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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 02.03.2019, 02:12   #1
männlich Felix E. Rau
 
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Standard Die Unbekannte (Sonett/Liebeslyrik)

Wer ist’s, die mich aus tiefem Schlaf erweckt?
Sie steht im weißen Schnee so sanft und leise
Und ruht sich aus von ihrer langen Reise
Hat ihre Arme weit hinausgestreckt

Sie hat ein Herz aus Glas und voll bedeckt
Durch ihrer Reise Schmerz mit frischem Eise
Das durch ihr Lächeln schmilzt auf eine Weise
Dass es mich in der nächsten Nacht noch neckt

Sie ist der Sturm, der nimmermüde kreist
Durch meinen wirren, wechselhaften Geist
Das einz‘ge Licht, das strahlt in meine Räume

Der warme Blick, der mir den Atem bricht
Ein süßes Wort, das einsam zu mir spricht
Sie ist das Wunder längst verlor’ner Träume

Aus: "Ein Babyhase im Winter"
Copyright © 2019 Felix Erhard Rau
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Alt 02.03.2019, 02:42   #2
männlich Plutino
 
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Zitat:
Zitat von Felix E. Rau Beitrag anzeigen
Sie ist der Sturm, der nimmermüde kreist
Durch meinen wirren, wechselhaften Geist
Das ist schön.

In die zweite Strophe hast du zuviel reingepackt. Aber sie ist auf jeden Fall noch rettbar.

Edit:

Wer ist’s, der mich weckt?

Wer ist die Person / Frau, die mich weckt?


Wer ist’s, die mich weckt? Das verbietet die deutsche Sprache, glaube ich. Aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren.

Geändert von Plutino (02.03.2019 um 12:54 Uhr)
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Alt 02.03.2019, 08:17   #3
männlich Nöck
 
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Willkommen im Forum Felix E. Rau,

du führst dich direkt mit einem starken Sonett ein, das ich gerne mehrmals auf mich wirken lies.

Zitat:
Wer ist’s, die mich aus tiefem Schlaf erweckt?
Über diese Stelle bin ich beim Lesen auch sofort gestolpert, das fühlt sich ungewöhnlich an.

Ansonsten finde ich dein Sonett sehr gelungen und kann nur sagen: "So geht Lyrik".

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2019, 11:43   #4
männlich Felix E. Rau
 
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Vielen Dank für euer liebes Feedback!

Ja, stimmt, "Wer ist's, die...", ist etwas schwierig. Ich brauchte ein Schmelzwort aus "ist" und "sie" mit nur einer Silbe. Irgendwie dachte ich, dass das "s" aus "sie" (wie das "s" aus "es") dafür herhalten kann.
"Wer ist's, der...", passt wiederum nicht zu der weiblichen Unbekannten.
Dann muss natürlich noch der jambische Fünfheber bleiben...


Eine Alternative, die ich okay finde, wäre diese:

"Wer ist die schöne Hold‘, die mich erweckt?"

Was meint ihr?
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Alt 02.03.2019, 12:10   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Felix E. Rau Beitrag anzeigen
"Wer ist die schöne Hold‘, die mich erweckt?"
Was meint ihr?
Bloß das nicht. Die "schöne Hold" klingt wie aus einem Lied für Bauernburschen auf dem dörflichen Tanzboden, begleitet von Blasmusik.

Plutino liegt völlig richtig: Nach "wer" kann nicht "die" folgen. Aber weshalb muss der erste Vers überhaupt eine Frage sein?

Mit dem Verb "erwecken" habe ich ein kleines Problem. Ich hätte es eher im Zusammenhang mit einer Erleuchtung bzw. langen Entwicklung verwendet, dann ergibt die Erhabenheit des Wortes einen Sinn. Bei einfachem Schlaf ist meiner Meinung nach "wecken" oder "aufwecken" passend.

Ebenso stört mich der "weiße Schnee". Das Adjektiv ist überflüssig, denn es gibt keinen andersfarbigen Schnee. Wenn er grau geworden ist, nennen wir ihn Matsch.

