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Alt 29.08.2008, 00:49   #1
Marc
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 2


Standard Zitronenmoment

Teil 1 - Zitronenmoment

Draußen ist es noch hell, es ist warm, aber nicht zu warm, gerade richtig für meinen Geschmack.
Kinder spielen noch auf der Straße, obwohl es schon spät ist. Ja, es ist Sommer, und die Tage sind lang.
Ich sitze auf dem Balkon, schon wieder habe ich keine Balkonmöbel gekauft. An die Wand gelehnt sitze ich einfach nur da und schaue in den Himmel. Wolken ziehen vorbei und werfen nur hin und wieder einen leichten Schatten auf die Welt.
"Soll ich, oder soll ich nicht?". Gepaart mit einem Gefühl der Erwartung und Aufregung dreht sich dieser Gedanke in meinem Kopf. Kurz vor Klassenarbeiten hatte ich auch immer dieses Gefühl, das sich jetzt unerwartet aus dem Dunkel der Vergangenheit hervorkämpft und in Form dieses altbekannten Ziehens im Bauch bemerkbar macht.
In meiner Hand halte ich das Schnurlostelefon, was mich schon seit Jahren verfolgt. Fast wie die Balkonmöbel. Beides treibt mich gleichermaßen in den Wahnsinn, das fehlende Mobiliar wie das vorhandene, aber beinahe gehasste Telefon. Schon längst hätte ich ein Neues kaufen sollen. Die Tasten sind abgenutzt, der Display ist kaum noch zu erkennen. "Aber was soll's, es funktioniert ja noch" denke ich und beruhige damit das beklemmende Gefühl der Versäumnis, während ich meinen kläglich gewachsenen Zitronenbaum betrachte.
Zitronenbaumgerippe würde wohl besser passen. Aber wenigstens ein Ansatz von Pflanze als blühende Insel inmitten eines Meeres von Kargheit. Vielleicht würde ein größerer Topf Abhilfe schaffen. Dann hätten die Wurzeln mehr Platz, und Dünger würde wohl auch helfen diese entblätterte, traurige wirkende Existenz zu beleben. Kurz verbindet sich der vernachlässigte Zitronenbaum mit dem Unerledigten, das schon vorhin stur meine Gedanken belagerte. "Ein Stuhl wäre schon praktisch" denke ich, aber nur kurz, denn meine Gedanken schweifen ab, vom fruchtlosen Zitronenbaum mit Wuchshemmung, hin zu dem Geräusch der spielenden Kinder auf der Straße, in das sich langsam die Musik mischt, die leise aus der Wohnung dringt und die ich bisher kaum bemerkt hatte und die nun meine ganze Aufmerksamkeit einnimmt, während sie alles andere sanft in den Hintergrund verdrängt.
"Klee" höre ich zu mir selber sagen und muss unweigerlich an eine Zeit denken, die schon lange vergangen scheint und von der weniger klare Erinnerungen, als vielmehr ein waages Gefühl empor steigt, das schleichend das Hier und Jetzt verschlingt. Mit geschlossenen Augen spüre ich mich selbst, das was ich damals fühlte. Vergangene Stimmen und Momente wispern leise, Orte, Gesichter, Menschen tauchen ungeordnet auf, begleiten mich und bereichern das wage Gefühl mit Bildern eines vergangenen Lebens. Langsam bemerke ich inmitten meines Tagtraums den Zettel in meiner Hand, der mich ohne Vorwarnung vom Damals zurück ins Jetzt zwingt.
"Soll ich oder soll ich nicht?". Da war er wieder. Der Gedanke war schon beinahe verweht vom seichten benebelnden Wind meiner diffusen Erinnerung. Mit plötzlicher Entschlossenheit, die mich überfällt als wäre ich es nicht selbst der da wählt, gebe ich eine Nummer ein.
Abwechselnd wandert mein Blick vom Zettel in meiner einen Hand zum Telefon in der anderen. Immer wieder kontrolliere ich die Zahlen, wohl weniger aus Zweifel daran ob die Ziffern stimmen, als vielmehr um den Moment, in dem das dumpfe Signal, das den Anruf von der reinen Idee dröhnend in die Realität reißt, herauszuzögern. Wohl aus diesem Grund gingen die Gedanken auf ihre kleine Reise und erkundeten die Welt um mich herum und die vergangene Welt in mir.
Plötzlich bin ich hellwach und wie ausgewechselt platzt ein fröhliches "Hallo" aus mir heraus, das zu meiner eigenen Überraschung viel wacher und geordneter klingt, als ich mich bis vor ein paar Sekunden noch fühlte. Eine Stimme erwidert meinen euphorischen Gruß. Wo eben noch ungeordnete Gedanken meine Sinne verklärten, beflügeln mich nun schon beinahe hysterische Worte die geradezu aus mir heraus brechen.
"Noch krasser könnte der Kontrast nicht sein" denke ich immer noch von mir selbst überrascht, während ich mich auch schon für die Worte schäme die meinen Mund verlassen und befürchte, dass der Inhalt, der sich noch nicht einmal ganz mir selbst erschließt und im Zweifelsfall auch tatsächlich keiner Ordnung folgt, der Grund für die Stille am anderen Ende des verwitterten Schnurlostelefons sind.
Aber anstelle von irritiertem Schweigen höre ich ein Lachen was mich noch mehr in Verwunderung stürzt, während mein Mund einfach mitlacht. Langsam versiegt der Sturzbach der aus mir herausschießt und wandelt sich zu einem sanften Fluss dem ich endlich folgen kann. Das Gefühl, das ich einst auch immer vor Klassenarbeiten spürte, scheint auch verschwunden zu sein. Wo anfänglich Unsicherheit und Verwirrung jeden klaren Gedanken vertrieben, waren nun seltsame Vertrautheit und unerklärbare Klarheit. Ich rede die meiste Zeit, nur gelegentlich erhalte ich eine Antwort oder eine Frage als Reaktion auf das was ich von mir gebe. Ich weiß nicht was ich alles erzähle, sage und berichte, aber das spielt auch keine Rolle, so kommt es mir zumindest vor. Also rede ich und rede, von dem was ist, von dem was war und dem was vielleicht einmal sein wird.
Mit einem selbstsicheren "Bis bald" endet der Bericht meiner selbst so plötzlich wie er begann. Ohne ein Gefühl dafür wie viel Zeit vergangen ist kehrt mein Geist, der ganz im Gespräch versunken war, wieder zum mir zurück.
Der helle Himmel in den ich vorhin noch blickte ist nun dunkel und sogar Sterne sind zu sehen. Die spielenden Kinder scheinen unbemerkt verschwunden und die Musik, die aus der Wohnung drang, schon längst verstummt zu sein. Ich sitze immer noch da, auf dem Boden, an die Wand gelehnt, denn Balkonmöbel gibt es ja keine.
Ich schaue meinen Zitronenbaum an und lächele. Ich fühle mich gut und habe immer noch die Stimme am anderen Ende des Telefons im Kopf. Während ich versuche mich an das Gesagte zu erinnern, verharrt mein Blick immer noch auf dem Zitronenbaum.
Eigentlich sieht er doch gar nicht so kläglich aus wie ich ihn in Erinnerung habe. Wie sehr sich die Welt doch vom einem zum anderen Moment verändern kann. Ein Wort setzt sich wie von selbst in meinem Kopf zusammen. Zitronenmoment. Ich muss lachen und langsam schweift mein Blick in den sternenklaren Himmel.
Marc ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.09.2008, 11:46   #2
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Beiträge: 92


