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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 16.06.2011, 19:11   #1
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Standard Naturgewalt

Wolken quellen in der Ferne,
türmen sich in weißer Pracht,
Schwalben schnellen durch die Lüfte,
kühler Wind erhebt sich sacht.

Nach und nach verblasst die Sonne,
dann erlischt ihr Glanz.
Vogelstimmen werden leiser
und verstummen ganz.

Immer näher, immer dunkler
drängen Wolken sich zu Hauf,
plötzlich wirbeln Staub und Sand hoch,
denn der Wind frischt kräftig auf.

Heftig rüttelt er die Bäume,
zerrt an Blättern, reißt sie weg.
Menschen flüchten von den Straßen,
jedes Tier sucht ein Versteck.

Platschend klatschen schwere Tropfen
gegen Fenster, auf Asphalt
und aus Himmels düstrem Antlitz
zucken Blitze, faucht Gewalt.

Atemlos duckt sich die Erde
unter harten Donnerschlägen,
selbst die Zeit scheint still zu stehn
und der Tag ertrinkt im Regen.
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.06.2011, 19:40   #2
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Das ist ein richtig gutes Gedicht, das durch Feilen ein Glanzstück werden könnte. Die Bilder sind gut, die Handlung ist geladen, aber es holpert hier und da, und manche Ausdrücke könnten plastischer sein. Was mir auffällt: Es reimen sich nur die Verse zwei und vier.

Ich werde noch mal ausführlicher darauf zurückkommen. Aber soweit: Atmosphärisch gut festgehalten.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2011, 06:36   #3
weiblich muse
 
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Dabei seit: 06/2011
Beiträge: 446

Du hast die Atmosphäre eines aufkommenden Gewitters wunderbar in Worte gefasst!
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2011, 07:13   #4
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Zitat:
Zitat von Daisy Beitrag anzeigen

Nach und nach verblasst die Sonne,
dann erlischt ihr Glanz.
Vogelstimmen werden leiser
und verstummen ganz.

= Die beiden markierten Verse sind zu kurz und stören deshalb den Rhythmus.

Immer näher, immer dunkler
drängen Wolken sich zu Hauf,
plötzlich wirbeln Staub und Sand hoch,
denn der Wind frischt kräftig auf.

= Beim dritten Vers stört die harte Endung "hoch" den Lesefluss, man könnte schreiben: "... plötzlich wirbelt Sand nach oben, ...

Platschend klatschen schwere Tropfen
gegen Fenster, auf Asphalt

= Ich meine, umgekehrt läge mehr Ausdruckskraft drin ("Klatschend platschen schwere Tropfen ..."), aber das ist Geschmackssache.


Atemlos duckt sich die Erde
unter harten Donnerschlägen,
selbst die Zeit scheint still zu stehn
und der Tag ertrinkt im Regen.

= Auch hier stört das harte Endwort, das "e" sollte deshalb in der Endsilbe enthalten bleiben ("stehen").
Keine großen Sachen, nur kleine Störenfriede, die sich leicht beseitigen lassen.

LG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2011, 09:30   #5
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Für Eure Kommentare, muse und Ilka-Maria, ein herzliches Dankeschön!

Deine Anregungen, liebe Ilka-Maria, sind für mich sehr hilfreich und ich werde mich eingehend dem Feilen an besagten Stellen widmen.
Es freut mich, dass Du Dir die Mühe gemacht und die Zeit genommen hast, um so ausführlich auf meinen Text einzugehen!

LG Daisy
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2011, 13:17   #6
weiblich BABSvomKUTSCHI
gesperrt
 
Dabei seit: 03/2011
Beiträge: 3.095

Liebe Daisy, ein sehr schönes Gedicht ist Dir gelungen.
Lediglich die folgenden Passagen würde ich überdenken

Immer näher, immer dunkler
drängen Wolken sich zu Hauf,
plötzlich wirbeln Staub und Sand hoch,
denn der Wind frischt kräftig auf.

= Beim dritten Vers stört die harte Endung "hoch" den Lesefluss, man könnte schreiben: "... plötzlich wirbelt Sand nach oben, ...

Platschend klatschen schwere Tropfen
gegen Fenster, auf Asphalt

= Ich meine, umgekehrt läge mehr Ausdruckskraft drin ("Klatschend platschen schwere Tropfen ..."), aber das ist Geschmackssache.

