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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 04.02.2016, 19:27   #1
männlich nimmilonely
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Mainz
Alter: 35
Beiträge: 853

Standard Nichts Neues

Nichts Neues

Ich schaue kaum noch aus dem Fenster.
Dort gibt es eh nichts Neues mehr.
Die Schatten brauner Gespenster
erstarken im gehetzten Meer

aus Ignoranz und Angst als Waffe.
Gerichtet gegen Menschlichkeit.
Denn wir sind leider zu viel Affe
und die Banane hängt nicht weit

und schnell gefressen – ist doch lecker,
und sättigt rasch die arge Not.
Wir streiten nicht über Geschmäcker.
Wir fressen aus dem Angebot.

Was hat sich bitte denn verändert?
Geschichte, die sich zyklisch dreht?
Wir haben alles durchgegendert
und zu den Akten abgelegt.

Wer dirigiert die Meinungsmassen?
Von links, von rechts und aus dem Krieg.
Im Egowahn den Hass verfassen,
weil's scheinbar keine Grenzen gibt.

Der Krieg mit sich ist meist am schwersten.
Und viele geben kampflos auf.
Verschanzen sich bis Bunker bersten.
Verharren im gehetzten Lauf

von Pflicht, Vergnügen, Pflicht und Schulden:
In Emotion und Kontostand.
Die Existenz hängt an den Börsen.
Dort kauft man Leben, Öl und Land.

Benzinpreis fällt ins Bodenlose.
Wir fracken uns um den Versand.
An jeder leeren Coladose
hängt Leben, Öl und eine Hand,

die jeden Tag an Hunger leidet.
Und diese Masse wächst geschwind.
Was uns von ihnen unterscheidet?
Der Zufall, der das Land bestimmt,

in dem ein Kind der Welt begegnet.
In dem es lernt und wiederholt,
was ihm der große Mann entgegnet,
der wiederum sein Wissen holt

aus Tradition, Kultur und Sitte.
Gerade haben wir das Glück.
Und es soll keiner ändern, bitte.
Hier gibt’s kein Vor und kein Zurück.

Der Status quo soll einfach bleiben.
Wir merkeln uns schon sicher durch.
Aber wenn Merkel was entscheidet,
da bricht sie aus, die große Furcht.

Und Affen zittern um Bananen,
die morgen vielleicht höher häng'n.
Und der Primat fängt an zu ahnen.
Gerücht und Vorurteil vermengt

dazu ein wenig überreife,
schon etwas braune Früchtepracht.
Alternativen, leicht zu greifen:
Mit faulen Sprüchen an die Macht.

Wir haben alle gleiche Rechte.
Das Grundgesetz spricht da sein Wort.
Und was mehr rechte Rechte brächten,
das wissen alle doch sofort.

Aber Geschichte geht in Zyklen.
Die Fakten füllen Akten schwer.
Dort stehen auch die ganzen Mythen,
mit denen damals Albert Speer

und Co. gerüstet haben sollen.
Aber wer weiß das so genau?
Was die uns da erzählen wollen …
Verrückt, wer denen alles glaubt.

Die Lügenpresse druckt die Bücher,
gegendert ja, und schlimmer noch:
Die binden uns bald ihre Tücher
Muslimas gleich um unsren Kopf.

Das lernen unsre armen Kinder
in Schulen. Werden da verdummt.
Sie folgen diesen Judenschindern
vor denen unser Volk verstummt.

Aber, wir nicht, wir wählen Führer,
die noch dem Deutschen dienlich sind.
Mit uns bleibt alles so wie früher.
Wir sind zu Übermacht bestimmt.

Die werden es noch bitter büßen.
An unsren Frauen U-A-A-A.
Wir werden sie mit Waffen grüßen.
An Grenzen schießen U-A-A-A.

Ich schaue kaum noch aus dem Fenster.
Dort gibt es eh nichts Neues mehr.
Die Schatten alternder Gespenster
erstarken im gehetzten Meer

aus Ignoranz und Angst als Waffe.
Gerichtet gegen Menschlichkeit.
Denn wir sind leider zu viel Affe
und die Banane hängt nicht weit.

Wie Goethe sagte:

Moderner Krieg, solang er dauert,
macht viele unglücklich. Und dann
niemanden glücklich, wenn er endet.
Was man daraus erkennen kann?

Wohl viel und nichts: Es sind nur Zeilen.
Die heute nur manch einer liest.
Weil sie in alten Schränken weilen,
die uns der Alltagswahn verschließt.

In Zeiten, wenn man keine Zeit mehr
noch dafür hat, sich zu besinn'n,
ist es kein Wunder, dass wir treiben
im Meinungsmeer vom Strom bestimmt,

der Ignoranz und Angst als Waffe,
gerichtet gegen uns ertränkt.
Kein Ufer scheint die Flut zu raffen
und niemand, der uns Rettung schenkt.

Wir flüchten vor uns selbst und werfen
mit Hass, Rassismus, Vorurteil,
wie Affen mit der eigenen Scheiße
und werden immer brauner, weil

hysterisch heischende Verhetzer
die Stimmung heizen in dem Land.
Bis es letztendlich falsche Ketzer
endgültig setzen unter Brand.

Die wahre Last liegt wohl bei denen,
die alles sehen und verstehn.
Die Dinge dulden und hinnehmen,
so wie sie eben grad geschehn.

Was bleibt am Ende noch zu sagen?
Wird sich Geschichte wiederholn?
Was nützen diese leisen Fragen
gegen die lärmenden Paroln,

die grade wieder durch die Straßen
marschieren und den Hass borniern?
Sind wir nun von Vernunft verlassen?
Was wird in diesem Zoo passiern,

wo affenähnliche Gestalten
sich aufrechtgehend menschlich fühln?
Wie sich die Massen wieder spalten
und hasserfüllte Laute brülln.

Ich schaue kaum noch aus dem Fenster.
Dort gibt es eh nichts Neues mehr.
Die Schatten brauner Gespenster
erstarken im gehetzten Meer

aus Ignoranz und Angst als Waffe.
Gerichtet gegen Menschlichkeit.
Denn wir sind leider zu viel Affe
und die Banane hängt nicht weit.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2016, 20:03   #2
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.468

warte pfeift der Wind ums Fenster
es gibt noch andere Gespennster
die sich an Teetassen wärmen
mit Musik statt Parolen lärmen

sie tanzen lachend um ein Feuer
wähnen sich Affen und Ungeheuer
sie tanzen gebückt und grade
das Feuer malt auf sie mit Farbe

Alte Götter treten aus der Finsternis
und des Fenriswolfs letzter Biss
greift ernst und ernstere Gesichter
denn vor der Stadt brennen die Lichter

Was die Worte uns doch nahmen
fiel mir wie ein Tuch aus meinem Rahmen
und breitete die Schwingen aus
und flog mit meinem Geist nach Haus
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