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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 15.08.2014, 20:01   #1
männlich nimmilonely
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Mainz
Alter: 35
Beiträge: 853

Standard Schussbereit

Schussbereit

Kein Beten hilft gegen Raketen,
kein Hoffnungsschild schützt sie im Kampf.
Es ist ein Krieg – es ist nicht ihr Krieg.
Sie leben nur im falschen Land.

Auf beiden Seiten starke Männer,
die wahre Werte propagiern.
Die einen töten demokratisch,
bis jede Gegenstimme stirbt.

Die andren sind so unterlegen,
dass sie im feigen Tun fungiern.
Sich hinter Kinderleiber stellen.
Von dort Geschosse navigiern.

Und was wir sehn, sind Schreckensbilder,
die immer wilder Augen fülln.
Vereinzelt bilden sich noch Tränen
und oft nur Wut – ein hohles Brülln.

Dann gehn Parolen durch die Straßen,
sie hassen, lassen Sterne brenn'n.
Und das Gespenst vergangner Tage
liegt schwarzrotgold jetzt voll im Trend.

Ich sehe das, doch bin mir sicher,
dass die Vernunft noch siegen kann.
Die Mehrheit sieht hinter die Bilder
und handelt wissend mit Verstand.

Dass man dem Umstand jedes Krieges
als freier Mensch bemängeln darf,
ist gutes Recht von jedem Bürger –
und dafür gibt es viel Bedarf.

Doch wenn Kritik den Blick verliert,
was sie denn kritisch hinterfragt.
Dann ist Kritik an ihr berechtigt,
was mein Gedicht auch letztlich sagt.

Wir sind im Krieg von Meinungsmachern.
Information ist ihr Gewehr.
Und jeder schießt mit seiner Wahrheit. –
Sie gibt’s nie ganz, nur ungefähr.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2014, 22:23   #2
weiblich Rosenblüte
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 2.163

Hallo nimmilonely,

ein Gedicht, das nachdenklich stimmt.

Wer will ihn, den unseligen Krieg? Weder die kleinen Leute dort, die in den Kriegsgebieten um ihr Leben bangen, noch die kleinen Leute hier, die für den Frieden auf die Straße gehen. Und wie leicht lassen wir kleinen Leute uns manipulieren und missbrauchen. Und schlagen schließlich selbst auf andere kleine Leute ein. Klar, die daran verdienen, u.a. die Medien, wollen den Krieg natürlich.

Das Gedicht wäre als Songtext gut geeignet.

Um das Versmaß zu erhalten, hast du Abkürzungen benutzt, die gelesen recht eigenwillig und lautmalerisch wirken ("ein hohles Brülln"). Das gefällt mir.

Ein paar Anmerkungen, Korrekturen und Vorschläge noch:

Kein Beten hilft gegen Raketen,
kein Hoffnungsschild schützt sie im Kampf.
Es ist ein Krieg – es ist nicht ihr Krieg.
Sie leben nur im falschen Land.


"Es ist ein Krieg - es ist nicht ihr Krieg." finde ich sehr aussagekräftig.

Auf beiden Seiten starke Männer,
die wahre Werte propagiern.
Die einen töten demokratisch,
bis jede Gegenstimme stirbt.


Haha, "propagiern" erinnert an "Profitgier".
"wahre Werte" würde ich evtl. in Anführungszeichen setzen.

Und was wir sehn, sind Schreckensbilder,
die immer wilder Augen fülln.
Vereinzelt bilden sich noch Tränen
und oft nur Wut – ein hohles Brülln.


"hohles Brülln" finde ich sehr anschaulich.

Dann gehn Parolen durch die Straßen,
sie hassen, lassen Sterne brenn'n.
Und das Gespenst vergangner Tage
liegt schwarzrotgold jetzt voll im Trend.


Diese Strophe gefällt mir am besten, sowohl inhaltlich als auch wegen des Binnenreims "hassen, lassen" und wegen des Reims "brenn'n" - "Trend".

Ich würde schreiben:
liegt schwarzrotgolden voll im Trend.

Dass man dem Umstand jedes Krieges
als freier Mensch bemängeln darf,
ist gutes Recht von jedem Bürger
und dafür gibt es viel Bedarf.


dass man den Umstand ... bemängeln darf

Statt "von jedem Bürger" müsste es korrekt "eines jeden Bürgers" heißen. Aber das geht ja nicht. Stattdessen könntest du schreiben:
dies gute Recht hat hier ein jeder

Doch wenn Kritik den Blick verliert,
was sie denn kritisch hinterfragt.
Dann ist Kritik an ihr berechtigt,
was mein Gedicht auch letztlich sagt.


In der ersten Zeile stimmt das Metrum nicht.
Auch sprachlich ist was nicht in Ordnung, denn die Kritik müsste den Blick auf etwas verlieren.
Du könntest schreiben:
Doch wenn Kritik nicht mehr im Blick hat...

Wir sind im Krieg von Meinungsmachern.
Information ist ihr Gewehr.
Und jeder schießt mit seiner Wahrheit. –
Sie gibt’s nie ganz, nur ungefähr.


Hier müsste es Krieg der Meinungsmacher heißen.

Gern gelesen.

Lieben Gruß
Rosenblüte
Rosenblüte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.08.2014, 10:20   #3
männlich nimmilonely
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Mainz
Alter: 35
Beiträge: 853

Hallo Rosenblüte,
vielen Dank für deine Verbesserungsvorschläge. Sie setzen genau da an, wo mir das Gedicht Kopfschmerzen bereitete.
Danke auch für dein Lob. Hat mich sehr gefreut.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.08.2014, 17:44   #4
weiblich Rosenblüte
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 2.163

Hallo nimmilonely,

freut mich sehr, dass ich dir weiterhelfen konnte.

Ein schönes Gedicht!

Lieben Gruß
Rosenblüte
Rosenblüte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.08.2014, 20:37   #5
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Es ist zu gewalttätig.

LG RS
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.08.2014, 11:59   #6
männlich nimmilonely
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Mainz
Alter: 35
Beiträge: 853

Krieg ist der Vater der Gewalt.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.08.2014, 14:19   #7
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Und Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.

LG RS
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
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