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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 12.10.2009, 22:39   #1
männlich moon
 
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Beiträge: 362

Standard Künstlich

Vor eine weiß-sterile Wand
hat man uns gestellt
bringt uns in ein and´res Land
haben wir bestellt.

Du trägst ein schwarzes Band
über spiegelndem Haar,
eine sich versiegelnde Schar
von einzelnen Strähnen
bricht in Sekunden
das Licht.

Während die angehaltene Zeit
doch schleichend vergeht
sind wir zu zweit
zu allem bereit
für den Künstler entsteht
ein magisches Bild.

Wild
greife ich
nach deinem Kopf
befreie deinen Zopf
von fesselnden Ketten
als hätten
sie Strafe verdient.

Retten uns
in vertraute Bahnen
konnte leider
die entstellende Kunst
nicht erahnen.
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Alt 13.10.2009, 22:32   #2
weiblich IsabelG
 
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Beiträge: 533

Hallo Moon,

dein Text geistert seit einigen Stunden in meinem Kopf herum. Im grossen und ganzen mag ich ihn wirklich sehr. Sehr schön geschrieben vor allem :

Zitat:
Du trägst ein schwarzes Band
über spiegelndem Haar,
eine sich versiegelnde Schar
von einzelnen Strähnen
bricht in Sekunden
das Licht.
man kann durch deine Worte das "spiegelnde Haar" förmlich fühlen. Dein Text verändert sich mit jeder Strophe so sehr, am ende ist das Gefühl und das Bild welches am Anfang enstand wie weggespült oder weichgeklopft. Für mich bleibt jedoch die letzte Strophe das Rätsel schlechthin! Die letzten zwei Zeilen:

Zitat:
die entstellende Kunst
nicht erahnen.
sie verwirren mich sehr.
Was genau erahnen? Die entstellende Kunst? Welche entstellte Kunst? Bleibt das ein Rätsel?

Du hast das Gedicht in "philosophisches und Nachdenkliches" gesteckt, dem macht es dort alle ehre.
Sehr gerne gelesen und sicher nicht das letzte mal.

Gruss,
Isabel

edit: ok mir dämmert gerade etwas dem Titel habe ich zu wenig beachtung geschenkt...ich schäme mich.
IsabelG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.10.2009, 23:55   #3
männlich moon
 
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Alter: 39
Beiträge: 362

Hi Isa,

ich weiß nicht obs dir auch manchmal so geht, aber ich habe oft Bilder im Kopf, die ich dann sofort festhalten will. Das geht dann meistens nur mit Worten, weil ich zeichnerisch nur begrenzte Fähigkeiten habe Dieses unmittelbare Verlangen führt dann teilweise zu verwirrenden Passagen.

Hier hatte ich das Bild von einem Liebespaar vor Augen, das sich ablichten lassen will. Aber auf sehr künstlerische Art und Weise. Dem Alltag entflohen quasi ("bringt uns in ein and´res Land"). Es sollte das perfekte Bild werden. Doch während sie sich bereit machten, fühlten sie sich in der künstlichen Umgebung verfälscht. Soviel zur letzten Strophe. Aber ich glaube dein "Dämmern" am Ende ging auch in diese Richtung.

moon
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Alt 14.10.2009, 14:13   #4
weiblich IsabelG
 
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Beiträge: 533

Hallo moon,

Zitat:
ich weiß nicht obs dir auch manchmal so geht, aber ich habe oft Bilder im Kopf, die ich dann sofort festhalten will.
Ja kenne ich sehr gut, auch das Problem dass der Leser teils nicht mehr den sprunghaften Gedanken folgen kann und somit alles ein wenig zerstreut erscheint.

Also ich hatte ebenfalls dieses Liebespaar vor Augen nur wurde das Bild für mich immer verschwommener gegen Ende hin. Ich konnte nichts mit der letzten Strophe anfangen, jedoch als ich dann noch einmal bewusst den Titel gelesen habe musste ich an einen Künstler denken der zeichnerisch den Moment zweier Personen festhalten will.
War ja nichtmal so verkehrt
Natürlich macht es alles Sinn, jetzt da ich weiss dass es sich um eine Fotosession handelt in der alles, trotz bemühungen, künstlich erscheint.

Mir ist gerade ein ziemlicher guter Titel eingefallen, ist nur eine Idee.
"Kunstlicht" würde auch sehr gut passen.

Wenn ich mir das ganze jetzt so durchlese finde ich selbst das ende welches für mich so unverständlich war immer besser

Viele Grüße,
Isabel
IsabelG ist offline   Mit Zitat antworten
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