Standard RE: Zitronenmoment

Hi!
Ich sehe du hast noch keine Kritik!

"Draußen ist es nocht hell, es ist warm, aber nicht zu warm, gerade richtig für meinen Geschmack."
mit dem ersten Satz kann ich nichts anfangen man kann sich die Temperatur nicht vorstellen.

den Himmel könntest du uns beschreiben, v.a. weil du nacher noch einen Vergleich ziehst

warum hasst dein Protagonist sein Telefon? Wäre ganz interessant.

"als blühende Insel inmitten eines Meeres von Kargheit"
Da die Umgebung für den Leser nicht karg wirkt (musik, spielende Kinder) kann man sich ein Zitronenbaumgerippe kaum als blühende Insel vorstellen.

ein Zitronenbaumskellet nur fast traurig?!

Was "Klee" bedeuten soll bleibt mir gänzlich schleierhaft.

"seichten benebelnden Wind"
wie habe ich mir einen seichten Wind vorustellen?

"Langsam versiegt der Sturzbach der aus mir herausschießt und wandelt sich zu einem sanften Fluss dem ich endlich folgen kann."
Habe ich beim ersten Lesen nur auf das Lachen bezogen, wäre besser etwas deutlicher.

"Gefühl, das ich einst auch immer vor Klassenarbeiten spürte"
Das Gefühl hast du schon beschrieben

Ich finde du solltest den Zitronenbaum etwas genauer beschreiben. Hat er Blätter? Blüten? Wie groß?

Außerdem hast du einige Kommafehler und ein paar Vertipperer. Vielleicht liest du es dir einfach nochmal durch.

Mir hat es eigentlich ganz gut gefallen. Ich hoffe du kannst etwas mit meiner Kritik anfangen.
Viele Grüße
Orange
Orange ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.09.2008, 17:15   #3
Marc
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 2


Standard RE: Zitronenmoment

"Draußen ist es nocht hell, es ist warm, aber nicht zu warm, gerade richtig für meinen Geschmack."
mit dem ersten Satz kann ich nichts anfangen man kann sich die Temperatur nicht vorstellen.

--> Hier bleibt es jedem selbst überlassen wie er dieses Wetter empfindet, darum habe ich das Ganze bewusst nicht näher beschrieben.

warum hasst dein Protagonist sein Telefon? Wäre ganz interessant.

--> ich habe eine kleine Beschreibung eingefügt

"seichten benebelnden Wind"
wie habe ich mir einen seichten Wind vorustellen?

--> das bezieht sich auf die Erinnerungen nicht auf echten Wind

"Gefühl, das ich einst auch immer vor Klassenarbeiten spürte"
Das Gefühl hast du schon beschrieben

--> ja wurde beschrieben, ist aber an dieser Stelle ein Abbild eines spontanen Gedanken der den zuvor bewusst durchdachten Prozess erneut aufgreift, ein Gedankenblitz also, der sich von selbst für einen kurzen Moment aufdrängt.

Was "Klee" bedeuten soll bleibt mir gänzlich schleierhaft.
--> Das ist eine Gruppe, könnte ich noch kurz erklären

Ich finde du solltest den Zitronenbaum etwas genauer beschreiben. Hat er Blätter? Blüten? Wie groß?

--> hier hast du Recht, werde ich noch ergänzen

"als blühende Insel inmitten eines Meeres von Kargheit"
Da die Umgebung für den Leser nicht karg wirkt (musik, spielende Kinder) kann man sich ein Zitronenbaumgerippe kaum als blühende Insel vorstellen.

--> bezieht sich nur auf den Balkon


LG - Marc
Marc ist offline   Mit Zitat antworten
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