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Alt 19.11.2006, 12:29   #1
tom.ecker
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 15


Standard Eine Liebesgeschichte

Im folgenden, ich habe es hier eingestellt weil es ein wenig ein Märchen ist, bin mir aber nicht so sicher.

In einem Bürogebäude sind zwei junge Unternehmer auf dem Weg zu einem Termin. Es handelt sich um Karl, den Besitzer und Franz, seine rechte Hand in seiner Firma. Auf dem Gang fällt Karl etwas auf.

„Wer ist das?“ fragte er und starrte weiter auf ein in blaue Kleider gehüllte Mädchen, welche sich gebückt an die Arbeit machte.
„Niemand, nur die Putzhilfe, komm wir müssen weiter, das Meeting findet nicht von selbst statt.“ drängte sein Arbeitskollege zur Eile, nichts konnte sie jetzt noch aufhalten, endlich war es ihnen gelungen einen großen Auftrag an Land zu ziehen welche ihm eine Beförderung einbringen würde.
„Hast du die Akten dabei?“ fragte Karl, wieder voll auf seine Zukunft konzentriert. „Wir brauchen die Zahlen, ohne sie brauchen wir gar nicht erst auftauchen.“
„Verdammt, ich habe sie im Auto vergessen, ich hol sie schnell.“
„Nein warte“, er hält ihn am Arm fest „lass mich das erledigen, geh schon mal voraus. Ich komme dann nach.“
‚Ein Glück’ denkt sich Franz‚wäre er doch nur sehr ungern den ganzen Weg zum Auto wieder zurückgegangen.’ „In Ordnung, als Chef musst du natürlich einen dramatischen Eindruck machen indem du zu spät kommst.“ Schleimt er noch ein wenig, bis beide ihres Weges gehen.
Karl kommt wieder an der Putzhilfe vorbei, baut sich vor ihr auf:
„Wer sind Sie? Was machen Sie hier?“ gibt er streng zu Protokoll.
„Chef, ich putz hier nur. Wollen Sie das ich gehe?“ blickt sie ihn ängstlich an.
„Ja“, seine Gesichtszüge entspannen sich, ein leichtes Lächeln geht über sein Gesicht. „begleiten Sie mich doch zu meinem Auto. Ich möchte ihnen etwas zeigen.“
Völlig eingeschüchtert lässt sie alles stehen und liegen und folgt diesem gestrengen Herrn auf den Weg zu seinem Auto.
„Wie heißen Sie?“ fragt er interessiert
„Mein Name ist Emsa, ich arbeite hier erst seit ein paar Wochen.“
„Emsa, was halten Sie davon mit mir morgen Abend Essen zu gehen? Ich will ihnen gar nicht vorschreiben wo, ich selbst gehe gerne in sehr feine Restaurant, wenn das für Sie eher unangenehm ist, können auch Sie den Ort bestimmen.“ Fragt er sehr direkt, erfolgsorientiert.
Die Überraschungen scheinen für Emsa kein Ende zu nehmen, völlig baff stimmt sie zu und meint man könne sich ja morgen nach der Arbeit treffen. Sie werde ihn dann zu einem sehr guten Laden hinführen.