Alternativen wären:

Wer hat aus tiefstem Schlafe mich geweckt?
Sie steht im hohen Schnee ... (frischen Schnee, weichen Schnee etc.)

Aus tiefstem Schlafe hat sie mich geweckt
und steht im hohen Schnee ...

Die zweite Variante hat den Nachteil einer Inversion, aber ich meine, dass es bei diesem Vers vertretbar ist, denn es betont die Tiefe des Schlafes, weil er zuerst genannt wird.

Besten Gruß
Ilka
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Alt 02.03.2019, 12:14   #6
männlich Nöck
 
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Vielleicht so?

Sie steht, die mich aus tiefem Schlaf erweckt,
ganz still im Schnee auf sanfte Weise
Und ruht sich aus von ihrer langen Reise
Hat ihre Arme weit hinausgestreckt

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2019, 13:41   #7
männlich Ex-Ralfchen
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Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Vielleicht so?

Sie steht, die mich aus tiefem Schlaf erweckt,
ganz still im Schnee auf sanfte Weise
Und ruht sich aus von ihrer langen Reise
Hat ihre Arme weit hinausgestreckt

da fehlen mir die schier (für langlauf) oder schneeschuhe...
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2019, 14:20   #8
männlich Felix E. Rau
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Bloß das nicht. Die "schöne Hold" klingt wie aus einem Lied für Bauernburschen auf dem dörflichen Tanzboden, begleitet von Blasmusik.
Haha, mag sein. Verschlafen mit dem ersten Kaffee in der Hand am PC ist der falsche Modus für Lyrik.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Plutino liegt völlig richtig: Nach "wer" kann nicht "die" folgen.
Dass generell nach "wer" kein "die" folgen darf, ist mir neu. Bsp: "Wer ist die Fremde, die vor mir steht?" Der Nebensatz bezieht sich auf "die Fremde" und nicht auf "Wer".
Es mag aber dann doch evtl. eine zu gewagte Idee sein, dass "'s" für "sie" stehen kann - ich denke, dass Plutino darüber gestolpert ist.

"Wer hat aus tiefstem Schlafe mich geweckt?" finde ich ganz gut, danke, "Wer hat aus tiefstem Schlafe mich erweckt?" aber noch besser - die Erhabenheit des Erweckens passt nämlich doch, da sie eben aufzeigt, dass mit Schlaf nicht die normale Bettruhe gemeint ist, also gerade ein innerer Winterschlaf/eine geistige Verpuppung, das vermeintliche Ende einer Entwicklung. Welcher lyrische Schlaf ist nur ein einfacher Schlaf?

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Aber weshalb muss der erste Vers überhaupt eine Frage sein?
Der erste Vers muss eine Frage sein, weil es ebendie Leitfrage des Gedichts ist, die Frage, die sich das lyrische Ich stellt und die es versucht zu beantworten: Im ersten Quartett beobachtet das Ich die Unbekannte nur optisch, aus der Ferne, im zweiten blickt das Ich in sie hinein und in den Terzetten beantwortet es die Frage.

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Sie steht, die mich aus tiefem Schlaf erweckt,
ganz still im Schnee auf sanfte Weise
Die Alternative finde ich auch nicht schlecht, es ist nur etwas schade, dass die Parenthese nach dem Verb einsetzt. Würde das Versmaß noch stimmen, fände ich die Möglichkeit sogar mit Abstand am besten: Sie, die mich aus tiefem Schlaf erweckt,/steht ganz still im Schnee auf sanfte Weise

