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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 24.10.2008, 23:29   #1
Lithiumfluorid
 
Dabei seit: 10/2008
Beiträge: 13

Standard Einsame Sozialkritik die erste

Das strahlende Ich wächst konstant
geboren aus latenter Verzweiflung
Sein oder nicht sein nur krokant
zu oft Produkt waghalsiger Erscheinungen
Fanatisch jagend Geist und Genius
fühlbar und so greifbar nah
Doch plötzlich wieder bröselnd schwindend
Hilflos ausgesetzt dem intellektuellen Verfall
der alles zerstörenden Lautlos-Gefahr
Hilferufe so naiv und selten klingend
gekonnt ignoriert und gnadenlos verspöttet
so wird der Weg geebnet
des Fäulnis´ eignen Brut
mitten rein ins Elend
des geisitg-kulturellen Todes.
Lithiumfluorid ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2008, 11:05   #2
lichtelbin
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Holla die Waldfee!
Hallo, ich bins wieder
Jaja, das ist ein kräftiger Brocken. Was mir schon bei deiner Vorstellung aufgefallen ist: Du bedienst Dich einer gehobenen und fremdwortlastigen Sprache, das finde ich gut. Im privaten Leben kommt das bei mir auch ab und an vor, wenn ich mich angegriffen fühle. In der Prosa bemühe ich mich manchmal darum, in der Lyrik vermeide ich es aus dem einfachen Grund, da meine Gedichte ohnehin schon sehr verklausuliert sind. Bei der Form fällt mir folgendes auf: Diese entsetzlichen Freizeilen zwischen den einzelnen Fersen... Ich finde sie aufgrund des unterbrochenen Leseflusses abscheulich und schlag Dir hiermit vor, sie rauszunehmen, wodurch Dein Gedicht kürzer (Dein erstes Gedicht hier habe ich z.B. nicht kommentiert, da es mir zu lang ist) aussehen würde. Ich werde jetzt am Gedicht kommentieren und es auch seiner Zwischenräume berauben.
Zitat:
Einsame Sozialkritik die Erste
der titel ist, mit verlaub, langweilig, weil ich jetzt genau weiß, was kommen wird, ja sogar abgeschreckt werde. Sozialkritik... Igitt. Das klingt nach heulendem Teenager, nach verbittertem HartzIV-Empfänger oder alleinerziehender Mutter. Das klingt nach den immergleichen Vorwürfen und schreienden Metaphern. Das klingt nach billig. (hiermit soll in keinstem fall das leid betreffender personen herabgesetzt werden sondern lediglich die tränendrüsendrückende form mit der dieses gerne zur schau gestellt wird)
Zitat:
Das strahlende Ich wächst konstant
geboren aus latenter Verzweiflung
Oh ja, ja das kenn ich. Im Grunde genommen ist ein überbordendes Selbsbewusstsein schillernder Erscheinungen wirklich oft aus der puren Verzweiflung geboren und die Ausdrucksweise macht das ganze noch viel greifbarer. Wie würden manche in meiner Umgebung sagen: Man, hör mal, wie du labast! Bissu'n Streba oder was? Meistens führt das dazu, sich noch "schlimmer" in diese Richtung zu bewegen.
Zitat:
Sein oder nicht sein nur krokant
zu oft Produkt waghalsiger Erscheinungen
Krokant ist mit verhärtetem Caramel zusammengeklebte und überzogene Nüsse oder Teig. Bist du dir sicher, dass du das sagen wolltest oder meintest du vielleicht "kokett"? Krokant ist ja auch eigentlich ein großgeschriebenes Substantiv. Außerdem fehlt mir hier irgendwo ein verb. Zumindest eine finite Form von "sein" hätte nicht geschadet das ganze fließt nämlich ins unübersichtliche:
Zitat:
Fanatisch jagend Geist und Genius
fühlbar und so greifbar nah
Ich vermute mal, "jagend" bezieht sich auf die Erscheinungen und dieser Satz endet hier? Ein Prädikat, ein Prädikat, Krokant für ein Prädikat!
Auch so ein relativer Satzanschluss wäre hier nett. Irgendwas, damit man begreift, wie das zusammengehört.
Vorschlag:
"Sein oder nichtsein sind nur krokant
zu oft Produkt waghalsiger Erscheinungen,
die Geist und Genius fanatisch nachjagen,
fühlbar und so greifbar nah"
(und krokant hab ich mal gelassen, vielleicht ist das ja auch ein bild, hinter das ich nicht steige
Zitat:
Doch plötzlich wieder bröselnd schwindend
Hilflos ausgesetzt dem intellektuellen Verfall
der alles zerstörenden Lautlos-Gefahr
wie gesagt: auch in diesem Satz bin ich dafür, das "schwindend" in ein "Schwindet" umzuwandeln
Trau dich im übrigen ruhig, Lautlosgefahr zusammenzuschreiben. Das wort gibts zwar eigentlich nicht, aber Neologismen sind sehr angenehme Stilmittel und nützen schön die Vorzüge der Deutschen Sprache aus: zusammengesetzte Substantive.
Zitat:
Hilferufe so naiv und selten klingend
gekonnt ignoriert und gnadenlos verspöttet
verspöttet? Spöttest Du meiner? Ich hoffe, das ist nur ein Tippfehler
(achja und immer grüßt das Prädikat (nicht) ach herje)
Zitat:
so wird der Weg geebnet
des Fäulnis´ eignen Brut
mitten rein ins Elend
des geisitg-kulturellen Todes.
Wem ebne ich den Weg? Nicht, wessen ebne ich den Weg. Überhaupt haust du dich mit diesen letzten vier versen in die pfanne. "Mitten rein ins Elend" *zonk* Herein oder Hinein, meine Liebe. Das ist hier die Frage. Bist du schon im Elend, kommt die Brut herein. Stehst Du außerhalb besagten Elends und wirst mitgerissen (nicht wirklich du, sondern der betrachter des ganzen systems) dann gehst du ins Elend hinein. überhaupt empfehle ich dir, bedienst du dich doch so schöner wörter wie latent und krokant ( ) auch dem rein noch die erste silbe zu spendieren. Das wäre sehr zuvorkommend. Im Grunde mag ich die letzen Verse überhaupt nicht. Sie sind zu aggressiv und machen das ganze zu dem, was ich befürchtet hatte bei der Titellektüre. Es braucht viel Gespür für gute Gesellschaftskritik. Ich würde dir raten, nicht einen Rundumschlag zu veranstalten. Bleib sachlich, bleib bei den Opfern und geh nicht auf die Verursacher. "Geistig-Kultureller Tod" *röchel*. Ich weiß, was Du meinst, aber das ist zu viel, defintiv. Verwende Anstatt Tod etwas wie Ödnis oder Begräbnis und hau hier einmal kräftig auf die Metaphernpauke.
"Bis die Kinder der Fäulnis
durch sich selbst verödet
aufs kulturelle Sterbebett fallen"
wäre z.B. ein Vorschlag von mir.
Zum allgemeinen: joa, passt schon. Iirgendwie hast du das recht gut getroffen, zumindest meine vorstellungswelt entspricht dem ganzen recht häufig. Allerdings habe ich noch mehr kritikpunkte. Ich wäre z.B. ein Freund von Satzzeichen. Struktur! Das ist es, was diesem Gedicht fehlt. Noch ist es ein Bandwurm komplizierter Satzkonstrukte (ohne Prädikate ) Mach mal Strophen und zumindest sparsam gesetzte Satzzeichen hinein, dann sieht das ganze schon viel besser aus. (und manchmal wäre ein Blick in den (fremdwort-)duden nicht schädlich , nur zur absicherung)
Engelsgruß, Lichtel
lichtelbin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2008, 11:38   #3
Lithiumfluorid
 