Am nächsten Tag ging Karl nach verrichteter Arbeit in Richtung Ausgang. Wo ist sie? Und tatsächlich! Er sieht sie in ihrer Putzkleidung den Boden putzend, streng beobachtet von einem seiner Angestellten der ihr spottend zuruft, dort wäre Dreck und auch dort hätte sie nicht geputzt. Dieser Schikane ein Ende machend schickt er den Foltermeister weg indem er ihn seinerseits fragt warum er nicht bei der Arbeit ist.
„Vielen Dank, Sie sind zu freundlich. Und Sie haben tatsächlich nicht unsere Verabredung vergessen.“ sie lächelt ihn an, ihr löbliches Gesicht, gezeichnet von einem langen Arbeitstag, fängt an verlegen zu strahlen, weiß sie doch von den Vorstellungen in den Chefetagen was junge Mädchen angeht, ist aber doch froh für diesen Gefallen den er ihr getan hat. Was will er wohl, doch sie braucht den Job, sie muss sich fügen. Gestern wollte sie ihn führen, wohin soll sie ihn bringen?
„Wie könnte ich? Wollen wir?“ sein Gesicht zeigt sich sanftmütig gegenüber diesem Wesen, welches völlig von ihm eingeschüchtert sich seiner Obhut übergibt. Er hält ihr den Arm hin, sie weiß nicht, was will er? „Wir könnten zu einem Laden von nem Kolleg von mir gehen.“ Er hat keine Einwände, sie gehen auf den Parkplatz, fahren in seinem Benz los. Raus aus dem wohlhabenden Viertel, rein in ein regelrechtes Ghetto. „Bist du sicher, dass das hier ist?“ fragt er mit einem gewissen Stirnrunzeln. „Ja doch, ist nicht mehr weit, dort vorne links.“ Sie biegen ein, fahren auf einen Parkplatz, es ist ein heruntergekommenes Lokal. Doch es hat Sitze und man bekommt etwas zu essen. Sie geht als erstes in den hinein „Was willst du hier? Willst du endlich die Schulden deines Bruders abarbeiten?“ ruft der Besitzer ihr höhnisch zu. „Bist ja schon richtig angezogen.“ „Nein, ruft sie zurück, ich will nur etwas essen.“ Hinter ihr betritt ihr Begleiter im feinsten Anzug, die Benz-Schlüssel noch in der Hand, den Laden.
Der Besitzer geht etwas näher auf sie zu „Wer ist der Typ hinter dir?“ mustert er diesen skeptisch. „Wir wollen nur etwas essen, er sagte ich soll sagen wohin drum sind wir hier hin, weißt du.“ „Ok, dann will ich nicht so sein.“ Beide setzen sich.
Unsicher aufgrund dieser unerwarteten Umgebung versucht Karl irgendwo seine Jacke abzulegen bis ihm die Bedienung zur Hilfe eilt. Er bestellt für beides etwas zu trinken und zu essen bis er sich wieder Emsa zuwendet. „Kennst du ihn?“ „Ja, wir sind irgendwie verwandt. Ich hoffe der Laden hier befremdet Sie nicht zu sehr.“ „Sieze mich bitte nicht, mein Name ist Karl.“ „Okay Karl, wie kamst du auf die Idee mit mir hier hinzukommen?“ „Ich habe dich einfach gesehen und bekam dein Gesicht nicht aus dem Kopf.“ „Wie rührend, du willst also mit mir vögeln?“ „Nein, das ist es nicht, ich mag dich wirklich, sonst wäre ich wohl nicht hierhin mit dir gegangen, sondern direkt in mein Hotelzimmer.“ „Ach, das hier ist also nur eine Ausnahme.“ „Das solltest du nicht falsch verstehen, was kann ich tun um dich von meinen guten Absichten zu überzeugen?“ „Was hab ich schon zu verlieren? Seh dich doch um! Sieht das so aus, als könnte ich es mir leisten dich abblitzen zu lassen? Schau mich doch nur an, ich sitze hier, bin von der Putzkolonne, halte mich irgendwie über Wasser und du bist ein feiner Unternehmer, der unsereins nur aus seinem Benz aus ansieht wenn er ein Mädchen ausführt.“ „Du solltest mich nicht so nach Vorurteilen beurteilen, ich bin nicht so wie du meinst. Genauso könnte ich sagen, alle Ausländer sind Kanacken, sind alle arbeitslos, können alle kein Deutsch, sind alle faul und leben auf Staatskosten.“ „Wir haben hier ganz andere Probleme als eure Vorurteile.“ „Welche denn?“ „Hier in diesem Viertel leben zwei große Familien, ich gehöre einer an. Wir haben uns schon in unserer ursprünglichen Heimat befehdet, wir wissen eigentlich nicht mehr genau worum es ursprünglich ging, doch wir hassen uns. Immer wieder gibt es Ärger, Schießereien, Verletzte, Tote.“ „Und habt ihr schon versucht die Polizei einzuschalten, das sind doch Straftaten!“ „Nein, wir können es uns gar nicht leisten, dass die hier sind. Es gibt hier Dinge... Die haben außerdem viel zu viel Angst hier hart durchzugreifen. Wir lassen die in Ruhe und sie uns. Was zwischen uns passiert ist nicht deren Sache.“ „Gibt es denn keine Ausflucht hieraus?“ „Nein, selbst wenn jemand es schafft und Geld verdient, lässt einen die Familie nicht los.“ „Ich könnte dir helfen, ich könnte dich hier rausholen.“ „Nein sag das nicht, ich mag dich, doch ich bin misstrauisch, durch dieses Gesülze werde ich es nur noch mehr. Lass es erstmal gut sein damit.“
Beide bestellen sich noch etwas zu essen und ohne etwas Erwähnenswertes geredet zu haben verabschiedet man sich, sie hat nur ein paar hundert Meter bis nach Hause und er fährt in sein Hotel.