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ebenso stört mich der "weiße Schnee". Das Adjektiv ist überflüssig, denn es gibt keinen andersfarbigen Schnee. Wenn er grau geworden ist, nennen wir ihn Matsch.
Mit dem "weißen Schnee" bin ich umgekehrt aber sehr zufrieden: Die Tautologie verstärkt das unschuldige und reine Setting, in dem die Unbekannte steht. Natürlich ist Schnee weiß aber darauf hinzuweisen, zeigt, dass eben die farbliche Symbolik und nicht z.B. die Konsistenz wichtig ist.
Felix E. Rau ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2019, 14:32   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Felix E. Rau Beitrag anzeigen
Dass generell nach "wer" kein "die" folgen darf, ist mir neu. Bsp: "Wer ist die Fremde, die vor mir steht?" Der Nebensatz bezieht sich auf "die Fremde" und nicht auf "Wer".
Es mag aber dann doch evtl. eine zu gewagte Idee sein, dass "'s" für "sie" stehen kann - ich denke, dass Plutino darüber gestolpert ist.
Das ist richtig, und du hast die Erklärung dafür geliefert: Der Nebensatz bezieht sich auf "die Fremde" im Hauptsatz, nicht auf das "wer".

In deinem Vers steht jedoch: "Wer ist's ...?" Man weiß also nicht, ob es ein Der, Die oder Das ist, deshalb ist in diesem Fall ein rückbezügliches "die" falsch.

Dies der Genauigkeit halber. Ich wollte keine Verwirrung stiften.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2019, 15:21   #10
männlich Plutino
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Man weiß also nicht, ob es ein Der, Die oder Das ist, deshalb ist in diesem Fall ein rückbezügliches "die" falsch.
Ich bin mir nicht sicher, ob das als Begründung ausreicht.

Wer bist du, die du mich aus tiefem Schlaf erweckst?

Löst bei mir weniger Unbehagen aus, obwohl das Geschlecht nicht im Hauptsatz geklärt wird. Kann aber trotzdem falsch sein. Weiß das jemand? Ilka-Maria?

Zitat:
Sie steht im weißen Schnee so sanft und leise
Und ruht sich aus von ihrer langen Reise
@ Felix

Der Fragesteller kann nicht wissen, dass die Person, die er beobachtet, sich von einer langen Reise ausruht. Er kann es nur vermuten:

Du stehst im Schnee und scheinst
dich auszuruhn von langer Reise


Das Spiel mit dem Verb ›scheinen‹ beim Zeilenwechsel steht schon lange auf meiner Ideenliste. Es verwandelt sich vom Vollverb in ein Hilfsverb. Die Idee ist aber sicher nicht neu. Ich schätze, dass das Spiel mit dem Wort ›scheinen‹ mir mal in irgend einem Gedicht unterkommen ist.

Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
In die zweite Strophe hast du zuviel reingepackt.
Ich hatte gestern beim Editieren versehentlich das Wort ›zweite‹ gelöscht.

Zitat:
Zitat von Felix E. Rau Beitrag anzeigen
Wer ist’s …
Das einz‘ge …
… verlor’ner Träume
Alt + 0146 (unter Windows)

Zitat:
Zitat von Felix E. Rau Beitrag anzeigen
Copyright © 2019 Felix Erhard Rau
Auch diejenigen Texte, unter denen kein Copyright-Hinweis steht, sind urheberrechtlich geschützt. Seine eigenen Werke im Internet mit Realnamen zu signieren, halte ich allerdings für sinnvoll. Ist für mich selbst aber ein Problem, denn es bedeutet ja, seine Anonymität aufzugeben.
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Alt 02.03.2019, 16:19   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
Ich bin mir nicht sicher, ob das als Begründung ausreicht.

Wer bist du, die du mich aus tiefem Schlaf erweckst?

Löst bei mir weniger Unbehagen aus, obwohl das Geschlecht nicht im Hauptsatz geklärt wird. Kann aber trotzdem falsch sein. Weiß das jemand? Ilka-Maria?
Allerdings. Genau dieses Beispiel, um das es hier geht, habe ich kürzlich von einem Gymnasiallehrer für Deutsch erklärt gehört. Wenn das Geschlecht nicht feststeht, kann auf "wer" kein "sie folgen", weil es falsch wäre: "Wer den Unfall verursacht hat, der haftet auch dafür." Das schließt jedes Geschlecht ein, egal ob Mann, Frau oder Tier. Man könnte das "der" hinter dem Komma weglassen, aber das würde nichts ändern, weil man immer noch nicht wüsste, welchen Geschlechts der Unfallverursacher ist. Schriebe man jedoch: "Wer den Unfall verursacht hat, die haftet auch dafür", begrenzte man den Kreis der Verdächtigen auf weibliche Personen. Auf jeden Fall bekäme man ein Störgefühl, denn so spricht und schreibt niemand.
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Alt 02.03.2019, 16:33   #12
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Wer ist die Person, die …?