Dabei seit: 10/2008
Beiträge: 13

Standard Vielen Dank :)

Also was den Zeilenabstand anging : Ich habs einfach nicht hinbekommen das umzustellen XD" Aber vielen Dank für die Kritik..Manches davon sollte ich mir wirklich zu herzen nehmen @@ Aber auch wenns komisch klingen mag - Das mit der schlechten Syntax war Absicht,und auch krokant ( kann by the way auch bröselig heíßen ) sitzt schon richtig an der Stelle... Und das mit dem Titel - Klar,war mir bewusst,dass es sich hier eher um einen sprachlichen Stereotyp handelt,damit sollte auch nicht "das übliche" an der Gesellschaft kritisiert werden! Auch berühmte Dichter bedienen sich nicht immer einer einwandfreien Sprache,manchmal soll doch auch die eigene Intention,und die Interpreation bewusst offen bleiben.

Trotzdem muss ich wirklich sagen,dass man sich richtig über eine solche Kritik freut: Jemand,der sich ernsthaft mit sowas auseinadersetzt und auch noch so wortreich kommentiert,wirklich toll..(Ich frage mich immer noch wieso ich nicht früher hier vorbeigeschaut hab )



Also,vielen Dank nochmal
Lithiumfluorid ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2008, 11:57   #4
lichtelbin
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

vielleicht hätte auch ich mal in den fremdwortduden schauen sollen, bevor ich herumtrompete asche über mein selbstgefälliges haupt (andererseits bekommen wir hier so häufig leute rein, die mit wörtern um sich werfen, die sie ncihtmal aussprechen können)
im übrigen gebe ich gerne solche kritik, besonders wenn ich in der taskleiste gerade einen abscheulichen deutschaufsatz habe
und man lernt selbst sehr viel davon
ich hab mich ja garnicht beschwert über deine sprache, sondern ich habe mich an ihr erfreut (bis auf die letzten verse)
wenn du das übliche der gesellschaft kritisiert hättest, dann wäre meine kritik ganz anders ausgefallen
deine perspektive ist für mich als leser sehr gut gewählt, denn es ist in gewisser weise auch meine perspektive (auch, wenn das jetzt eingebildet klingt)
du solltest nur mit titeln vorsichtig sein, weil sie das erste sind, was man von deinem gedicht ließt - und das sollte doch eher anlocken.
Zeilen umstellen: ich weiß, das liegt an unserer * neuen software. Wenn Du Dein Gedicht vorher in Word hattest dürfte es aber in ordnung bleiben?
lichtelbin ist offline   Mit Zitat antworten
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