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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 07.02.2008, 21:14   #1
lichtelbin
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Standard Aufgehängt

Ich hing mich auf die kleinen
Unreinheiten, an langen,
selbstgedrehten Stricken

Baumelte gegen den Schein,
der mir schwarz anwuchs
und ich habe meine Lippen
abgekaut, rote Glasscherben
säten sie in euren saftigen Boden.

Es tut mir Leid,
dass ihr erntet.


______________________________________________

wiedereinmal etwas von mir...
irgendwie bin ich noch unsicher damit, besonders den titel finde ich langweilig, es muss wohl einen besseren geben, aber ich finde keinen...
naja, vielleicht könnt ihr mir ja helfen
(ein leser davor meinte, es wirke zu konstruiert... dazu könnt ihr auch sehr gerne etwas sagen, weil cih nicht richtig verstehe, was er meint)

engelsgruß, lichtel
lichtelbin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2008, 13:21   #2
El_Hefe
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530

Standard RE: Aufgehängt

Huhu Lichtel, da noch keiner etwas dazu geschrieben hat ( 8o ), werd ich das übernehmen

Zitat:
Original von lichtelbin
Ich hing mich auf die kleinen
Unreinheiten,
an langen
Stricken, die ich mir drehte.
Zunächst einmal würd ich das nach Strophen gliedern, z.B. so, wie ich das hier bei der Kritik machen werde, denn so wird der Leser von einer (wenn auch vergleichsweise kleinen, dennoch respektablen) "Textwurst" erschlagen. Als das unten von dir erwähnte "konstruierte" würde ich die Satzkonstruktionen sehen, die vergleichsweise zahlreichen Satzzeichen in diesen vier Versen, abgerundet mit dem Relativsatz am Ende (der ja noch zweimal im Verlauf des Gedichts auftaucht). Diese vier Verse finde ich recht unglücklich formuliert, ich würde es etwa "Ich hing mich auf an den kleinen/ Unreinheiten/ und langen Stricken, die ich mir drehte" schreiben, wobei ich die äußeren Verse im Vergleich zu den inneren zu lang finde...

Zitat:
Baumelte gegen
den Schein,
der mir von ungefähr anwuchs,
tintenschwarz
und ölig glänzend.
Hm, da hängt das lyrische Ich also und baumelt gegen den eigenen Schatten, das Bild hat etwas, zumal sich der Schatten ausbreitet. Aber das "ungefähr" würde ich weglassen, ebenso wie die letzten beiden Verse, weil die nichts neues zum Schein/ Schatten beizutragen haben und dem "tintenschwarz" kurz darauf das "rot" begegnet. Ansonsen gefallen mir diese (nun mehr drei) Verse schon besser als der Beginn.

Zitat:
Ich habe meine Lippen
abgekaut, rote
Glasscherben
säten sie in euren saftigen Boden.
Es tut mir Leid,
dass ihr erntet.
Die letzten beiden Verse würde ich noch mal als deutliche Pointe vom Rest abheben, indem ich sie als neue Strophe setzen würde. Das Bild der abgekauten Lippen finde ich wieder ansprechend. Inwiefern die Erwähnung der roten Glasscherben notwendig ist... hm, ich grüble noch. "saftigen" würde ich streichen, weil klar ist, dass die Ernte schließlich unerwartet schwach ausfallen wird.

Inhaltlich sehe ich ein lyrisches Ich, das sich aus Frust über seine gesellschaftliche Umgebung umbringt und hofft, dass diese durch den Tod die Wertschätzung lernen.