Der Sexus steht nicht fest, aber das Genus schon. Meine Frage bezog sich darauf, ob sich das ›die‹ noch auf das ›wer‹ bezieht, wenn ein ›du‹ eingeschoben wird. Siehe oben.

Wer bist du, die du …?

Du, die du heute verschlafen hast.

Mal davon abgesehen, dass sich Didu ein wenig albern anhört.

Ach was, man braucht doch nur zu googeln:

"wer bist du, die du"

Die Konstruktion scheint in der schönen Literatur öfter mal aufzutauchen. Ich finde sie z. B. in einer Übersetzung einer Geschichte aus ›Tausenduneine Nacht‹.
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Alt 02.03.2019, 16:56   #13
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Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
"wer bist du, die du ..."
Das ist in Ordnung, wenn klar ist, welche Person angsprochen wird. In deinem Beispiel fehlt jedoch der Kontext, um zu erkennen, ob "wer .../die" korrekt ist oder nicht. Man müsste schon ein bisschen mehr vom Satz zu lesen bekommen, z.B.: "Wer bist du, die du behauptest, eine Hexe zu sein?"

In dem hier zu Diskussion stehenden Gedicht ist dies aber nicht der Fall. Gefragt wird: "Wer ist's ...". Da passt kein "die" drauf, denn hier wird niemand, dessen Geschlecht bekannt ist, angesprochen, sondern ein unbekanntes Wesen.
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Alt 02.03.2019, 17:12   #14
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Gefragt wird: "Wer ist's ...". Da passt kein "die" drauf, denn hier wird niemand, dessen Geschlecht bekannt ist, angesprochen, sondern ein unbekanntes Wesen.
Das sehe ich ja genauso wie du. Aber ich bezweifele, dass bei der Konstruktion mit dem ›du‹ in einem vorangegangenen Satz erst das Geschlecht geklärt werden müsste.

Mit anderen Worten:

Ein Satz wie ›Wer bist du, die du dich Schande schimpft?‹, muss isoliert richtig sein. (Aber er kann dennoch im Kontext falsch oder zumindest unlogisch sein, nämlich dann, wenn in einem vorangegangenen Satz geklärt wurde, dass das Geschlecht männlich ist.) ›Wer ist es, die‹ ist hingegen ganz unabhängig vom Kontext falsch.
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Alt 02.03.2019, 17:26   #15
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Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
D
Ein Satz wie ›Wer bist du, die sich Schande schimpft?‹, muss isoliert richtig sein.
Das stimmt nicht. Wenn der Satz isoliert steht, man also nicht weiß, ob ein weibliches, männliches oder sächliches Wesen angesprochen wird, ist er falsch. Das "die" bezieht sich nicht auf die Schande, sondern auf das "du", und dessen Geschlecht ist im isolierten Fall nun mal nicht bekannt. Und wenn es bekannt wäre, also ein Mann die Schande sein sollte, wäre es sowieso falsch.

Es muss heißen: "Wer bist du, der sich Schande nennt?" Wenn dann die Antwort kommt, z.B. "Ich bin das Reptil, das Eva zur Verfühung Adams verführte", dann erst wird das Geschlecht bekannt.

In der außrlyrischen, also "normalen" Sprache, kämen solche Sätze sowieso nicht vor. Man würde sagen: "Wer bist du, dass du dich Schande nennst?" Oftmals ist die Alltagssprache dem Poetischen überlegen.
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Alt 02.03.2019, 17:29   #16
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Ich habe meinen vorherigen Beitrag gerade editiert, weil es um die die-du-dich- und eben nicht um die die-sich-Konstruktion ging.

