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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 11.08.2014, 21:05   #1
männlich Doppelkeks
 
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Dabei seit: 07/2011
Ort: Süddeutschland
Alter: 58
Beiträge: 50

Standard Der Zug des Glücks

Die lange Zeit von Jahren
war unvergleichlich schön,
doch der Zug ist abgefahren
blieb allein am Bahnsteig steh’n.

Hab viel zu lang gewartet
wollt oft die Weichen stellen,
doch Angst hat mich begleitet
das Neue könnt mich quälen.

Die Zeit war mir zu kurz
für diesen großen Schritt,
Zu ändern all das Alte
zu geh’n ins neue Glück.

Doch sollte ich es schaffen
so lang’s auch dauern mag,
in Einklang mit mir selber
zu begeh’n den neuen Tag.

Dann neh’m das neue Glück
ich fest an meine Hand,
spring mit ihm auf den Zug
und schaue,
auch nicht mehr groß zurück.
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Alt 11.08.2014, 23:13   #2
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.042

Lieber Doppelkeks,

keine neuen Gedanken und Inhalte, aber warum nicht: Es ist mit den Gedichten wie mit der Mode, alles kommt wieder.

Doch einiges könnte in Deinem Gedicht weniger umständlich und "populär" ausgedrückt werden. Mit "populär" meine ich z.b. die Verse drei und vier. "Der Zug ist abgefahren" ist abgedroschene Redensart, "blieb allein am Bahnsteig steh'n" erinnert an die Redewendung, "jemanden im Regen stehen lassen". Bei den Reimen schön/steh'n muss man ein Auge fest zudrücken, aber das geht schon noch. Aber die Überleitung von Vers drei zu Vers vier ist irreführend, denn wenn der Zug abgefahren ist, blieb er ja gerade nicht am Bahnsteig stehen, vielmehr blieb das lyrische Ich dort stehen. Also warum nicht so:

Zitat:
Zitat von Doppelkeks Beitrag anzeigen
Die lange Zeit von Jahren
war unvergleichlich schön,
jetzt ist der Zug gefahren,
ließ mich am Bahnsteig steh’n.
Bei dieser Strophe sind Dir die Reime entglitten:

Zitat:
Hab viel zu lang gewartet
wollt oft die Weichen stellen,
doch Angst hat mich begleitet
das Neue könnt mich quälen.
Die Verse eins und drei reimen sich gar nicht, bei den Versen zwei und vier kann ich ein Auge zudrücken (Puristen können es nicht). Da lohnt es sich, mal in der Wortkiste zu kramen, ob es nicht noch andere passende Wörter gibt, die sich reimen lassen. Hier mein Vorschlag:

Zitat:
Hab viel zu lang gemieden,
die Weichen umzustellen,
denn mir war Angst beschieden,
das Neue könnt mich quälen.
Bei dieser Strophe änderst Du das Kadenzschema, es wird einheitlich; Reime fallen völlig weg:

Zitat:
Die Zeit war mir zu kurz
für diesen großen Schritt,
Zu ändern all das Alte
zu geh’n ins neue Glück.
Dann wieder wechselnde Kadenzen; keine Reime mehr:

Zitat:
Doch sollte ich es schaffen
so lang’s auch dauern mag,
in Einklang mit mir selber
zu begeh’n den neuen Tag.
Abermaliger Wechsel: nur männliche Kadenzen. Zwei gereimte, zwei ungereimte Verse.

Zitat:
Dann neh’m das neue Glück
ich fest an meine Hand,
spring mit ihm auf den Zug
und schaue,
auch nicht mehr groß zurück.
Daraus hättest Du wesentlich mehr machen können. Der Zug ist eine uralte Metapher, eingesetzt für Aufbruch, verpasste Gelegenheiten (wie in Deinem Gedicht) und sogar für das freiwillige Ausscheiden aus dem Leben (Anna Karenina). Es gibt sogar einen Film mit Claude Rains in der Hauptrolle, der zu dem Thema Deines Gedichtes, nämlich den verpassten Gelegenheiten und falschen Entscheidungen im Leben passt: "The Man Who Watched Trains Go By" - Der Mann, der sich selbst nicht kannte - 1952).

Überlege Dir, ob Du Dich nicht noch einmal an den Stoff ranmachen willst. Der Rohbau wäre die Mühe wert.

Lieben Gruß
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.08.2014, 16:10   #3
männlich Doppelkeks
 
Benutzerbild von Doppelkeks
 
Dabei seit: 07/2011
Ort: Süddeutschland
Alter: 58
Beiträge: 50

Ich danke euch, und ganz besonders dir liebe Ilka, für deine gute Interpretation und Hilfe. Deine Zeilen haben mich sehr zum Nachdenken angeregt, und ich bin jetzt auch neugierig geworden auf dem Film.

Liebe Grüße, Ralf
Doppelkeks ist offline   Mit Zitat antworten
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