Chaiselongue bei Poetry.de

Walter · 03.09.2014, 12:33

Chaiselongue

Dort, wo der Großvater an Tagen kurz schlief,
war die Welt des Chaiselongue.

Immer war es in den Mittagsstunden,
als der Geruch des Essens
noch durch das Schlüsselloch
und die Ritzen der Wohnzimmertür
kroch und sich mit dem
im Raum stehenden Qualm
seiner gerade gerauchten Zigarre vermischte.

Das Chaiselongue stand da,
wo das große Wandgemälde hing,
bei dem man oft dachte,
die Bäume würden im nächsten Augenblick
auf die Polster stürzen. War es der Engel,
der sie davor bewahrte?

Die Sonne schickte ihr Licht
durch das Blattwerk und füllte
das mattgrüne Plüsch mit den frohen Farben.

Die Mittagsbläue fiel durch das Fenster,
ultramarin,
und der Stundenschlag der Wanduhr
vermische sich sanft
mit den Glockenklängen des Dorfes
und einem tiefen Schnarchen, das
die Frisch gewaschenen Gardinen
erzittern ließ.

Eine Stubenfliege saß auf der Stirn,
die Flügel putzend
inmitten der
mittagsländlichen
Laute.

Hans-Walter Voigt
August 2014

shoshin · 03.09.2014, 17:10

Lieber Walter,
Dieses Gedicht ist ein Gemälde!
Man fragt sich, wovon dieser alte Mann wohl träumt.
LG
shoshin

Walter · 10.09.2014, 12:36

... und dieses Gemälde
lebt als Erinnerung in mir weiter!

Lieben Dank für Deine Worte!

Walter

03.09.2014, 12:33	#1
Walter Dabei seit: 02/2012 Ort: Ludwigshafen am Rhein Beiträge: 905 Meine Gedichte Meine Favoriten	Chaiselongue Chaiselongue Dort, wo der Großvater an Tagen kurz schlief, war die Welt des Chaiselongue. Immer war es in den Mittagsstunden, als der Geruch des Essens noch durch das Schlüsselloch und die Ritzen der Wohnzimmertür kroch und sich mit dem im Raum stehenden Qualm seiner gerade gerauchten Zigarre vermischte. Das Chaiselongue stand da, wo das große Wandgemälde hing, bei dem man oft dachte, die Bäume würden im nächsten Augenblick auf die Polster stürzen. War es der Engel, der sie davor bewahrte? Die Sonne schickte ihr Licht durch das Blattwerk und füllte das mattgrüne Plüsch mit den frohen Farben. Die Mittagsbläue fiel durch das Fenster, ultramarin, und der Stundenschlag der Wanduhr vermische sich sanft mit den Glockenklängen des Dorfes und einem tiefen Schnarchen, das die Frisch gewaschenen Gardinen erzittern ließ. Eine Stubenfliege saß auf der Stirn, die Flügel putzend inmitten der mittagsländlichen Laute. Hans-Walter Voigt August 2014

03.09.2014, 17:10	#2
shoshin gesperrt Dabei seit: 02/2014 Beiträge: 1.073 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Walter, Dieses Gedicht ist ein Gemälde! Man fragt sich, wovon dieser alte Mann wohl träumt. LG shoshin

10.09.2014, 12:36	#3
Walter Dabei seit: 02/2012 Ort: Ludwigshafen am Rhein Beiträge: 905 Meine Gedichte Meine Favoriten	... und dieses Gemälde lebt als Erinnerung in mir weiter! Lieben Dank für Deine Worte! Walter