Dass die-sich hatte sich eben nur eingeschlichen, weil man der die-du-dich-Konstruktion im Alltag eher nicht begegnet. War also ein blöder Flüchtigkeitsfehler.
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Alt 02.03.2019, 17:40   #17
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Zitat:
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Auch diejenigen Texte, unter denen kein Copyright-Hinweis steht, sind urheberrechtlich geschützt. Seine eigenen Werke im Internet mit Realnamen zu signieren, halte ich allerdings für sinnvoll. Ist für mich selbst aber ein Problem, denn es bedeutet ja, seine Anonymität aufzugeben.
Spielt für das Urheberrecht keine Rolle. Du könntest deine Gedichte unter "Nosferatu", "Graf Dracula" oder "Mäuse-Kalli" veröffentlichen, die Urheberschaft bliebe trotzdem bei dir. Du wirst sie nicht los, selbst wenn du wolltest. Du kannst sie nicht verkaufen, nicht übertragen und nicht verschenken, sondern nur die Nutzungsrechte an deinen Werken abtreten.
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Alt 02.03.2019, 17:52   #18
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Für das Urheberrecht nicht. Aber weise mal vor Gericht nach, dass Graf Dracula dein Pseudonym ist. Okay, das ist kein gutes Argument, weil du in jedem Fall belegen müsstest, dass der Account, unter dem du einen Text veröffentlicht hast, deiner ist.
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Alt 02.03.2019, 18:18   #19
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
Aber weise mal vor Gericht nach, dass Graf Dracula dein Pseudonym ist. Okay, das ist kein gutes Argument, ...
Stimmt, isses nicht. Meine Gedichte haben eine Menge Leute vor vielen Jahren gelesen, ich habe seit Jahren an Gedichtewettbewerben teilgenommen, und ich habe einen Gedichtband im Eigenverlag veröffentlicht. Darauf könnte ich immer verweisen. Außerdem habe ich einen eigenen Stil. Der Beklagte müsste erst mal nachweisen, dass er diesen Stil genau kennt und genauso schreiben kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, druckt seine Sammlung aus, schickt sie per Einschreiben an sich selbst und bewahrt den ungeöffnete Umschlag auf. Ein Gegenstück könnte man zusätzlich an eine Vertrauensperson zwecks Aufbewahrung schicken.
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Alt 03.03.2019, 10:48   #20
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
In dem hier zu Diskussion stehenden Gedicht ist dies aber nicht der Fall. Gefragt wird: "Wer ist's ...". Da passt kein "die" drauf, denn hier wird niemand, dessen Geschlecht bekannt ist, angesprochen, sondern ein unbekanntes Wesen.
Das stimmt so nicht, denn direkt vor dem ersten Vers steht der Titel, der v.a. in Texten mit lyrischem Ich und sogar in prosaischen Texten mit Ich-Erzähler (oft generell mit personalem Erzähler) zur innertextlichen Wirklichkeit gehören kann (vgl. Prof. Dr. Arnold Rothe: Titel - Text - Kontext: Randbezirke des Textes). Vielen Dank für die angeregte Diskussion, sie erinnerte mich an ein Seminar meines Germanistikstudiums.

Die relative Nähe zum genusbestimmenden Wort spielt tatsächlich auch eine Rolle. Spreche ich von einem Tisch, 20 Zeilen lang von nichts mit einem männlichen Genus und dann auf einmal von "ihm", dann ist das formal nicht falsch, trotzdem aber nicht gut.

"Die Unbekannte", obwohl sie die Überschrift bildet, ist nah genug für einen Bezug. Das alles ist aber auch gar nicht der Punkt hier. "Wer ist's?", steht normalerweise für: "Wer ist es?" Meine Überlegung war, ob das Apostroph-S in der lyrischen Sprache auch für "sie" stehen kann. Ich bin mir recht sicher, dass ich Beispiele dafür schon gesehen habe. Ich weiß nur nicht mehr wo. Vielleicht muss die Konstruktion dann anders aussehen, etwa: "Wer ists'?" Dies, damit der Rückbezug zur Überschrift bleiben kann und sich sowohl "s" als auch "Wer" auf die Überschrift beziehen können.


Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
Du stehst im Schnee und scheinst
dich auszuruhn von langer Reise


Das Spiel mit dem Verb ›scheinen‹ beim Zeilenwechsel steht schon lange auf meiner Ideenliste. Es verwandelt sich vom Vollverb in ein Hilfsverb. Die Idee ist aber sicher nicht neu. Ich schätze, dass das Spiel mit dem Wort ›scheinen‹ mir mal in irgend einem Gedicht unterkommen ist.
Das ist sehr schön, leider müsste man zu viel am Gedicht selbst ändern, damit Reimschema und Versmaß passen. Ich werde mir die Idee aber gerne für die Zukunft merken. Und danke für die Tastenkombination, sie wird sicher sehr hilfreich sein!


Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
Auch diejenigen Texte, unter denen kein Copyright-Hinweis steht, sind urheberrechtlich geschützt. Seine eigenen Werke im Internet mit Realnamen zu signieren, halte ich allerdings für sinnvoll. Ist für mich selbst aber ein Problem, denn es bedeutet ja, seine Anonymität aufzugeben.
Soweit mir bekannt, musste das Wort "Copyright" nicht genannt werden, nur die Quelle und der Autor. Ich bin aber kein Jurist.
Anonymität ist hier ja eine Entscheidung. So lange man geistig mündig ist (Gegenbeispiele siehe diverse Accounts in den sog. sozialen Netzwerken), ist für mich persönlich eine Entscheidung gegen die Anonymität völlig in Ordnung. Ich veröffentliche ja weder meine Adresse noch meine Telefonnummer.
Felix E. Rau ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.03.2019, 10:52   #21
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Zitat:
Zitat von Felix E. Rau Beitrag anzeigen
Das stimmt so nicht, denn direkt vor dem ersten Vers steht der Titel, der v.a. in Texten mit lyrischem Ich und sogar in prosaischen Texten mit Ich-Erzähler (oft generell mit personalem Erzähler) zur innertextlichen Wirklichkeit gehören kann (vgl. Prof. Dr. Arnold Rothe: Titel - Text - Kontext: Randbezirke des Textes). Vielen Dank für die angeregte Diskussion, sie erinnerte mich an ein Seminar meines Germanistikstudiums.
Das kannst du nicht ernsthaft als Argument anführen. Der Titel eines Werks kippt die Grammatikregeln? Das kann mir nicht einmal ein Professor der Germanistik weismachen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.03.2019, 11:17   #22
männlich Felix E. Rau
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Das kannst du nicht ernsthaft als Argument anführen. Der Titel eines Werks kippt die Grammatikregeln? Das kann mir nicht einmal ein Professor der Germanistik weismachen.
Nein, wieso denn? Die entsprechende Grammatikregel wird weder gebrochen, noch gebogen. Genuszuordnung hat lediglich mit innertextlichen Bezügen zutun. Die Frage ist also: Was gehört zum "inneren Text"? Das ist eine literarisch-philosophische Frage. Ich selbst finde einen direkten Bezug zur Überschrift sehr schön. In manchen Beispielen kann man ein Gedicht mit und ohne Überschrift sogar ganz unterschiedlich lesen.
Ich will aber auch zu keinem Streit (um die Grammatik) beitragen. Mir ging es hauptsächlich um das "s"...
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Alt 03.03.2019, 11:37   #23
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Zitat:
Zitat von Felix E. Rau Beitrag anzeigen
Ich will aber auch zu keinem Streit (um die Grammatik) beitragen. Mir ging es hauptsächlich um das "s"...
Nee, streiten will ich auch nicht. Ich bin auch gar nicht unbedingt dafür, an dem Gedicht etwas zu ändern. Es ist die Freiheit des Autors, zu seinem Text zu stehen und zu sagen: Er bleibt, wie er ist, weil ich ihn gut finde, wie er ist. Aber falsch kann es nicht sein, über solche Fragen einmal diskutiert zu haben. Ich bin froh über jeden, dem die deutsche Sprache noch wichtig genug ist, sich mit ihr auseinanderzusetzen.
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