Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 12.08.2012, 15:40   #1
männlich Max K.
 
Benutzerbild von Max K.
 
Dabei seit: 08/2012
Ort: Meine eigene, kleine Welt
Alter: 25
Beiträge: 98


Standard The Devastator Kapitel 1

Kapitel 1

13. März 1945

„Renn! Halte bloß nicht an!“
Immer wieder wiederholte Er diesen Satz, während er
voller Panik und Furcht durch den dichten, dunklen Wald rannte.
Er sah fast nichts, nur ein schwaches Licht vor ihm, was die Lampen seiner Verfolger ihm vor die Füße warfen.
„Schnappt ihn! Das Arschloch darf nicht entkommen!“. Die
Rufe der US-Soldaten hallten durch alle Bäume hindurch, sie waren wie Wurfmesser, die den Mann dazu
antrieben, noch schneller zu laufen.
Er konnte weder normal atmen, noch irgendwelche Hindernisse
vor sich erkennen, aber er musste einfach weiterlaufen!
Die Äste knackten unter seinen Füßen, während er über den
unebenen Boden rannte, doch der Wind pfiff ihm so heftig in
den Ohren, dass er dies überhaupt nicht wahrnahm.
„Verliert ihn nicht!“. Die Schreie kamen immer näher, der Mann versuchte, noch schneller zu laufen, doch ihm gelang es nicht einmal, sein momentanes Tempo zu halten.
„Lauf einfach weiter! Gib nicht auf! Lauf verdammt nochmal weiter!“. Nun schrie der Mann fast selbst.
Er versuchte, die Richtung zu ändern, um die Truppe abzu-
hängen, doch er hatte den riesigen Baumstamm, welcher flach
auf dem Boden lag, übersehen.
Er stolperte und prallte hart auf dem Boden auf. Sein Arm hatte
sich an einem spitzen Stein aufgeschürft, ebenso wie sein linkes Bein.
Mühsam stand er wieder auf, doch dann hörte er wieder die Schreie hinter sich: „Da ist er! Holt ihn euch! Ich will seinen Kopf noch heute auf meinem Tisch liegen haben!“ Als er diese Worte vernahm, wirkten sie wie ein Antrieb auf ihn.
Sofort ignorierte er den Schmerz, doch bereits nach dem ersten Versuch, weiter zu rennen, zuckte der Schmerz durch sein ganzes Bein.
„Ich darf nicht aufgeben! Ich muss weiterlaufen!“. Er biss die Zähne zusammen und rannte weiter durch den dichten Wald.
Man hörte die Schritte der Truppe, sie waren sehr nah.
Das Licht erhellte den Boden vor ihm noch intensiver als vorher.
„Schießen sie, Parker, los!“. Kurz nach der Anweisung des
Anführers ertönte ein lauter Knall, man hörte die Raben krächzend aus den dunklen Baumkronen in den schwarzen Nachthimmel davonfliegen.
Er wurde langsamer, doch er fühlte keinerlei Schmerz im Rücken. Ein Fehlschuss.
„Los, mach schon! Renn schneller!“ Der Schweiß floß ihm von der Stirn, unter sein Hemd, über den Körper.
Die Schmerzen in seinem Bein wurden immer schlimmer, doch er rannte. Rannte immer weiter, aber das Licht konnte er nicht überwinden.
Er hörte einen weiteren Schuss und sah, wie die Kugel in einen
der Baumstämme hinein flog und ein tiefes Loch hinterlies.
„Bitte, Gott, lass mich nicht langsamer werden!“. Er konnte
nicht mehr.
Und gerade, als er bereit war, hinzufallen und zu sterben, sah er
sie: Eine alte Holzhütte, mitten auf einer Lichtung.
Er fing an, sein Tempo wieder zu erhöhen und rannte mit allerletzter Kraft auf die Hütte zu.
„Der Arsch läuft zu der Hütte! Er darf sie nicht erreichen!“.
Die Stimmen wirkten eher verzweifelt als wütend, anscheinend
hatten sie Angst, ihn zu verlieren.
Die Hütte kam immer näher, er erkannte, dass sie verlassen war.
„Danke, Gott!“. Kurz darauf, nachdem er seinen Dank ausgesprochen hatte, rannte er mit voller Wucht gegen die morsche, zugewachsene Holztüre und sie brach augenblicklich auf.
Der Schmerz zuckte ihm durch die Schulter, die Türe hatte zwar alt gewirkt, doch sie war härter als vermutet.
Er wollte eine Pause machen, doch die Rufe und Schritte der Truppe hinter ihm ließen ihn wieder aufstehen.
