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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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20.03.2006, 16:11 | #1 |
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Zeit totschlagen
Hinter seinem neuerrichteten Kinderhort stapft ein kleines Kind über weisse Flecke, die Schneereste auf der feuchtbraun zutage tretenden, vor einigen Wochen frischgeebneten Erdfläche.
Für einen kurzen Moment erinnert es mich an einen Vogel, der nach Würmern sucht, dann aber kommt mir der Gedanke, es trete den Schnee nieder, da es vielleicht -warum auch immer- nicht nach Hause wolle, dann, desshalb, da keine Freunde da seien, mit denen es herumalbern könnte und schlußendlich, dass es wohl ein sehr introvertiertes Kind sein müsse. Ich denke an irgendetwas, schaue wieder hinaus, das Kind kämpft sich noch immer über die weite Fläche. Einfach so den Schnee niedertreten. Weil es Spaß macht. Oder? Können nichts tun, der Schnee kommt wieder. Wir bauen Sandburgen und die Wellen spülen sie hinweg. Wir treten auf und ab, brennende Wesen, so oder so. Oder einen Schneeball in die Tiefkühltruhe legen, wie ein Stück Fleisch. Irgendwann wird sie ausser Betrieb genommen. Die Bundeslade. Das erste Feuer der frühen Menschen, wie dieser gepresste Schnee. Flackert, glimmt, erlischt und raucht sanft aus. Oder Scheisse, es giesst. Nun kann Schnee künstlich hergestellt, sogar mit Chemikalien, die von hohen Schichten aus wirken, Regen erzeugt werden. Und neben dem Feuerstein wurde in den Ruinen des Altbaus ne Menge anderes Zeug gefunden. Das Kind stapft auf den Schneeresten, eine scheinbar sinnlose Handlung, doch transportiert sie einen solchen Kosmos von Ideen und Geschichte. Irgendwann war das Kind mit seinen matschigen Stiefeln verschwunden, hatte die Lust verloren. Für heute. |