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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 20.10.2005, 17:58   #1
Eisblau
 
Dabei seit: 10/2005
Beiträge: 19

Standard Herbstmorgen

Nebel weicht, ein Tag beginnt,
Tautropfen schimmern naß,
Herbstlaub in verspieltem Wind,
Dreht Pirouetten über Gras.

Leichter Dunst, kaum mehr zu sehen
Und die Sonne strahlt nun auf
Auf die Blätter die sich drehen,
Goldne Flut im Wellenlauf.

Meisenzwitschern, Blätterrascheln,
Obstbäume von Äpfeln schwer,
Sonntagmorgen, frisch gewaschen,
Frischer Herbstduft zieht umher.

Fensterscheiben funkeln blinkend,
Rauch den klaren Himmel säumt.
Bunte Blätter Abschied winkend,
Herbstmorgen verweht verträumt.
Eisblau ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2005, 01:48   #2
Riif-Sa
 
Dabei seit: 11/2004
Beiträge: 253

Wow... wunderschön. Das erste, was ich gemacht habe, nachdem ich es gelesen hatte: Ich habe es für das Gedicht des Monats nominiert. Das geht schon fast automatisch
Ist eines der schönsten Gedichte, die ich diesen Monat gelesen habe.

LG, Riif-Sa

Edit.: Ich war so begeistert, dass ich vergessen habe zu erwähnen, dass es im falschen Unterforum ist. Gehört eigentlich hierher
Riif-Sa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2005, 09:20   #3
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Hallo Eisblau,

ein schönes Gedicht, das Du auch formal sehr gut ausgearbeitet hast. Die Reime funktionieren alle gut, auch wenn mir der unreine Reime Gras/ nass in Str. 1 nicht so zusagt, die konsonantische Assonanz Blätterrascheln/ gewaschen in Str. 3 gefällt mir dagegen. Aber hinsichtlich der Reime gibt es hier nichts zu bemängeln von meiner Seite.

Grundsätzlich verwendest Du trochäische Versfüße, in den Strophen 2-4 folgst Du ohne Fehltritt folgendem Schema (X=Hebung, x= Senkung):
XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXx
XxXxXxX
Etwas unglücklich ist es zwar, dass Obstbäume und Herbstmorgen auch auf der dritten Silbe betont werden nach diesem Schema, da - trennt man diese zusammengesetzten Wörter - sowohl Bäume als auch morgen auf der ersten Silbe betont würden und so die Schaffung dieses Nebenakzents etwas gewzungen klingt. Aber im Rahmen der formgebundenen Dichtung ist das machbar, auch wenn ich es persönlich rein klanglich als grenzwertig empfinde.

Gleich in der ersten Strophe haust Du beim Metrum aber gleich zweifach daneben:
Zitat:
Nebel weicht, ein Tag beginnt,
Tautropfen schimmern naß,
Herbstlaub in verspieltem Wind,
Dreht Pirouetten über Gras.
XxXxXxX
XxxXxX (xXxXxX)
XxXxXxX
xXxXxXxX

Hier entfernst Du Dich sehr von der ansonsten gewählten Struktur. Dass Du hier durchgehend männliche Kadenzen (also eine Endbetonung) wählst, ist ja nicht weiter problematisch. Doch in der zweiten Zeile folgen, je nach Lesart, entweder 2 Senkungen aufeinander (Tautropfen zu betonen ist, da schimmern eindeutig auf der ersten Silbe betont wird, nicht möglich) oder Du verwendest plötzlich einen jambischen Versfuß (xX). Abgesehen davon finde ich diese Zeile auch inhaltlich dürftig: es geht schließlich um Wassertropfen, was sollten sie anderes als nass schimmern, sie sind schließlich nass! Somit schimmern allenfalls die Gräser, Bäume etc. auf dem sich der Tau sammelt nass.

In der letzten Zeile nun verwendest Du nun eindeutig Jamben - und das fällt neuerlich aus dem Rahmen. Einen guten Alternativvorschlag habe ich leider nicht, doch da ich empfehle, die 2. Zeile nochmals zu knacken und neu zu formulieren, müsste die letzte ja eh eventuell angepasst werden.

Ich finde es wirklich sehr schade, dass ausgerechnet der Beginn so unrund ist, das schreckt einen fast ein bisschen ab - schließlich sind die ersten Zeilen (neben dem Titel) ja fast soetwas wie die Visitenkarte des Gedichtes... die erste Strophe solltest Du daher unbedingt überarbeiten, denn ansonsten ist Dir hier - formal wie inhaltlich - ein schönes Gedicht gelungen...

Gern gelesen und gefällt mir abgesehen von Str. 1 gut,



edit: Ach, das hätte ich beinahe vergessen: Ich persönlich finde es schöner, wenn die Zeilenanfänge nur groß geschrieben, wenn es grammatikalisch Sinn macht - das unterstützt die Lesbarkeit. Word sei Dank werden die zeilenanfänge per Autoformat meist automatisch vergrößert... kannst ja mal drüber nachdenken.
Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2005, 18:34   #4
Eisblau
 
Dabei seit: 10/2005
Beiträge: 19

Hallo Don Carvalho,

Vielen Dank für die ausführliche Kritik. Was die wirklich auffallenden Fehler angeht, kann ich dir nur voll und ganz beipflichten. Ich hab das Gedicht aus einer Stimmung heraus geschrieben, deshalb ist es ziemlich holprig. Es musste eben einfach heraus.. ;-)
Das Metrum hat mir auch nicht wirklich gepasst - dass es sich teilweise geradezu beisst, war mir klar - aber wenn ich zu lange an sowas herumbastele, geht es meistens ganz kaputt. Deswegen lasse ich es lieber erstmal gären und versuche es später nochmal.
Umso glücklicher bin ich, dass es trotzde nicht ganz verissen wurde.

Gruß und Dank,
Eisblau

PS: Sorry wegen dem falschen Forum, war ein Versehen und wird hoffentlich nie wieder vorkommen.
Eisblau ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2005, 10:31   #5
Don Carvalho
 
Dabei seit: 04/2005
Beiträge: 180

Nein, ein Veriss wäre ja nun auch unangebracht und die Nominierung fürs Gedicht des Monats Oktober ist ja auch gerechtfertigt. Vielleicht setzt Du Dich aber irgendwann noch mal dran und bekommst es gänzlich rund, das Gedicht hat es verdient...

Don Carvalho ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2005, 11:43   #6
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 37
Beiträge: 732

wirklich sehr schön. aber is ja schon nominiert, ne.
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
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