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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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26.04.2015, 23:34 | #1 |
Elegie auf die Perzeption der Unschuld
ELEGIE AUF DIE PERZEPTION DER UNSCHULD
I. Es glänzt mir glau sein Sichtoval voll lenzerquicktem Leben, der Sterne Wandellauf darin, und Stillstand ist daneben. Aus Augenspalten spielerisch speit Späne mir sein Spott ob falscher Welt, bei Licht besehn zerfetzt, trüb, ohne Gott. Ich speise sie, jetzt, wo noch nicht mich Geier Atzung letzt. Adieu der Welt, die künftig man durch das, was wird, ersetzt! Was nun noch Nacht und Schauder ist von Schatten weiter Fernen, was mit dem Stolz ihn lehren wird, die Schönheit zu verlernen, was Abgrund mit sich bringt und Scham, die Furcht vor hellem Hohn: Mit scheelen Blicken lockt und geilt der Unschuld Tod ihm schon. II. Dies will ich der Natur entgegen schrein: „Den keuschen Traum entreißt du rasch mir, Dieb! Ach! Kannst du schaffen nicht, was ohne Trieb, was ohne Willen mag beständig sein? O höre, was ich hier erfahr! Aus zart Gebaren sah ich rein, was ohne Schuld kann schuldig sein, und macht mich nun gewahr, was schuldlos doch die Schuld gebärt, was ohne Ziel vom Dasein zehrt – was ich in seinem Sein verehrt. Aus jungem Wort und englisch Ton schaut heute ich den Sternensohn des Alls, das niemals Sein benützt, solang dort eine Zitze sitzt." Wie diese Klage sich gen Himmel hetzt und nur selbander mich noch Sinn benetzt, zerfließt mein eitel Denken, Weben zu kindisch Tanz und irdisch Streben. |
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27.04.2015, 11:06 | #2 |
R.I.P.
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Hallo, Atman -
und aufs Größte willkommen! Ich bin vom dem Gedicht so überwältigt und beinahe berauscht, daß ich mir auf Anhieb nur ein "Ich glaube es schier nicht!" entpressen kann. (Bei überwältigender Lyrik werde ich leider oft hyperpathetisch; nicht grollen!). Dieses Werk (hier stimmt der Ausdruck) muß ich mehrmals meinen nimmersatten Augen gönnen, bevor ich mich an einen Kommentar wage. Erstaunte und bewundernde Grüße aus meinem Turm: Thing |
27.04.2015, 16:29 | #3 |
...geil.
Versard |
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27.04.2015, 16:56 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
da von Unschuld die Rede ist, vermute ich, dass es "blau" heißen soll. Der Text klingt sehr professionell, so dass ich - Dein Alter besehen - vermute, Du bist ein Student der Literatur oder Germanistik oder bewegst Dich in Kreisen, die sich sehr tief mit diesen Gebieten auseinandersetzen. Was auffällt, ist die betont erhabene, altmodisch anmutende Sprache, gegen die beispielsweise Goethes Elegien modern wirken. Ein absolut beeindruckendes Werk. Besten Gruß Ilka |
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27.04.2015, 17:51 | #5 | ||
Zitat:
zuvörderst meinen Dank für Dein Lob (auch an Dich, Versard, für Deinen... pointierten Kommentar; zu Thing habe ich mich bereits per PN geäußert)! Nein, es soll tatsächlich "glau" heißen. Ein Blick in das einzig wahre Wörterbuch der deutschen Sprache schafft hier Klarheit (die Rede ist von dem der Gebrüder Grimm, nicht etwa dem des Hrn. Duden)... Dort lesen wir nämlich unter anderem: Zitat:
Geändert von Atman (27.04.2015 um 22:36 Uhr) |
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27.04.2015, 18:12 | #6 |
R.I.P.
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Stimmt.
Deswegen habe ich auch keinen (Tipp-)Fehler reklamiert. Sintemalen ich aus unserem unergründlichen Sprachschatz leidenschaftlich gerne schöpfe. Ich empfehle mich bis später. Thing |
27.04.2015, 18:57 | #7 |
Forumsleitung
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Ich hatte einen Verdacht, dass es das Wort geben könnte; aber ich wusste nicht, was es bedeutet. Danke für die Aufklärung.
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27.04.2015, 19:32 | #8 |
Elegie auf die Perzeption der Unschuld
Hallo Atman,
selten wird man vom Werk eines Neueinsteigers (für uns!) so hin- und her gerissen wie von diesem. Ich mag weder nach Vergangenheit noch nach Zukunft fragen oder spekulieren. Ein so sauber konzipiertes und durchgearbeitetes zweigeteiltes Gedicht mit einer derart sprachlichen Vielfalt und Fülle habe ich selten, um nicht zu sagen nie, zu sehen bekommen. Ich bin mir natürlich sicher, dass das einmalige oberflächliche Lesen längst nicht ausreicht, um das Werk in seiner Gesamtheit zu erfassen und entsprechend zu würdigen. Insofern soll dieser Beitrag nur ein kleiner Anfang sein; deiner Gründlichkeit kann und muss die eigene folgen. Herzliche Grüße Lewin. |
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