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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 22.06.2011, 02:22   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Standard Grün

Graue Köpfe werden grün
als hätte man sie drum gebeten.
In verstelltem Wohlbemüh'n
werden Floskeln breitgetreten
bis nichts bleibt als kuriose
bürgerliche grüne Soße.
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Alt 22.06.2011, 09:08   #2
Thing
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Halli Hallo, Schmuddelkind!

Das ist wirklich hübsch kurios.
Eine private Anmerkung:
Trotz meines Alters wollen meine Haare nicht weiß werden.
Mein Coiffeur schlug meine Bitte ab, aus mir ein bemoostes (moosgrünes ) Haupt zu machen, weil das unmöglich sei.
Aber grüne Soße gehört zu meinen temporären Leibgerichten - sei sie auch bürgerlich.

Ein Häppchen!

Thing
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Alt 22.06.2011, 10:39   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Schmuddelkind Beitrag anzeigen
Graue Köpfe werden grün
als hätte man sie drum gebeten.
In verstelltem Wohlbemüh'n
werden Floskeln breitgetreten
bis nichts bleibt als kuriose
bürgerliche grüne Soße.
In meinem ersten Impuls hatte ich das Gedicht als Anspielung auf die aktuelle Politik mit der schwarz-grünen Annäherung beim beschlossenen Atomausstieg verstanden: Schwarz macht die Kehrtwende, Grün kann nicht widersprechen und sieht sich dadurch seines oppositionellen Bodens beraubt. Das Ergebnis ist eine graugrüne Soße, die gelöffelt werden muß, aber niemandem schmeckt.

LG
Ilka-M.
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Alt 22.06.2011, 11:27   #4
Thing
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Ja, der Gedanke kam mir zuerst auch.
Aber noch ist ja die Grüne nicht als total bürgerlich einzustufen, auch wenn
heutzutage wirklich alles wie ein Einheitsbrei wirkt.
Immer das Blinzeln nach der Wählerschaft:
Wie grün dürfen wir werden?
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Alt 22.06.2011, 11:49   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Ja, der Gedanke kam mir zuerst auch.
Aber noch ist ja die Grüne nicht als total bürgerlich einzustufen, ...
Ja, das hat mich auch etwas verwirrt. Die Bürgerlichen sind traditionell eigentlich die Liberalen, und da sind die Grünen weit entfernt davon. Da sie erhalten wollen, sind sie eher konservativ (wenn auch auf andere Art als die Schwarzen).
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Alt 22.06.2011, 12:03   #6
Thing
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Im besseren Sinne konservativ, auch wenn sie sich weit von ihren Anfängen entfernt haben.
jaja - so wirkt das "Establishment" (doofer Ausdruck!).

Immerhin sind Trittin, Ströbele, Kunz und Künast noch nicht g a n z korrupt!
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Alt 22.06.2011, 15:19   #7
männlich Schmuddelkind
 
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Ilka-Marias Interpretation kommt meiner Intention ziemlich nahe. Mir geht es allerdings nicht primär um Parteipolitik, auch wenn die ganze Atom-Ausstiegsfarce sehr gut dazu passt und ich das auch von Anfang an im Kopf hatte. Es geht eher darum, dass es jetzt irgendwie in und mehrheitstauglich ist, grüne Positionen zu vertreten und dass das jetzt auch bürgerliche Figuren machen, denen man es nicht abkauft.

Andererseits kann "bürgerliche grüne Soße" auch dafür stehen, dass das Motiv für die allgemeine Neigung zur schnellen Energiewende nicht in der Vernunft begründet ist (und das sage ich als Atomkraftgegner), sondern in der spießbürgerlichen Angst nach der Japan-Katastrophe. Es äußert sich in der neuen grünen Welle also nicht unbedingt das Bestreben, eine bessere Welt zu schaffen, sondern der kleinbürgerliche, durch Angst bestimmte, überschaubare Horizont.

@Thing: Mir schmeckt grüne Soße (so wie Handkäs mit Musik) überhaupt nicht, aber jedem das seine.
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Alt 22.06.2011, 16:19   #8
männlich Ex-Schamanski
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Ich denke hier rein pragmatisch: aus welchen Motiven der merkelsche Totalumschwung in Sachen Atom erwächst, ist weniger von Belang, als daß die Dinger abgeschaltet werden.

