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Alt 19.11.2005, 03:29   #1
Yoko
 
Dabei seit: 01/2005
Beiträge: 31


Standard Die Rollstuhlfahrerin

Lachen, Glück und Sonnenschein. So muß wohl das Leben sein.
Doch wer das denkt der ist noch klein...

Ich bin 21 Jahre, doch mein Leben ist nicht gerade das was man sich für eine 21 jährige vorstellt. Mein Leben war bisher eine Berg- und Tal-, nein eigentlich mehr eine Talfahrt...
Meine ersten Erfahrungen mit Tod und Teufel hab ich schon früh machen müssen. damals, ich war gerade 3, hat man bei meiner Großmutter Krebs festgestellt und ich hab ihren Leidensweg miterlebt. Ich hab diese Frau bewundert, trotz elender Schmerzen hat sie sich niemals unterjochen lassen, aber nach 2 Jahren Kampf hatte auch sie keine Kraft mehr. Und ich, die ich ja selbst dem Tod schon zweimal von der Kippe gesprungen bin, wollte meiner Großmutter nicht nachstehen, niemals aufgeben und immer weiter machen, sie sollte schließlich stolz sein können.
So hab ich das gehandhabt, Viele Jahre lang, dabei mußte ich feststellen das ich oft, erleben mußte, das, als es besser wurde , wieder etwas schlimmeres kam und ich stand erneut am Sockel der Treppen die ich mit sehr viel Mühe schon fast bewältigt hatte. Jahr um Jahr verging und ich hab bisher alles gemeistert, egal wie hart es war, bis, ja bis vor ein paar Monaten. Es war das selbe, ich hatte schon fast die letzte Stufe geschafft, als ich erneut nach unten stürzte. Da hab ich mich gefragt, wofür das eigentlich alles. Ich hab mich gefragt ob es überhaupt noch Sinn macht noch einmal zu beginnen. Plötzlich schien sich alles zum besseren zu Wenden. Aber wie gesagt es schien eben nur.
Der nächste Todesfall folgte, die nächste Enttäuschung kam und ich begann mich zu fragen, was ich nur in einem früheren Leben verbrochen hatte, das es rechtfertigen würde weshalb ich nun so gestraft wurde. Ich war am Ende, ich hatte einfach nicht mehr die Kraft noch einmal und nocheinmal zu beginnen.
Naja da meine Cousine Geburtstag hatte, war es schon vor einem Monat beschlossen das wir in der Disco in ihren Geburtstag hineinfeiern wollten. Also gingen wir, ich hatte keine Lust, fröhlich und gut gelaunt war ich auch nicht gerade, aber ich hatte nun mal schon zugesagt.
Ich saß in meiner Ecke, schaute gelangweilt in der Disco umher, als plötzlich mein Blick auf die Tanzfläche fiel. Ich sah genauer hin und sah eine Rollstuhlfahrerin, die inmitten der fröhlich, tanzenden Menge, mit ihrem Rollstuhl tanzte und lachte, wie die Menschen um sie herum. Ich sah sie an und mit einmal kam sie mir vor wie ein Licht in der ewigen Dunkelheit.
Sie hatte es geschafft nur durch ihren willen, hier auf dieser Tanzfläche in der ersten Etage zu gelangen, die immerhin von jedem Eingang nur durch Stufen zu betreten ist, und das allein. Auf einmal merkte ich wie meine Laune stieg, wie ich diese Frau ansah und mich für sie freute. Während ich sie beim tanzen ansah fragte ich mich: Wenn sie es Geschafft hat, nur durch den Wunsch hier zu tanzen, diese ganzen Stufen, allein herauf zu kommen, ist es dann nicht auch möglich, mein Leben, wie es jetzt ist, ein bisschen freundlicher zu machen?
Ich bin ihr Dankbar, auch wenn sie das nie erfahren wird, aber sie hat mir genügend Kraft und Zuversicht geschenkt noch einmal die Stufen von vorn zu besteigen.

Leben ist fein, Leben ist rein, doch gibt es auch viel um traurig zu sein.
Leben ist hart, doch ebenso schön, ich hoffe irgendwann können DAS alle seh´n!


Anmerkung:
Diese Erzählung ist schon ein wenig älter, ich bin inzwischen 22, aber die Frau im Rollstuhl seh ich noch immer vor mir.
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Alt 09.12.2005, 14:14   #2
TobiL.
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280


Schöne Geschichte. Und du hast absolut recht. Wenn man sich andere Menschen anschaut, wie die leben und fühlen, muss es einem peinlich sein, wenn man sagt, dass es einem nicht gut geht, oder immer schlechte Laune hat. Man muss nur die Menschen in der dritten Welt, Behinderte oder Kranke betrachten, um sich vor Augen zu führen, dass man sehr froh sein kann, gesund und sicher zu leben. Des weiteren sollte man überlegen, ob es eine Möglichkeit wäre, den Menschen Gutes zu tun, die es dringend brauchen. Vielleicht geht es einem dann auch besser?!

Gruß, Tobi.

8)
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
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