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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 17.05.2008, 19:50   #1
Lex
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 146

Standard Meditation am Wegesrand

Meditation am Wegesrand

Marcel Lange

Sitzend lasse ich mich ein,
auf Wiesengrün am Wegesrand.
Anfangs starr und angespannt,
Schmerzen noch in Brust und Bein.

Kämpfend in mich selbst verschränkt,
suche ich den Ton zu finden,
der alle Kämpfe weiß zu binden,
der allen Drang zu Boden senkt.

So sitze ich, halb feuertrunken,
vor dem Hintergrund der Welt,
als jemand, der schon innehält,
im Lichte seiner letzten Funken.

*

Naturgeräusche gibt es noch,
dringen einzeln in mein Ohr.
Werden müd und laufen doch,
an ein unsichtbares Tor.

In mir sinnend werde ich,
von der Leere ausgefüllt.
Fast vergessen, äußerlich
ein Körper ist, der mich umhüllt.

*

Sanft erweckt mich Lunas Schein
geht mir mild ins Herz hinein.
Grüßt mir Seele, Leib und Geist,
sieht sie innig fest verschweißt.


Lex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.05.2008, 22:20   #2
michel schäfer
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 71

Nun, Lex, war schon mal hier & habs 'nur überflogen'...aber jetzt:

habe beim lesen tatsächlich ein mediatives gefühl.
Das machen Dein rhythmus & die reime, die sorgfältig gesetzt sind,
wie ich finde & mich dort wiedersehe am wegesrand.

Das innehalten des lebens als vorbote eines bewegenden todes.

Oh, fiel mir grad so ein...-

sehr gern gelesen!
Schöne zeit, Michl
michel schäfer ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.05.2008, 22:31   #3
east_of_eden
 
Dabei seit: 05/2008
Beiträge: 80

hi Lex,

ein sehr gelungenes, meditatives Gedicht aus dem eine wirkliche Erfahrung spricht.

Dein Gedicht liest sich auch noch ein zweites und drittes Mal unverändert wohltuend.

LG, east
east_of_eden ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2008, 11:09   #4
Lex
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 146

Ich danke euch Beiden sehr für die wohlgemeinten Worte.

Das Gedicht ist aus einer tatsächlichen Erfahrung entstanden, nachdem ich in den Tiroler Bergen die Einsamkeit gesucht hatte und mich nach beschwerlichem Aufstieg an den Wegesrand ins abendlich durchleuchtete Grün setzte um endlich los zulassen.

Ich grüße euch herzlich,

Marcel
Lex ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.05.2008, 09:55   #5
Lila
Gast
 
Beiträge: n/a

Standard RE: Meditation am Wegesrand

Hallo Lex,
Dein Gedicht gefälllt mir, der Leser wird mit einfachen Bildern vorsichtig in deine Meditation hereingezogen. Nur ein paar Dinge haben mich gestört:

So sitze ich, halb feuertrunken,
vor dem Hintergrund der Welt,
als jemand, der schon innehält,
im Lichte seiner letzten Funken

Das Bild des Feuers überrascht und fällt fast aus dem Zusammenhang, da vorher und nachher von Ton und Geräusch die Rede ist. Vage kann ich eine Verbindung von Kampf und Feuer herstellen,die Vorstellung ist aber an der Grenze.

In mir sinnend werde ich,
von der Leere ausgefüllt.
Fast vergessen, äußerlich
ein Körper ist, der mich umhüllt.

Sprachlich stolpere ich hier, stattdessen vielleicht: ...und vergesse fast, dass äußerlich ein Körper mich umhüllt.

Sanft erweckt mich Lunas Schein
geht mir mild ins Herz hinein.
Grüßt mir Seele, Leib und Geist,
sieht sie innig fest verschweißt.

Die beiden Adjektive sind redundant, "verschweißt" sagt schon alles.
"Luna" ist ein dichterisches cliche. "Mond" reicht aus. "Sanft" und "mild" haben eine ähnliche Semantik und geben inhaltlich nicht viel her. Ich würde diese Strophe einerseits straffen, andererseits hier mehr Substanz schaffen, z.B. mit der Wiederaufnahme des Kampfbildes.

Insgesamt liest sich das Gedicht gut und wird seinem Titel gerecht. Gerne gelesen!
lg
Lila
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Alt 30.05.2008, 16:24   #6
Lex
 
Dabei seit: 06/2005
Beiträge: 146

Hallo Lila,

vielen Dank für deine Kritik.

Das Wort feuertrunken habe ich gewählt, da mir die Symbolik des Feuers als eine Art Superlativ für Anstrengung, Stress, innerer Kampf, Mühe und Ablenkung ist, mit denen ich in meinem Kopf zu kämpfen habe.

All diese Adjektive beschäftigen mich indem sie unentwegt Platz für Bilder und Gedanken in mir beanspruchen.

...

In der folgenden Strophe

In mir sinnend werde ich,
von der Leere ausgefüllt.
Fast vergessen, äußerlich
ein Körper ist, der mich umhüllt.

kann ich leider nicht auf die von dir angebotene Änderung zugreifen, da ich sonst das Reimkonzept


3 x

a
b
b
a

2 x

a
b
a
b

1 x

a
a
b
b


des Gedichtes verlassen würde.


...

In der letzten Strophe bin ich natürlich wieder an mein Reimkonzept gebunden und mir ist auch sehr daran gelegen, dass die letzte Strophe, welche hier das Ergebnis der Meditation zum Inhalt hat, so harmonisch und besinnlich zu gestalten, dass es dem Gedicht und dem Auftrag des Gedichtes, nämlich eine beruhigende Stimmung zu beim Leser zu bewirken, gerecht wird.

Es grüßt freundlich

Marcel
Lex ist offline   Mit Zitat antworten
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