Er sah sich um. Das Haus war wahrscheinlich schon sehr lange
unbewohnt.
Es standen einige alte, heruntergekommene Möbel vor ihm,
ein Sofa, ein Tisch und einige alte Sessel.
Die Fenster waren alle zersplittert. In der Ecke sah er eine Ratte über den dreckigen, verwachsenen Boden huschen.
Voller Panik sah Er sich nach einem Versteck um.
Er lief durch das ganze Haus, fand eine Küche und ein Klo,
doch nirgends gab es ein gutes Versteck.
Auch der Versuch, die Möbel umzukippen und vielleicht einen
Versteckten Zugang zum Keller zu finden, scheiterte.
Das plötzliche Geräusch von splitterndem Holz ließ ihn erstarren. Sie waren hier!
„Sucht ihn, er kann nirgendwo sonst sein als hier!“. Die Stimme des Truppenführers.
Er drückte sich gegen die Wand, sein Herz pochte. Man hörte,
wie sich die Soldaten im Haus verteilten, wie sie ein Möbelstück nach dem anderen umwarfen.
Der Schweiß floss ihm über das ganze Gesicht. Er hielt den Atem an und lauschte. Ihm war klar, dass die Soldaten ihn hier sofort finden würden, also begann Er, sich langsam an der Wand entlang zu bewegen.
„Hier ist er nicht!“ hörte er einen Mann aus dem Klo rufen.
„Sucht weiter!“
Nun kamen zwei Soldaten in die Küche. Schnell huschte Er
hinter die Ecke, wo er einen Zugang zum Keller fand.
„Ja, Gott sei Dank!“. Leise lief Er die alte, morsche Holztreppe
hinab in den alten, versifften Keller.
Es war feucht und kalt, überall waren Spinnenweben,
Ratten huschten über den Boden und verstaubte, dreckige
Gegenstände lagen überall verstreut.
Und dann sah er einen alten Schrank. Schnell ging er zu dem
Schrank hinüber, öffnete die zerkratzte Türe und quetschte
sich hinein.
Nachdem er die Türe schloss und stillstand, zuckte plötzlich
wieder der Schmerz durch sein Bein, den er in seiner Panik
völlig vergessen hatte.
Nur mühevoll konnte Er sich davon abhalten, aufzustöhnen.
Doch dann ließ Ihn das Geräusch von schweren Schritten,
welche die alte Treppe herunterkamen, die Luft anhalten.
„Hier kann man sich nicht gut versteckte, Sarge. Wir werden
ihn bald finden!“ Die Stimme eines jungen Soldaten.
„Das hoffe ich für sie, Corporal, denn falls sie ihn verloren haben, dann Gnade ihnen Gott!“
Er schloss die Augen und drückte sich an die Wand des Schrankes. „Bitte, lass sie mich nicht finden! Bitte!“
Er hörte, wie sie den ganzen Keller absuchten, einen Gegenstand nach dem anderen aufhoben und wieder hinfallen ließen.
Langsam öffnete er die Augen und wagte es, die Türe des Schrankes einen Spalt weit zu öffnen und durchzusehen:
Es waren drei Mann, zwei Soldaten und der Truppenführer.
Zum ersten mal konnte Er ihn genauer ansehen. Der Truppenführer hatte eine gut dekorierte Uniform, an jedem
Ärmel war das Rangsymbol des Seargents aufgenäht.
Er hatte zwar keinen Bart, doch die Falten und sein eisiger
Blick verrieten genug über ihn. Er war böse, brutal, gnadenlos.
Und dann ging einer der Soldaten, welche er völlig aus den Augen gelassen hatte, am Schrank vorbei.
Er zuckte zurück, das Herz pochte wie verrückt, er rang nach Atem.
Eine Zeit lang blieb der Soldat vor dem Schrank stehen.
„Sehen sie mal, der Schrank ist ja noch aus den sechzigern, Sarge.“ Er lachte.
„Ich bin nicht hier, um eine Antiquitätenversteigerung zu beginnen, sondern um diesen verdammten Deserteur zu finden,
also starren sie den Schrank nicht an, sondern öffnen sie ihn!“
Gehorsam öffnete der Soldat die linke Türe. Voller Panik presste Er sich auf die andere Seite, als der Soldat in den Schrank hineinschaute.
„Er scheint nicht hier zu sein, Sarge. Wer würde sich denn in
einem Schrank verstecken. Da findet man einen doch sofort!“
„Danke für den Tipp, Corporal, ich werde daran denken, wenn
ich mit meinen Kindern zuhause verstecken spielen werde, aber jetzt machen sie sich mal wirklich nützlich und suchen weiter!“
