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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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18.11.2012, 21:50 | #1 |
Namenlos
Namenlos
Als die Sonne den Mond verschluckte schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen Kinder spielten Menschen kauften ein Autos kreischten. Bisweilen fiel ein Blatt. Als die Sonne den Mond verschluckte schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Gemüsehändler bauten Stände auf Tauben gurrten und Spatzen bettelten um Futter Die Glocken der Kirche jaulten Als die Sonne den Mond verschluckte schien alles wie immer In einer der Gassen machte sich Nebel breit - plötzlich: Die Weintraube fiel zu Boden. Der Spatz stahl einen Krümel aus dem Schnabel der Taube Das Kind kreischte Die Kirchenglocken verstummten Der Wind fuhr den Kastanien unter den Rock Als die Sonne den Mond verschluckte ging die junge Frau durch die Straßen der Stadt Vor dem Lokal blieb sie stehen und spiegelte sich im Fenster. Draussen standen zwölf Teller der dreizehnte - wurde gerade abgeräumt. Die Frau ging beschwingt weiter: Ihr Gesicht war gut geschminkt Ihre Absätze brannten ein Stakkato in die Ohren anderer Maskenträger Zehn Minuten später war es für immer vergessen |
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20.11.2012, 22:42 | #2 |
Hallo MuschelIch,
"Als die Sonne den Mond verschluckte" scheint eine Umschreibung für eine Mondfinsternis oder doch wohl eher eine Sonnenfinsternis zu sein, denn bei der Mondfinsternis ist die Sonne ja nur indirekt im Spiel.
Dass solchen Vorgängen mystische Begebenheiten zugeschrieben werden ist hinlänglich bekannt. In deinem Text scheint das Leben ganz normal (bis auf die jaulenden Kirchenglocken) abzulaufen, bis "plötzlich" so spektakuläre Dinge wie tierischer Mundraub, verstummende Kirchenglocken und ein voyeuristischer Windstoß auftreten, was nun nicht wirklich überraschend ist. Da gefällt mir der fehlende "dreizehnte" Teller -mystisch gesehen- schon besser. Bleibt nur die Frage offen, was mit den anderen Maskenträgern gemeint ist. Da lyrische Texte nicht immer bis ins Letzte aufgeschlüsselt werden müssen, bleibt konstruktiv nur der Vorschlag, den eigentlichen Vorgang vielleicht realitätsnäher zu beschreiben (als der Mond die Sonne verdeckte/verschluckte) und die Bilderflut vielleicht etwas einzuschränken, aber das ist wohl Geschmackssache. LG Perry |
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20.11.2012, 23:19 | #3 |
Hallo, MuschelIch,
mir gefällt dein modernes Dornröschengedicht (?) richtig gut! Kompliment! Was hier passiert? Da ist Fantasie gefragt! Oder liege ich völlig daneben? Ich glaubs eigentlich nicht. lg simbaladung |
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21.11.2012, 12:09 | #4 |
Perry und simbaladung, seid gegrüßt!
