortungsgefühl für ihn muss die zärtliche regung entsprungen sein.

lg g