Der Soldat trat vom Schrank weg, ließ die Türe jedoch offen.
Noch eine ganze Weile suchten sie den Keller ab, bis Er schließlich hörte, dass sie wieder die Treppe hinaufstiegen.
Langsam schlich er sich aus dem Schrank und ging orientierungslos durch den dunklen Keller, in der Hoffnung,
auf die Treppe zu stoßen, als er plötzlich einen furchtbaren Schmerz im Rücken verspürte.
Er fiel auf die Knie, der Schmerz war unerträglich.
„Na sieh mal einer an, da hat er sich tatsächlich im Schrank versteckt. Anscheinend kann unser Corporal nicht einmal die einfachsten Aufgaben erfüllen.“
Es war der dritte Soldat. Wahrscheinlich war er nicht mit den anderen Beiden wieder hoch gegangen.
„Bitte, töten mich nicht“ flehte Er den Soldaten an, welcher ihm seine Maschinenpistole in den Rücken drückte.
„Das wird der Sarge entscheiden, du kleiner Verräter!“
Kurz darauf kamen die beiden Männer wieder die Treppe herunter.
Als der Sarge Ihn erblickte, verwandelte sich sein wütender Gesichtsausdruck in ein breites Lächeln.
„Haben wir dich also doch gekriegt, Brownsfield! Ich dachte schon, du wärst ein zweites mal entkommen. Aber denk immer dran: Niemand desertiert in der US Army!“
„Bitte, Seargent Baker, verschonen sie mich! Verstehen sie, ich hatte einfach Angst.“
„Und das wird sich auch nicht ändern!“ Der Seargent flüsterte dem Corporal etwas zu, welcher kurz darauf eine Flasche aus der Tragetasche zog, die er an der Hüfte trug, und sie dem Seargent reichte.
„Das hier, mein lieber Private Brownsfield, ist einer unserer
Lieblingscocktails. Wir nennen ihn Salpeter!“ Nachdem er das
letzte Wort sehr betont ausgesprochen hatte, öffnete er das Fläschchen, hob aus den vielen Gegenständen ein altes Schneidebrett vom Boden auf und ließ einen Tropfen der grünen, dampfenden Flüssigkeit auf das Schneidebrett fließen.
Nachdem es mit dem Brett in Berührung kam, hörte man ein
zischendes Geräusch.
Nach einigen Sekunden hörte es abrupt auf und der Seargent drehte das Brett so, dass Brownsfield es eindeutig erkennen konnte: Im Brett war ein großes Loch.
„Und nun, Private, Prost!“ Der Seargent hob das Glas in die Luft und lachte.
Der Soldat, welcher Brownsfield die Maschinenpistole in den Rücken gedrückt hatte, nahm seinen Mund und zog ihn auseinander. „Nein, bitte nicht, nein!!!“ Brownsfield versuchte zu schreien, doch er konnte nicht.
Und dann kippte der Seargent ihm die ganze Flüssigkeit in den
Mund.
Brownsfield schloss die Augen, er spürte erst, wie sein ganzer Mund anfing, zu brennen, dann durchfuhr derselbe Schmerz seinen ganzen Körper.
„Nein, bitte!“ Er konnte nur noch röcheln, während die Säure
sich langsam durch seine Organe fraß.
Brownsfield fing an, sich zu übergeben, woraufhin ihn der Soldat losließ. Er stützte sich gegen den Boden und übergab sich, immer und immer wieder.
Plötzlich kamen nicht nur Reste und Magensaft, sondern auch Blut aus seinem Mund, immer mehr Blut.
„Das ist nicht das letzte Mal!“. Es war das einzige, was er noch herausbrachte, bevor er sich nicht mehr stützen konnte und alles schwarz wurde.
Max K. ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für The Devastator Kapitel 1



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Das letzte Kapitel AndereDimension Düstere Welten und Abgründiges 5 13.12.2011 19:19
Genesis Kapitel 3 Euro Schmierspatz Zeitgeschehen und Gesellschaft 0 13.12.2009 23:14
Kapitel, muss das sein? BigFish83 Theorie und Dichterlatein 5 14.09.2008 22:01
Der Anfang (Kapitel 1) Xarana Geschichten, Märchen und Legenden 0 08.06.2008 03:10
Das erste Kapitel Pia Geschichten, Märchen und Legenden 6 27.05.2007 18:47


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.