Dort angekommen geht er in sich.
Was ist nur mit mir? Entwickle ich jetzt tatsächlich Gefühle für dieses Unterschichten-Mädchen? Niemals! Sie hatte doch Recht, eigentlich ist sie nur eine Nutte, welche für ihren Job alles über sich ergehen lassen muss. Doch kann ich ihr nicht helfen? Und dann diese Familienfehde, was wäre wenn sie dort zwischen die Fronten gerät? So kurz kenn ich ihr Gesicht, ihr Art zu sprechen sich zu bewegen, niemals hätte mir dieses Wesen verborgen bleiben können. Eine Gefangene ihrer Realität, ich werde sie retten! Doch wie kann ich ihr Herz gewinne? Sie befördern? Das würde sie nur bestätigen in ihrer ablehnenden Haltung? Ich muss mich zurückhalten! Aber es wird sich lohnen!

Die nächsten Tage schickte er ihr regelmäßig Blumen, mit der Bitte doch wieder mit ihm Essen zu gehen, jedoch ohne konkret zu werden und ohne großartige Verschwendung. Doch sie zeigte sich dem Boten gegenüber immer wieder freundlich aber nicht sonderlich begeistert.

Eines Tag jedoch hörte Karl etwas im Radio, in der Gegend wo sie gegessen hatten, gab es eine Schießerei, mehrere Tote, viele Verletzte, die Polizei kam zu spät zum Ort des Geschehens, man konnte nur noch den Krankenwagen rufen, die Ermittlungen laufen…
Sofort stürmt er aus seinem Büro, Emsa war nicht zur Arbeit gekommen! Er setzt sich in sein Auto, fährt völlig aufgebracht los. Was ist mit ihr? Ist sie unter den Opfern? Wird er sie jemals wieder sehen? Hätte er sie nicht vorher schon von dort befreien können? Kommt er vielleicht sogar noch rechtzeitig? Liegt sie im Krankenhaus?
Er fährt zu seinem einzigen Anhaltspunkt in dieser Gegend, zu ihrem Restaurant. Sie hatte wohl den gleichen Gedanken, er findet sie gedankenverloren an einem Tisch sitzend, stürmt in den Laden. Sie bemerkt ihn als er durch die Tür geht, sie lächelt ihn an, steht auf und läuft auf ihn zu, er läuft auf sie zu und sie küssen sich leidenschaftlich, voller Hoffnung und Trost. Jetzt ist es klar, in dieser Lage hat er ihre Liebe gewonnen, er hat sie nicht im Stich gelassen, sondern ist ihr zur Hilfe geeilt. Bei ihm vermischen sich Triumph und Erleichterung und nach einiger Zeit lösen sie sich voneinander und er fragt: „Wie konnte das passieren?“
„Ein Treffen, auf dem verhandelt werden sollte, ist außer Kontrolle geraten. Ich weiß auch noch nichts genaues, ich weiß nur von dem Treffen und das Ergebnis. Bring mich weg von hier! Ich will raus aus dieser Hölle, hol mich mit zu dir, ich will nicht mehr zu diesen Leuten, ich will dir gehören.“
„Komm mit mir! Zur Arbeit gehe heute nicht wieder, ich will nur mit dir sein. Auf! Die Rettung ist geschehen!“
„Wenn es nur so wäre.“ Sie schluchzt und beide steigen in das Auto und fahren in sein Hotelzimmer wo sie sich ihrer Liebe hingeben.