Zum Konservatismus: wenn wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen nicht konservieren, brauchen wir uns um die Konservierung von allem anderen langfristig keine Gedanken mehr zu machen.

Es ist gut,wenn "links" und "rechts" hier auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wirtschafts- und gesellschaftspolitisch kann man sich ja weiterhin beharken.
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Alt 22.06.2011, 16:43   #9
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Das pragmatische Denken ist hier natürlich angebracht. Ich bin auch froh, dass die Dinger abgeschaltet sind. Aus welchen Gründen ist zweitrangig. Es geht mir nur darum, ob man deswegen Frau Merkel ein Denkmal setzen muss. Ich kriege irgendwie Bauchschmerzen, wenn die scheinheilig meint, die Bedrohungslage habe sich nach Fokushima geändert und darauf müsse man reagieren.

Das verweist nämlich, da sich die Bedrohungslage faktisch natürlich nicht geändert hat, in Wirklichkeit darauf, dass man sich vorher schlichtweg keine Gedanken gemacht hat oder das Risiko billigend in Kauf genommen hat. Denn man hat genau so viele Informationen über die Sicherheit der Kernenergie wie zuvor. Und das macht mich rückblickend wütend, dass vor Fokushima die Atomkraftgegner als verrückte Panikmacher abgestempelt wurden, obwohl doch tatsächlich diejenigen aus Panik handeln, die jetzt so schnell von ihren Positionen abrücken.

Nicht dass ich falsch verstanden werde: Ich betrachte es grundsätzlich als menschliche Stärke, eigene Fehler einzugestehen und seine Position zu revidieren, wenn sich die Informationslage geändert hat. Aber hier hat sich nichts geändert. Entweder sind diese Leute so dumm, dass sie nur an die Möglichkeit einer Bedrohung glauben, wenn sie sie tatsächlich in Bildern sehen können (und selbst dann muss man ihnen die Schuld zuweisen, sich vorher nicht ernsthaft mit diesem wichtigen Thema auseinander gesetzt zu haben und stattdessen voreilig gegen die Atomkraftgegner zu wettern) oder sie sind so verdorben, dass ihre Kehrtwende nicht auf Überzeugung, sondern auf Berechnung fußt. In beiden Fällen dürfen sie nicht für ihre (in der Ausführung richtige, aber in den Motiven falsche) Politik belohnt werden. Ich hoffe, dass der Wähler das auch so sieht!
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Alt 22.06.2011, 17:41   #10
männlich Ex-Schamanski
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Die Wähler, deren Primat lange vor dem Merkelschwenk die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen war, werden auch weiterhin das Original wählen. So unrealistisch kann kein Koalitionspolitiker sein, daß er meint, durch den Atomausstieg eine Massenwanderung von Grün zu Schwarz auslösen zu können. Die Wanderung findet bekanntlich umgekehrt statt. (Die Querelen und Probleme der SPD einmal außen vor, das ist eine andere Wanderung.)

Die untragbaren Risiken der Atomkraft sollten seit Tschernobyl hinlänglich bekannt sein. Damals beruhigte man seitens der Atomlobby mit dem Argument, daß die deutschen bzw. westlichen Atomkraftwerke angeblich bedeutend sicherer seien. Dieses Argument jedoch wurde in Fukushima gleich mit eingeschmolzen, da waren keine maroden Sowjetreaktoren betroffen, sondern angeblich sichere Anlagen westlicher Bauart.

Die einzigen, die ein Interesse am Weiterbetrieb der Atomanlagen haben, sind die Energieerzeuger. Kein Unternehmen kann ein ökonomisches Interesse an einer Totalabschreibung eines wesentlichen Teils seines Anlagevermögens haben. Sie klagen ja schon. Und werden scheitern.
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Alt 22.06.2011, 17:51   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Schamansky Beitrag anzeigen
Die untragbaren Risiken der Atomkraft sollten seit Tschernobyl hinlänglich bekannt sein. Damals beruhigte man seitens der Atomlobby mit dem Argument, daß die deutschen bzw. westlichen Atomkraftwerke angeblich bedeutend sicherer seien. Dieses Argument jedoch wurde in Fukushima gleich mit eingeschmolzen, da waren keine maroden Sowjetreaktoren betroffen, sondern angeblich sichere Anlagen westlicher Bauart.
In Japan spielten menschliches Versagen aufgrund falscher Entscheidungen in die Katastrophe mit hinein. Sie lief völlig anders ab als in Tschernobyl. Gerade das muß einem Sorgen bereiten, denn jede atomare "Unfall" kann sein eigenes, bis dahin nicht bekanntes Gesicht haben.