Alles andere kann nach meinem Dafürhalten so bestehen bleiben.
LG
Babsi
BABSvomKUTSCHI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2011, 17:34   #7
männlich Ex-Schamanski
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2010
Beiträge: 2.884

Es ist wirklich ein gutes Gewittergedicht. Besonders der Aufbau ist überzeugend.
Ex-Schamanski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2011, 19:56   #8
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Je öfter ich es lese, desto mehr meine ich, Du solltest es lassen, wie es ist. Die Brüche haben etwas, sie wechseln das Tempo, was ich anfangs nicht recht verstanden hatte. Man muß dieses Gedicht vortragen und dabei die Dramatik des Geschehens spüren lassen, dann stellt sich ein, daß alles stimmt. Die Worte sind wohlgesetzt.

Vergiß nicht, was ich bemängelt hatte - wie könntest Du -, aber ignoriere es. Und vergiß nicht, daß ich hier zu pedantisch war. Man muß sich nicht jede Jacke anziehen.

Laß es einfach, wie es ist.

LG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2011, 23:25   #9
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Hallo und vielen Dank, BABSvomKUTSCHI, Schamansky und Risiko, für Beifall und Anregungen zur Überarbeitung! Erst mal genieße ich die Streicheleinheiten und dann wird gefeilt.

LG Daisy


Hallo Ilka-Maria,

es freut mich sehr, dass Du Dich so gut in mein Gedicht hineindenken und fühlen kannst.
Trotzdem ist es nie falsch, über mögliche Verbesserungen nachzudenken und eventuell auch diverse Korrekturen vorzunehmen. Das muss dann ja nicht unbedingt so bleiben wenn es einem doch nicht zusagt.

Der Tempowechsel ist beabsichtigt und die beiden kurzen Verse in der zweiten Strophe sollen durch das Absenken der Stimme beim Lesen, das Verblassen der Sonne und das Verstummen der Vogelstimmen, noch deutlicher machen.

Dass sich immer nur Vers zwei und vier reimen ist eigentlich eine nicht so seltene Schreibweise, die mir beim Lesen von unterschiedlichsten Lyrikbänden immer wieder auffällt.

Danke nochmal und liebe Grüße

Daisy
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2011, 09:39   #10
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Naturgewalt

Liebe Daisy,
dass sich in jeder Strophe jeweils nur zwei Verse reimen - lass Dich da mal von der lieben Ilka-Maria nicht verunsichern, das hat der Heine auch oft gemacht.
Die kritisierten verkürzten Verse, bzw. die harten Kadenzen: Ich verstehe sie genau so, wie Du sie begründest.
Aber ich hieße nicht Heinz, wenn ich nicht doch noch etwas fände.
Im zweiten Vers türmen sich Wolken in weißer Pracht. Das ist ein schönes Bild, aber "Wolken quellen in der Ferne,/türmen sich in wilder Pracht" würde mir besser gefallen, weil das Türmen weißer Wolken nicht unbedingt auf ein heranziehendes Gewitter hindeuten. Ansonsten - super!
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2011, 12:16   #11
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, Daisy -

an diesem Stück Pastorale habe ich mich delektiert!


Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2011, 12:59   #12
weiblich Ilka-Maria
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Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Zitat:
dass sich in jeder Strophe jeweils nur zwei Verse reimen - lass Dich da mal von der lieben Ilka-Maria nicht verunsichern, das hat der Heine auch oft gemacht.
Das ist richtig, und wenn es gewollt ist, geht das auch für mich völlig in Ordnung.

LG
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.06.2011, 15:44   #13
weiblich Daisy
 
Dabei seit: 10/2010
Beiträge: 922

Lieber Heinz,

fein, dass Du mein Werk entdeckt und Dich draufgestürzt hast!
Wegen der Verse war ich nicht verunsichert, da mir diese Form, in sehr vielen lyrischen Werken immer wieder mal begegnet.
Dein Vorschlag mit "wilder Pracht" kommt bei mir sehr gut an. Allerdings ist bei uns hier, über dem Gebirge, sehr oft zu beobachten, dass, solange die Sonne noch ungetrübt in die Wolken scheint, die Pracht tatsächlich noch weiß leuchtet, mit dem Schwinden der Sonne allerdings sehr schnell düster wird. Aber "wild" ist wirklich nach meinem Geschmack. Danke für die Hilfestellung.

LG Daisy


Hallo Thing,

Deine charmanten Kommentare sind immer willkommen und ich danke sehr herzlich dafür!

LG Daisy


Liebe Ilka-Maria,

die Sache bezüglich der Verse war eigentlich schon erledigt, hat sich aber, denke ich, nun vollends geklärt. Deinen Anregungen folgend habe ich am Text auch noch etwas gefeilt, ohne aber markant einzugreifen.

LG Daisy
Daisy ist offline   Mit Zitat antworten
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