Sie liegen nebeneinander im Bett, der für diese Situation typische Satz fällt:
„Karl, ich muss dir etwas sagen!“
Er dreht sich zu ihr und blickt sie fragend an.
„Auf diesem Treffen, es gab einen Lösungsvorschlag, welcher unsere Fehde beenden sollte. Dieser hat etwas mit mir zu tun.“
„Das ist jetzt alles hinter dir, diese Leute können dir jetzt nicht gefährlich werden, ich bin bei dir, ich beschütze dich.“
„Ach du verstehst nicht.“
„Dann erkläre es mir!“
„Ich war die Lösung, man hatte mich einem versprochen um endlich Frieden zu schließen!“
„Ja sind wir hier im Mittelalter?“
„Es ist so! Ich könnte dem ein Ende setzen, doch ich habe mich von dir verleiten lassen mein Glück über das der Familie zu stellen! Verführer du!“ wütend blickt sie ihm in die Augen.
Nach Worten ringend steht er auf, geht zum Fenster, zieht den Vorhang bei Seite, die Sonne erhellt das Zimmer.
„Willst du dich wirklich opfern? Ich biete dir ein Leben, jenseits von diesen Schergen im Luxus und sie bieten dir Unterwerfung und Armut. Was glaubst du wie sie mit dir umgehen werden wenn du dich so unterwirfst?“
„Ich weiß, doch so viele sind gestorben, ich will diesem Leiden ein Ende setzen.“
„Ihre Leiden wird vielleicht geschwächt, deine und meine werden umso größer. Willst du mir, willst du dir das antun? Ich verspreche dir alles, was du willst.“
Sie bricht in Tränen aus.

Am nächsten Morgen wacht sie auf, er sieht bereits fern, wo über Schießereien berichtet wird, die Polizei ist machtlos, sieht aber auch keinen Grund hier Kopf und Kragen zu riskieren, sollen sie sich doch gegenseitig über den Haufen schießen, die Sender überbieten sich bei den Opferzahlen, Hubschrauber kreisen über den Gebieten. Von der Straße erklingen Sirenen, in der Ferne sind einzelne Schüsse zu hören.
„Die Situation ist völlig außer Kontrolle geraten, ich glaube kaum, dass das noch zu bändigen ist. Hier sind wir zumindest sicher, ich habe meinen Mitarbeitern zur Sicherheit frei gegeben und mein Auto etwas entfernt geparkt um niemanden hierher zu führen.“
Geschockt von dem Ausmaß welches all ihre schlimmsten Befürchtungen hat wahr werden lassen richtet sie sich langsam auf.
„Du bist so gut zu mir und doch kann nur ich dieses Blutvergießen beenden, lass mich gehen, du warst ein Traum, ich aber werde dort gebraucht.“
„Glaubst du wirklich, dass dann Frieden herrscht? Allein schon durch diese Eskalation wurde der Hass angestachelt, Rechnungen werden noch zu begleichen sein. Wenn du dich jetzt zu erkennen gibst, begibst du dich in Lebensgefahr, das wäre Selbstmord!“
„Nein, Frieden ist möglich, ich muss mich nur noch opfern, dann wird alles gut.“
„Aber nicht für dich, nicht für mich. Frieden ist längst nicht mehr möglich, zu tief sitzt der Schmerz bei beiden Beteiligten, willst du dich jetzt auch noch sinnlos opfern wie so viele von deiner Familie? Tu es nicht für dich, tu es für mich, ich liebe dich zu sehr.“ Er stellt sich vor die Tür des Hotelzimmers. „Bevor du hier raus kommst musst du hier an mir vorbei.“ „Du hältst mich gefangen? Denk nicht immer nur an dich!“ Sie springt auf, rennt auf die Hoteltür zu, versucht sich Ausgang zu verschaffen, er stößt sie zurück. „Willst du mich mit Gewalt an dich binden? Bist du dann wirklich besser als meine Familie?“ „Ich binde dich nicht mit körperlicher Gewalt an mich, ich zwinge dich nur zwischen meinem Leben und das deiner Familie zu entschieden. Tu was für dich am Besten ist und nicht für einen brüchigen Frieden zwischen von Hass zerfressenen Menschen!“
„Aber wie wollen wir leben? Sie werden uns verfolgen! Zumindest die noch übrig sind.“
Karl lächelt, „Ich werde die Firma verkaufen, wir werden in eine andere Stadt, in ein anderes Land wenn es sein muss, doch verlass mich nicht.“
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