Joe am Brunnen

[Martin Laut]

Eine schöne Geschichte:

Sommer: die Laternen schlafen länger und die Straßensänger stinken strenger.
Qualmende Quallen in knappen Klamotten trotten mit Rotznasenrotten aus Eisdielen.
Kleingeistige Großklappen, mit schrägen Kappen, schlappen gelassen den trägen Massen nach. Shoppen und spotten und geben sich hartgesotten (unangenehme Artgenossen).
Joe sitzt mit Sonnenbrand auf einem Brunnenrand. Savannensand rieselt durch die wenigen, weißen Wolken. Vor den Cafés sprießen Sonnenschirmblumen, unter denen leere Augen an primitiver Presse saugen.
Taubendamen kramen nach Krumen im Gras. Fraß, den freundliche Langweiler ihnen vorwerfen (zum spießigen Spaß).
Jemand lacht zu laut und taube Typen hören Radio.
Eine Straßenbahn überrollt die Stimme eines Vogels. Joe gefiel das Zwitschern.
Magere Modeldirnen mit Trottelhirnen stolzieren in stilvollen Stores. Fette Pummelhuren (pure Hummeln) auf netten Bummeltouren decken den Boden mit Zigarettenstummelspuren.
Auf dem Brunnenrand steht eine einsame, halbleere Flasche und denkt an Selbstmord (Ersaufen oder Zerbersten?). Ertränkte Münzen murmeln von vergessnen Wünschen.
Joe hört ihnen zu. Niemand bemerkt ihn.
Die Zigarettenblümchen auf Betonwiesen verglühen und blühen.
Die Skelettmädchen stolzieren, die Hummelhuren paffen, die Hartgesottnen spotten.
Es wird Abend, die Straßen werden menschenleer, bis auf Joe.
Er nimmt sich die Pistole, die in seiner Hosentasche versteckt war und schießt sich in den Schädel. Fällt zurück, in den Brunnen, und reißt die suizidale Flasche mit sich.
Die Laternen wachen auf.

[Thing]

Ja, Martin Laut, wahrlich eine "schöne" Geschichte, überquellend von köstlichen Alliterationen.
Lediglich das "betten" schmeckt mir nicht.

Meine ganz persönliche Meinung:
S o sollen Kurzgeschichten sein. Kurz. Knapp. Prägnant. Kein Wort zuviel, kein Wort zuwenig. Plastisch.

Hervorragend.

LG
von
Thing

[Martin Laut]

Hey, Thing.
Habe Änderung des Wortes ,,betten´´ beantragt.
Danke für den Hinweis und deinen gesamten Kommentar.






Grüße,
MF Martin