Über das Gezerre der deutschen Politiker zum Thema "Atromkraftausstieg" muß man sich nicht wundern, wenn man bedenkt, daß die eigentlicher Macher in der Wirtschaft sitzen. Sowohl der Regierung als auch der Opposition war völlig klar, was nach dem Konsens kommt: Die Atomlobby zieht vor Gericht. Das wird noch viel Nerven, Zeit und Geld kosten.
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Alt 22.06.2011, 17:53   #12
Thing
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Ja - und vor kurzer Zeit wurde plötzlich von schwarzer Seite aus bestätigt, daß die deutschen Atomkraftwerke d o c h nicht bombensicher sind.

Harr!
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Alt 22.06.2011, 20:06   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Ja - und vor kurzer Zeit wurde plötzlich von schwarzer Seite aus bestätigt, daß die deutschen Atomkraftwerke d o c h nicht bombensicher sind.

Harr!
Gegen die herkömmlichen Bomben vielleicht schon, die Bunker boten im WK dagegen ja auch Schutz. Wenn man heute von Bomben spricht, meint man in der Regel Atombomben. Und weißt Du was, Thing? Wenn so eine abgeworfen wird, kann es egal sein, ob sie nebenbei auch ein AKW trifft.

Die größte Unsicherheit liegt darin, daß zum einen die Natur unberechenbar ist und daß zum anderen Menschen Fehler machen, da kann die Technik noch so ausgefeilt sein. Krasses Beispiel ist folgende oft gehörte Aussage: "Unsere deutschen Autos sind die sichersten auf der Welt!" Dieses Vertrauen in die Technik führte dazu, daß die Sitten auf den Straßen immer rauher wurden: Es wird gerast ohne Rücksicht auf Verluste, denn man glaubt sich ja in absoluter Sicherheit. Über die Folgen solcher Denkart liest man jeden Tag in der Zeitung.

Der Traum vom Fliegen: Flugzeuge fallen nach wie vor vom Himmel, und meistens ist der Grund auch hier menschliches Versagen: Da werden technische Mängel einfach ignoriert, Piloten setzen sich betrunken ins Cockpit, oder ein Mensch hat einfach nur einen Blackout. Kann sich noch jemand an das schwere Unglück auf Palma de Mallorca erinnern, als zwei Flugzeuge auf der Rollbahn ineinanderrasten (hunderte von Toten, wohlgemerkt: am Boden!). Der Unglückspilot war ein erfahrender Flieger und Ausbilder (nächstes Ausrufezeichen). Was war passiert?

Die Rekonstruktion ergab, daß bei der Ausbildung, um Wiederholungen zu vermeiden und den Unterricht abzukürzen, der Check mit dem Kontrollturm weggelassen wurde. Geübt wurde der Start ab der (angenommenen) Freigabe durch den Tower. Als der Ausbilderpilot dann selbst einen Flugauftrag hatte, befand er sich offensichtlich in dem Glauben, die Freigabe bereits erhalten zu haben, wie er es mit seinen Schülern routinemäßig simuliert hatte, und steuerte seine Maschine auf dem Zubringer in Richtung Rollbahn. Dort hatte aber gerade ein anderes Flugzeug angesetzt und querte in hoher Geschwindigkeit. Das war's. Dem Mann hatte sein Gehirn einen bösen Streich gespielt mit katastrophalen Folgen. Denn gerade die Routine kann ein großer Unsicherheitsfaktor sein.