Licht und Schatten, bin auf deine Antwort gespannt

Mfg, Hefe (Pferdefreund)
El_Hefe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2008, 14:55   #3
lichtelbin
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Standard RE: Aufgehängt

Danke, Freundchen
das ist sehr nett von dir

Zitat:
Zunächst einmal würd ich das nach Strophen gliedern, z.B. so, wie ich das hier bei der Kritik machen werde, denn so wird der Leser von einer (wenn auch vergleichsweise kleinen, dennoch respektablen) "Textwurst" erschlagen. Als das unten von dir erwähnte "konstruierte" würde ich die Satzkonstruktionen sehen, die vergleichsweise zahlreichen Satzzeichen in diesen vier Versen, abgerundet mit dem Relativsatz am Ende (der ja noch zweimal im Verlauf des Gedichts auftaucht). Diese vier Verse finde ich recht unglücklich formuliert, ich würde es etwa "Ich hing mich auf an den kleinen/ Unreinheiten/ und langen Stricken, die ich mir drehte" schreiben, wobei ich die äußeren Verse im Vergleich zu den inneren zu lang finde...
Textwurst?
ach herje, ich wollte nach meinen zwölfundzwanzig strophen-gedichten mal was anderes machen... kann ich aber offensichtlich nicht,
ich finde strophen eh schöner
ich wollte ja auch eigentlich unterschiedlich lange verse
am anfang werd ich wohl trotzdem was ändern müssen, man merkt, dass er seit der geburt der ersten version unverändert steht ><

Zitat:
Zitat:
Baumelte gegen
den Schein,
der mir von ungefähr anwuchs,
tintenschwarz
und ölig glänzend.
Hm, da hängt das lyrische Ich also und baumelt gegen den eigenen Schatten, das Bild hat etwas, zumal sich der Schatten ausbreitet. Aber das "ungefähr" würde ich weglassen, ebenso wie die letzten beiden Verse, weil die nichts neues zum Schein/ Schatten beizutragen haben und dem "tintenschwarz" kurz darauf das "rot" begegnet. Ansonsen gefallen mir diese (nun mehr drei) Verse schon besser als der Beginn.
urks...
ja, du hast recht
aber schwarz muss bleiben (ich bin eine alte farbenfanatikerin...)

Zitat:
Zitat:
Ich habe meine Lippen
abgekaut, rote
Glasscherben
säten sie in euren saftigen Boden.
Es tut mir Leid,
dass ihr erntet.
Die letzten beiden Verse würde ich noch mal als deutliche Pointe vom Rest abheben, indem ich sie als neue Strophe setzen würde. Das Bild der abgekauten Lippen finde ich wieder ansprechend. Inwiefern die Erwähnung der roten Glasscherben notwendig ist... hm, ich grüble noch. "saftigen" würde ich streichen, weil klar ist, dass die Ernte schließlich unerwartet schwach ausfallen wird.
ja, ich finde rote glasscherben sehr notwendig,
ich finde, das ist ein sehr schneidendes bild, es gefällt mir halt
das mit "saftig" überleg ich mir nochmal
das wort klingt so gänsehaut

Zitat:
Inhaltlich sehe ich ein lyrisches Ich, dass sich aus Frust über seine gesellschaftliche Umgebung umbringt und hofft, dass diese durch den Tod die Wertschätzung lernen.
mh... interessant, ein körperlicher tod war allerdins nicht in mein auge gefasst
ich glaube nicht, dass es dem ly.I. nur um die unzulänglichkeiten der Gesellschaft geht

Engelsgruß, Lichtel
lichtelbin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2008, 15:25   #4
mabel
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 93

Standard RE: Aufgehängt

Hi lichtelbin,
ich frage mich seit geraumer Zeit, woher, wenn du doch überzeugte Christin bist, diese, sich durch alle Deine Texte ziehende, tiefe Verächtlichkeit, nicht gegen das, was Menschen so produzieren, sondern gegen die Menschen verschiedenster Schichten und ihre schicksalsbedingten Dispositionen selbst, rührt. Für eine so junge Frau ist das m. E. sehr erstaunlich sonderbar. Dein Lieblingsausdruck:"freundchen" versetzt mich jedes Mal in helles Erstaunen. Der ungeheure Hedonismus dieser Haltung ist - ich mag es nicht mal denken - so verdammt nah an vielen Dingen, die sich die Kirche im Laufe der Jahrhunderte so geleistet hat und offensichtlich nahtlos weitergibt. Es erschreckt mich. Ernsthaft.
Oder ist es nur die Vogel - Strauß - Variante eines finsteren bayerischen Katholizismus? Schau mer mal.

Mabel
mabel ist offline   Mit Zitat antworten
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