Perry, vielleicht darf die Bilderflut eingegrenzt werden ? Ich wollte ein vorher-nachher-Bild zeichnen mit einem Höhepunkt Die spektakulären Dinge wie Die Weintraube fiel zu Boden. Der Spatz stahl einen Krümel aus dem Schnabel der Taube Das Kind kreischte Die Kirchenglocken verstummten Der Wind fuhr den Kastanien unter den Rock mögen eigentlich nur aufzeigen, wie unspektakulär es inzwischen ist, daß der Mond verschluckt wird; es geschieht beiläufig. Und nein, es ist weder Sonnen- noch Mondfinsternis, sondern es ist ein Verschlucken der Qualität, für die der Mond steht durch die Qualität, die von der Sonne präsentiert wird. Die ist verschwunden im All-Tags-Leben. Unter anderem deswegen, weil die Menschen Masken-Amts-Würden-Standarten-Standard-Träger usw. usf. geworden sind. Wer soviel zu tragen hat, hält es nicht aus, wenn Dreizehn Teller dastehen, statt zwölf. Dreizehn Teller stehen für dreizehn volle Monde. Zwölf Teller für zwölf volle Monate der Sonne. Ja, es ist ein Modernes Dornröschengedicht und eigentlich zeigt es die umgekehrte Richtung an, wie mein anderes traditionsverbundeneres Dornröschengedicht. Für Dein Kompliment danke ich Dir, simbaladung. LG MuschelIch |
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21.11.2012, 15:25 | #5 |
Hallo MuschelIch,
mit deiner Deutung
"Und nein, es ist weder Sonnen- noch Mondfinsternis, sondern es ist ein Verschlucken der Qualität, für die der Mond steht durch die Qualität, die von der Sonne präsentiert wird." siehst Du mich "metaphergebeutelt" sprachlos. "Dreizehn Teller stehen für dreizehn volle Monde. Zwölf Teller für zwölf volle Monate der Sonne." siehst Du mich astronomisch überrascht, den 13 Vollmondjahre kommen nur ca. alle 2,5 Jahre vor und eignen sich deshalb nicht besonders für einen Vergleich mit "Sonnenmonaten", die begrifflich eher mit Sommermonaten korrespondieren. Aber im Sinne dichterischer Freiheit ist wohl vieles möglich. LG Perry |
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21.11.2012, 17:33 | #6 |
Guten Tag Perry
es ist ja nicht meine Deutung von meinen Erzeugnissen, sondern: Es ist meine Welt! Ich hab sie Dir / Euch erklärt! Als noch - in meiner Zeitrechnung wohlgemerkt - in Monden gemessen worden ist, da mußten die ja gar nicht zu dreizehnt in ein Sonnenjahr reinpassen, weil da gabs ja noch keine Jahre . LG MuschelIch - Note Dreizehn im Logikkurs hat |
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21.11.2012, 19:03 | #7 |
Hallo MuschelIch,
vielleicht solltest Du Dir eine entsprechende Signatur zulegen,
um solchen Missverständnissen vorzubeugen. LG Perry |
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21.11.2012, 19:21 | #8 |
An was dachtest Du denn da, Perry?
Vllt. an die Lokomotive Emma aus Jim Knopf und die Wilde 13?? Gibt es irgendeinen Pool (natürlich TÜV geprüft) für DichterInnen, aus denen mensch seine Metaphern beziehen muß, um schreiben zu dürfen ? ☾ MuffelIch |
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21.11.2012, 21:25 | #9 |
Hallo MuschelIch,
Du scheinst dich noch in der "aufmümpfigen" Phase zu befinden, die vermutlich jeden Schreiber am Anfang seiner Schaffensphase befällt. Einzelne Symptome können dabei sein,
warum soll ich mich an Formen oder Vorgaben halten, ich schreibe wie ich will, oder verständlich und nachvollziehbar kann jeder schreiben, ich versuch was anderes u.s.w. Daran ist überhaupt nichts auszusetzen und die Geschichte zeigt ja, dass sich daraus hin und wieder was entwickeln kann. Mit der Zeit legt sich das wieder und man beginnt zu erkennen, das "gut schreiben" nicht unbedingt mit "anders schreiben" gleichzusetzen ist. Gut schreibt man, wenn sich der Leser von einem Text angesprochen fühlt und erfolgreich schreibt man, wenn ein Verleger glaubt damit Geld verdienen zu können. Gut das war jetzt etwas ironisch, aber diese Erfahrung muss wohl jeder selbst machen. Aber nun konkret zu deiner Frage mit dem Metaphernpool. Sollte es einen solchen geben, wäre das Verwenden bekannter Metaphern langweilig. Neue Metaphern können nur gelingen, wenn der Leser auch eine Chance hat sie zu erspüren. Dazu sollten sie sich aber im Bereich des Erahnbaren bewegen. Unabhängig davon gibt es natürlich auch Texte die gar nicht nachvollzogen werden wollen, man nennt sie z.B. hermetisch. Die müssen dann mit anderen Mitteln (Stilelementen etc.) versuchen den Leser zu faszinieren. Das ist natürlich nur meine subjektive Sicht aus einigen Jahren Schreiberfahrung. Ich wünsche Dir weiter viel Spaß dabei. LG Perry |
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