Schöpfungsprozess

[Zottel]

Ideen huschen vorbei

Ideen huschen vorbei, wie Schatten im Autolicht.
Man kann sie nur schwer halten, bald sind sie wieder entwischt.
In einem Moment ganze Romane erdacht,
im nächsten die leere im Kopf dich auslacht.
Ideen huschen vorbei.

Selten bekommt man sie so aufs Papier
wie man sie eben noch vor dem inneren Auge gesehn.
Schlecht und dumm kommt es einem dann vor
wenn sie geschrieben stehn.
Ideen huschen vorbei.

Und bekommst du Mal eine zu greifen
und bannst sie schnell genug ins Handy, Smartphone, Schreibpapier.
Schmückst sie aus, denkst sie durch dehst und wendest sie dir.
Freust dich, dass du's Mal geschafft.
Verkündest sie weiter..wirst du ausgelacht.
Hirngespinst, Blödsinn, unrealistisch sind die Worte des Lohns.
Ideen huschen vorbei.

Doch manchmal glückt einem der Erfolg.
Die Idee reifte langsam .. ungewollt.
Im Hintergrund ganz unbewusst.
Taucht langsam auf .. ganz ohne Eile.
Drängte sich hervor ins Bewusstsein.. brüstet sich.
Ja dann wirds erfolgreich.
Aber das ist eher selten.
In der Regel ist's doch so.
Ideen huschen vorbei.

[Ilka-Maria]

Hallo, Zottel,

ja, das ist ein Problem: Beim Fahren durch die nächtliche Landschaft spukt es im Kopf und rufen sich die Geister geniale Verse zu. Der Mensch am Lenkrad nimmt sich fest vor, sie zu repetieren ... doch schon die dritte Wiederholung rauscht ihm davon. Keine Gefangenen gemacht ...

Wir hatten im Forum mal eine Userin namens Thing - sie ruhe in Frieden -, die hatte beim Autofahren immer einen Block und einen Stift parat, um sich wenigstens die Stichwörter zu notieren. Scheint funktioniert zu haben, denn nachdem ich zweimal ihre Sammlung zusammengestellt, formatiert, gedruckt und gebunden hatte (konnte ich mit den Vorrichtungen in dem Büro, in dem ich damals arbeitete), kam ein beträchtliches Werk zustande.

Deshalb mein Tipp: Du oder dein Protagonist, wo immer ihr steht, haltet Block und Stift parat. Doofes Zeug kann man immer zerreißen und in die Tonne kloppen. Aber was die kleinen Geister im Gehirn mit deinen genialen Einfällen machen, entgleitet dir für immer, wenn du sie ihnen überlässt, und deshalb solltest du diese Einfälle anketten.

LG
Ilka

[Zottel]

Liebe Ilka-Maria,

vielen Dank für den Tipp. Ich werde ihn mir zu Herzen nehmen.
Ich hoffe nur, dass der Userin nicht das Schreiben am Steuer zum Verhängnis wurde.
Aber Spaß beiseite. Ein Notizbuch macht schon Sinn. Wobei ich mir schon angewöhnt habe mein digitales Notizbuch zu benutzen, falls mal wieder ein Geistesblitz kommt. Allerdings hat das klassische Schreiben mit Stift und Papier auch was für sich.

[DieSilbermöwe]

Hallo Zottel,

du hast ja so recht:

.Schlecht und dumm kommt es einem dann vor
wenn sie geschrieben stehn.
Ideen huschen vorbei.

Also mir kommen sie mittlerweile schon vor dem Schreiben schlecht und dumm vor. Bei manchen Dingen kann ich mir die Kommentare denken, ehe ich überhaupt anfange. Und dann lasse ich es einfach ...

Danke für die Beleuchtung dieser Sache .

Schöne Grüße
DieSilbermöwe

[Heinz]

Lieber Zottel,
als erstes fiel mir ein Zitat Goethes ein:

Wie würde dich die Einsicht kränken:
Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken,
Das nicht die Vorwelt schon gedacht?

Als zweites seine (in Stanzen geschriebene) "Zueignung" am Anfang seines großen Gedichts Faust:
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch' ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Fühl' ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.

So wie Dir ging es also auch den ganz Großen.

Für Silbermöwe:
Eine Interpretation wünsche ich nicht, aber ein Wort zur Form.

Liebe Grüße,
Heinz

[DieSilbermöwe]

Für Silbermöwe:
Eine Interpretation wünsche ich nicht, aber ein Wort zur Form.

Es ist ja nicht dein Text.

Wie kommst du darauf, dass ich Kommentare schreiben muss, wie du sie wünschst????

[Heinz]

Liebe Silbermöwe,
was ist los? Die Missverständnisse scheinen sich zu wiederholen. Wie kommst Du zu der Annahme, ich wolle Dich zu Kommentaren zwingen?
Dass die Stanzen nicht von mir sind, habe ich klar und deutlich gemacht.
Dass sie ein Beispiel in Sachen angewandter Jamben, dreifach kreuz- und einmal am Ende paargereimt - sein können, so dachte ich in meiner Naivität - ,
könnten sie als Etüde in Sachen Metrik dienen.
Nun sei es wie es sei - auch Raupen umgeben sich mit einem Gespinst, man nennt es Kokon, und am Ende kommt ein Schmetterling zustande.
Wenn ich Dir zu aufdringlich bin: Ein Wort genügt und alle Missverständnissen ist der Nährboden entzogen.
Gruß,
Heinz

[DieSilbermöwe]

Lieber Heinz,

großes Sorry!!! Ich bin echt ein Esel...

Ich dachte, du meintest mit

Für Silbermöwe:
Eine Interpretation wünsche ich nicht, aber ein Wort zur Form.

meinen Kommentar zu Zottels Gedicht im Sinne, dass ich nichts zur Form (von Zottels Gedicht) gesagt hatte, sondern nur etwas hineininterpretiert hatte. Deswegen auch die Antwort "ist ja nicht dein Text", ich dachte an Zottels Gedicht, nicht an die Stanzen.
Das mit den Stanzen hatte ich nur kurz überflogen, weil der Absatz an Zottel gerichtet war. Das hatte ich überhaupt nicht in Zusammenhang mit meinem letzten Kommentar gemeint.

Ich bin echt bescheuert...

LG DieSilbermöwe

[Heinz]

Liebe Silbermöwe,
älter werden (ich beziehe das nur auf mich) hat einen unschätzbaren Vorteil: Man wird milder.
Gruß,
Heinz