Momente bei Poetry.de

uninvited guest · 20.04.2006, 12:37

Jedes Leben
besteht lediglich
aus unzähligen Momenten
von denen jeder einzelne
bereits verendet ist
bevor es ihm zu Existieren
gelingt

so wie eine Melodie
nur durch den Tod
des jeweils vorhergehenden Tons
entstehen kann

Wir alle
leben nur
eine endlose Abfolge von
Totgeburten

Ex-Angel · 20.04.2006, 13:37

Einfach gut geschrieben, hat mich vollkommen gefangen im lesen, besonders die erste Strophe. Sehr intensiv hallt noch nach. Und regt zum nachdenken an das finde ich gut.

StainedGlass · 21.04.2006, 17:04

hallo gast,

ich vermisse die positive deutung, die sich mir sofort aufdraengt.
Der ton stirbt. Die Melodie lebt.

stained

U-hEXe · 21.04.2006, 22:16

@stained:
aber was ist schon eine Melodie, die nur aus toten Tönen besteht? wohl kaum lebendig!

@t.u.g.
man hätte es sicher noch mehr bebildern können, aber vermutlich wäre das schon wieder zu viel Schmuck für all die Totgeburten.

LG!
U-hEXe alias: the stillborn creature (vor etlichen Jahren)

StainedGlass · 21.04.2006, 23:43

@u-hEXe
Und was ist eine Melodie, wenn man nicht bereit ist, jeden Ton zum richtigen Zeitpunkt loszulassen? Nur ein solider, disharmonischer Akkord. Sagt t.u.g. ja sinngemaess auch in strophe 2.

Die Tatsache, das ein Moment vorbei ist, aendert doch nichts an seiner Schoenheit oder Bedeutung. Die Tragik entsteht nur, wenn man der Zeitachse zuviel Gewicht zumisst.

Naja... und meine Aussagen aendern natuerlich nichts daran, dass Vergaenglichkeit weh tun kann.

Stained

U-hEXe · 21.04.2006, 23:46

@stained:
ja, Du hast natürlich (auch?) recht... wollte grad einfach schwarz, anstatt weiß malen...

LG!

Al-eX · 24.04.2006, 17:29

Ich muss zumindest eine Kritik bezüglich der Melodie äußern. Ein vorangegangener Ton kann durchaus den darauffolgenden überdauern.

plüschigst Al-eX

ha-K-an · 24.04.2006, 23:50

In dem punkt der melodie muß ich Al-eX zustimmen. Aber dennoch sehr zum nachdenken erregend.

lg ha-K-an

uninvited guest · 25.04.2006, 14:31

Da eine Melodie, um die Kriterien einer solchen zu erfüllen, zwangslläufig durch einen Ton weitergeführt werden muss, der sich vom vorhergehenden unterscheidet (sonst wäre es ja eher ein, ...wie soll ich sagen.., in gewissermaßen mehrklingender Ton, auf jeden Fall wenn der Grundton den folgenden überdauert), finde ich mein Geschreibe eigentlich recht logisch, zumindest insofern, dass ein Ton stirbt, um dem nächsten (andersklingenden) Platz zu machen, selbst wenn diverse Ausläufer des Tons noch eine zeitlang (oder heißt es Zeit lang?) nachhallen. Die letzten Zuckungen, sozusagen. Ich könnte das Ganze hier noch weiter ausführen, aber...
ich muss jetzt weg.

Der um alles in der Welt recht habend müssende
Gast

Mortis · 25.04.2006, 14:49

Yep, eine Melodie besteht IMMER aus mehreren verschiedenen, nicht zeitgleich erklingenden Tönen.
Somit "stirbt" also zwangsläufig mindestens ein Ton während einer Melodie.

Darum hat's mich auch nicht gestört beim Lesen.

Und doch bin ich zu optimistisch gestimmt, um dem Pessimismus einen Weg in mein Herz zu gewähren (ja, ja, ich weiß: Pessimisten sind ja auch nur geläuterte Optimisten)

uninvited guest · 25.04.2006, 15:11

Danke, Mortis!

Und dass ich nicht der finstere Schwarzseher bin, der ich oft zu sein scheine, nur weil ich immer was zu jammern habe, wird Dir bestimmt nicht entgangen sein.
Es gibt halt solche Tage und solche.
Leider besteht das Leben überwiegend aus solchen.

u.g.