Der größte Unsicherheitsfaktor ist nicht die Technik, sondern der Mensch und die Natur, deren Teil er ja ist. Umso klarer sollte der Mensch abwägen, wie weit er sich auf Elemente einlassen soll, die sich jeglicher Beherrschbarkeit entziehen.
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Alt 22.06.2011, 20:48   #14
gummibaum
 
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Hallo, Schmuddelkind,

"Graue Köpfe" sind mehrdeutig. Inzwischen hast du ja Klärung gebracht. Ich hatte sie mir als alte Männer der ehemaligen SED vorgestellt und in dieser Lesart gefiel mir das Gedicht auch...

LG gummibaum
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Alt 23.06.2011, 18:09   #15
männlich Schmuddelkind
 
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Ich denke, dass das Problem bei der Kernenergie daran liegt, dass die Folgen einer Katastrophe so gravierend sind, dass sich jede Überlegung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe ist, fast unwichtig wird. Dann sind Restrisiken, seien sie noch so klein, schlichtweg zu groß. Und dass etwas passieren kann (sei es durch menschliche Fehler oder durch Unberechenbarkeiten der Natur) steht außer Frage und sollte nicht erst durch tatsächliche Katastrophen belegt werden müssen.

Wenn man das anders sieht und postuliert, die Restrisiken seien trotz des Ausmaßes möglicher Katastrophen tragbar, ist das ja OK. Aber dann kann man seine Meinung nicht einfach ändern, nur weil mal tatsächlich was passiert ist. Das bereitet mir ungeheures Unbehagen, wenn politisch Verantwortliche offensichtlich so prinzipienlos und unberechenbar reagieren. Und nur weil das gerade der Trend ist, behaupten plötzlich alle, dass sie doch schon immer so unheimlich grün gewesen seien. Das wollte ich mit den grauen (im Sinne von kleinkarierten, gestrigen und prinzipienlosen) Köpfen, die ungefragt grün werden ausdrücken.

@gummibaum: Warum sollten alte ehemalige SED-Männer grün werden? Wen interessieren denn die noch? Oder meintest du die pol. Elite der Linkspartei? Mehrdeutig ist "graue Köpfe" natürlich. Ist ja bewusst ziemlich offen gehalten.

LG
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Alt 23.06.2011, 18:15   #16
gummibaum
 
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"die pol. Elite der Linkspartei" meinte ich.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.06.2011, 18:23   #17
männlich Schmuddelkind
 
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Ah OK,

na ja, so eine 180°-Wende, wie manch andere mussten die natürlich nicht hinlegen, aber natürlich trifft das "Grün-werden" auch auf die zu.
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Alt 23.06.2011, 18:55   #18
männlich Ex-Schamanski
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Zitat:
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Ich denke, dass das Problem bei der Kernenergie daran liegt, dass die Folgen einer Katastrophe so gravierend sind, dass sich jede Überlegung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe ist, fast unwichtig wird.
So ist es. Bei einer potentiellen Schadenssumme, die schon ökonomisch gegen unendlich geht (Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften), geht auch bei jeder signifikant über 0 liegenden Eintrittswahrscheinlichkeit der statistische Erwartungswert gegen unendlich, und das bei rein ökonomisch-materieller Betrachtung.

Der Wert eines einzigen Menschenlebens ist da noch gar nicht hineingerechnet. Wieviel sind 500, 5000, 50000, eine Million Verstrahlte wert? Hinweis: wer damit anfangen will, den Wert des Menschen in Geld ausrechnen, "Humankapital" etc, der kann von mir gewaltig was auf die Fresse haben.
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Alt 23.06.2011, 19:07   #19
männlich Schmuddelkind
 
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Zitat:
Bei einer potentiellen Schadenssumme, die schon ökonomisch gegen unendlich geht (Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften), geht auch bei jeder signifikant über 0 liegenden Eintrittswahrscheinlichkeit der statistische Erwartungswert gegen unendlich, und das bei rein ökonomisch-materieller Betrachtung.
Ja, genau! Gut ausgedrückt!

Der Begriff "Risiko" beinhaltet ja zwei Variablen: Die Schadenssumme und die Eintrittswahrscheinlichkeit, mit der diese diskontiert werden muss. Da nützt es reichlich wenig, wenn vor der Japan-Katastrophe oft das Argument kam, das Risiko sei tragbar, weil die Wahrscheinlichkeit so gering sei. Das ist eine fahrlässig einseitige Betrachtung.
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