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Alt 10.07.2005, 14:59   #1
Enny
 
Dabei seit: 07/2005
Beiträge: 1

Standard Das Ende eines großartigen Anfangs

Das Ende eines großartigen Anfangs


Sie erfand einen möglichst passenden Nicknamen, welcher ihr helfen sollte möglichst schnell Zugang zu dieser Community zu finden. Ablenkung war nötig, denn ihr Kopf steckte noch ganz tief drin in der Sache, verständlicherweise.
Ein schöner Traum seinen Kopf einfach bei alten Sachen liegen lassen zu können und sich einen neuen, schöneren, intelligenteren aus dem Supermarkt auszusuchen. Nicht vorbelastet oder gedankenverloren in alten, staubigen Kisten, sondern frei und frisch wie gerade ausgepackt.


Sie öffnete ihr Postfach und entdeckte diese Aneinanderreihung von Wörtern, welche sich schnell als nicht unbedeutend herausstellte. Wer war das am Ende dieser elektronischen Leitung, der sich ebenso wie sie selbst, eben in diesem Augenblick, vor seinen Computer setzte und allein durch sein Worte so unfassbar viel Sympathie gewann?
Fasziniert schrieb sie
Zeile für Zeile,
Wort für Wort,
Silbe für Silbe,
alles was ihr einfiel. Völlig losgelöst von den Gedanken, wem auch immer sie gerade schreiben würde.
An ihre Worte von damals kann sie sich nicht mehr erinnern, denn sie benutzte damals nicht ihren Kopf, sondern ließ sich von ihrem Gefühl leiten.


Ich hab' dich lieb...
...ertönte eine Stimme am Telefon, die ihr bekannt war. Vor Wochen noch traurig und voller Sehnsucht lag sie nun vor Freude strahlend in ihrem Bett und vergrub ihren Kopf in ihrem Kopfkissen. Kilometer über Kilometer, jeden einzelnen zählte sie, immer wenn sie an ihn dachte. Andere sah sie nicht mehr, aber ihn, ihn sah sie auch nicht. Sie hört ihn jede Nacht über Stunden, sie las ihn mehrmals am Tag und in ihren Gedanken war er sowieso immer da. Die Gefühle wurden größer, aber die Kilometer zwischen ihnen nicht weniger.
Sie war so verliebt, dass sie morgens in ihrer Müslischale kleine Herzchen sah und die Vögel nicht nur morgens vor ihrem Fenster zwitscherten!


Sie griff zum Taschentuch, welches ihre Tränen kaum noch trocknen konnte. Schluchzend legte sie den Telefonhörer auf die Gabel und drehte die Musik so laut es ihre Ohren ertragen konnten. Nach außen wollte sie immer etwas darstellen. Hübsch, intelligent und vorallem stark sein. Emotional gesehen stark sein. Es wären nur noch wenige Tage gewesen, aber er hatte keine Zeit. Er kam nicht, er meldete sich nicht und sie fiel, sie fiel unglaublich tief.


Wenn man Gefühle zulässt, dann lässt man zu, verletzt zu werden und obwohl man sich dessen bewusst ist, handelt man nicht danach.
Warum hat sie nicht danach gehandelt?
Das kleine, naive Mädchen kam zum Vorschein und sie konnte es nicht aufhalten. Er hatte es gehört, wie sie weinte, wie sie nicht mehr aufhören konnte zu weinen.
Sie unterdrückte ihren Kummer, denn irgendwie musste es ja weitergehen. Sie konnte nicht länger dieses seelische Wrack bleiben, als das sie sich jetzt sah. Keinem ihrer Freunde vertraute sie sich an, denn sie wußte auch gar nicht was sie hätte sagen sollen. Es klang für viele ja doch nur wie eine typische Liebesgeschichte ohne HappyEnd und mittendrin eine Frau, die damit nicht zurecht kam.
Sie konnte sich und ihre Emotionen nicht in Worte fassen. Er war auf einmal weg und es ging ihr schlechter, als sie zugeben wollte. Ihr Kummer fand irgendwann Platz in ihrem Inneren. Und da war er auch gut aufgehoben, wie sie fand. Denn es musste ja weitergehen, irgendwie.
Es kam eine Zeit, da ging es ihr sogar richtig gut. Frei von jeglichen Gedanken an ihn, Männer waren ihr egal, denn sie wollte nicht noch einmal so verletzt werden.


Doch er meldete sich wieder.
Er bettelte und flehte um ein Treffen.
Er war am Telefon, der Mann in den sie verliebt war, obwohl sie ihn noch nicht gesehen hatte. Sie wußte nicht wie er riecht, wie er schmeckt oder wie sein Gesicht aussieht, wenn er lacht. Sie wußte nichts, nur dass sie in ihn verliebt war. Verliebt in die Art und Weise wie er sprach, wie er von Oasis schwärmte, sein Intellekt, sein Wesen.
Und nun war er am Telefon.
Sie merkte wie das Gefühl wieder aus ihrem Inneren in ihr Herz einfuhr, unberechenbar wie ein Zug. Mit einem Schlag.
Er weinte, sie weinte auch, aber innerlich.


Wenn sie diese Telefonate wieder zulassen würde,
wenn sie dieses Treffen zulassen würde,
wenn sie sich die Geschichten von seiner Freundin anhören würde,
dann würde sie jedes Mal innerlich weinen.
Warum verdammt sind Gefühle auch nicht wie Blumen und verwelken eines Tages, sterben ab und kommen nie nie wieder?!


An diesem Tag ging sie an der Weser entlang.
Den Kopf frei kriegen und abschalten. Aber so sehr sie sich auch bemühte, ihr Herz war stärker als ihr Kopf.


Das Wasser spülte den Staub der vergangenen Zeiten von ihr ab. Lange hatte sie gekämpft, manchmal laut und manchmal leise...

Sie war über die Absperrung geklettert,
Hatte die Augen geschlossen
Und war gesprungen,
obwohl sie wusste, dass sie unten nicht mehr so ankommt, wie sie bis eben noch oben stand.


-I don't believe that anybody, feels the way I do, about you now!-
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