20.04.2006, 12:37	#1
uninvited guest Dabei seit: 03/2006 Beiträge: 481 Meine Gedichte	Momente Jedes Leben besteht lediglich aus unzähligen Momenten von denen jeder einzelne bereits verendet ist bevor es ihm zu Existieren gelingt so wie eine Melodie nur durch den Tod des jeweils vorhergehenden Tons entstehen kann Wir alle leben nur eine endlose Abfolge von Totgeburten

21.04.2006, 17:04	#3
StainedGlass Dabei seit: 05/2005 Beiträge: 96 Meine Gedichte	RE: Momente hallo gast, ich vermisse die positive deutung, die sich mir sofort aufdraengt. Der ton stirbt. Die Melodie lebt. stained

20.04.2006, 13:37	#2
Ex-Angel abgemeldet Dabei seit: 03/2006 Beiträge: 520 Meine Gedichte	Einfach gut geschrieben, hat mich vollkommen gefangen im lesen, besonders die erste Strophe. Sehr intensiv hallt noch nach. Und regt zum nachdenken an das finde ich gut.

21.04.2006, 22:16	#4
U-hEXe Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 353 Meine Gedichte	@stained: aber was ist schon eine Melodie, die nur aus toten Tönen besteht? wohl kaum lebendig! @t.u.g. man hätte es sicher noch mehr bebildern können, aber vermutlich wäre das schon wieder zu viel Schmuck für all die Totgeburten. LG! U-hEXe alias: the stillborn creature (vor etlichen Jahren)

21.04.2006, 23:43	#5
StainedGlass Dabei seit: 05/2005 Beiträge: 96 Meine Gedichte	@u-hEXe Und was ist eine Melodie, wenn man nicht bereit ist, jeden Ton zum richtigen Zeitpunkt loszulassen? Nur ein solider, disharmonischer Akkord. Sagt t.u.g. ja sinngemaess auch in strophe 2. Die Tatsache, das ein Moment vorbei ist, aendert doch nichts an seiner Schoenheit oder Bedeutung. Die Tragik entsteht nur, wenn man der Zeitachse zuviel Gewicht zumisst. Naja... und meine Aussagen aendern natuerlich nichts daran, dass Vergaenglichkeit weh tun kann. Stained

21.04.2006, 23:46	#6
U-hEXe Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 353 Meine Gedichte	@stained: ja, Du hast natürlich (auch?) recht... wollte grad einfach schwarz, anstatt weiß malen... LG!

24.04.2006, 17:29	#7
Al-eX Dabei seit: 04/2005 Ort: Berlin-Deathkölln Beiträge: 428 Meine Gedichte	Ich muss zumindest eine Kritik bezüglich der Melodie äußern. Ein vorangegangener Ton kann durchaus den darauffolgenden überdauern. plüschigst Al-eX

24.04.2006, 23:50	#8
ha-K-an Dabei seit: 03/2006 Beiträge: 90 Meine Gedichte	In dem punkt der melodie muß ich Al-eX zustimmen. Aber dennoch sehr zum nachdenken erregend. lg ha-K-an

25.04.2006, 14:31	#9
uninvited guest Dabei seit: 03/2006 Beiträge: 481 Meine Gedichte	Da eine Melodie, um die Kriterien einer solchen zu erfüllen, zwangslläufig durch einen Ton weitergeführt werden muss, der sich vom vorhergehenden unterscheidet (sonst wäre es ja eher ein, ...wie soll ich sagen.., in gewissermaßen mehrklingender Ton, auf jeden Fall wenn der Grundton den folgenden überdauert), finde ich mein Geschreibe eigentlich recht logisch, zumindest insofern, dass ein Ton stirbt, um dem nächsten (andersklingenden) Platz zu machen, selbst wenn diverse Ausläufer des Tons noch eine zeitlang (oder heißt es Zeit lang?) nachhallen. Die letzten Zuckungen, sozusagen. Ich könnte das Ganze hier noch weiter ausführen, aber... ich muss jetzt weg. Der um alles in der Welt recht habend müssende Gast

25.04.2006, 14:49	#10
Mortis Dabei seit: 04/2006 Beiträge: 147 Meine Gedichte	Yep, eine Melodie besteht IMMER aus mehreren verschiedenen, nicht zeitgleich erklingenden Tönen. Somit "stirbt" also zwangsläufig mindestens ein Ton während einer Melodie. Darum hat's mich auch nicht gestört beim Lesen. Und doch bin ich zu optimistisch gestimmt, um dem Pessimismus einen Weg in mein Herz zu gewähren (ja, ja, ich weiß: Pessimisten sind ja auch nur geläuterte Optimisten)

25.04.2006, 15:11	#11
uninvited guest Dabei seit: 03/2006 Beiträge: 481 Meine Gedichte	Danke, Mortis! Und dass ich nicht der finstere Schwarzseher bin, der ich oft zu sein scheine, nur weil ich immer was zu jammern habe, wird Dir bestimmt nicht entgangen sein. Es gibt halt solche Tage und solche. Leider besteht das Leben überwiegend aus solchen. u.g.