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Alt 19.01.2019, 03:12   #1
männlich Ex-Ralfchen
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Standard Zukunft 2

Zukunft 2

Die dunklen Konturen der Linden zeichnen - gerastert von den Mückengittern - trübe Scherenschnitte auf den gelblichen Abendhimmel. Der Luftstrom der mein Gesicht anhauchte, war warm, mit einem entmutigenden Duft. Wieder kommt mir der Gedanke an ein tödliches Parfüm in den Sinn.

Ich bin wieder im Ich zurück und beginne illusionslos vor mich hin zu träumen. Dabei taucht ein völlig neues Gedanken-Bukett aus dem Versteck meines Subliminals auf:

An das was die Liebe an Freude und Schmerz in uns anstiftet. Und wieder erkenne ich einen Traum-Hauch von Wahrheit der vergangenen Abschnitte: Es war alles ein Märchen, mit Feen und Nymphen - den Gesandten des gefallenen Engels und Zwergen und Fabelwesen, den Boten der vorherigen unteren Zwischen-Welt. Es war die fragile Scheinbarkeit, die mich damals mit einem Anflug des Möglichen erfüllte. So als hatte dereinst der Wind der Zeitlosigkeit ein kurzes Spektrum an versprochener Vielfalt in unsere vielen Seelen eingehaucht.

Der Schwarm der Spatzen ist im fahlen Himmel in die Tiefen der immerwährend fremden Ödenei verschwunden. Das Zischfächern ihre Flügel surrt in meinen Ohren nach – Tinnitus-gleich. Ein Tönen des Entrückten.

Hier am Ende der Menschwerdung nehme ich mir den Luxus mich in jenem Raum unseres Seelen-Labyrinths umzuschauen, den ich den IMMER-RAUM nenne. In ihm scheint alle Liebe der vergehenden Menschheit aufgehoben. Ich erkenne plötzlich einen weiteren Funken verlorenen Menschseins; fast so als würde ich jenen Stern am Ende des Kosmos sehen...welcher der allererste war.

Die Liebe – scheint mir – birgt den Vergleich mit endlosen Spinnweben, die sich über den gesamten Kosmos erstrecken. Sie dünken mich zart und zerbrechlich…weich und farblos…und es ist wieder im Gedankenende nichts, dass ich erkennen könnte.

Erst wenn wir uns in den seidigen Fängen der Liebe verwirrt haben und ihr süßer Duft uns wie der Speichel einer der Nymphen des Gefallenen berührt, erkennen wir, dass auch wir gefallen sind, weil eines der Pandämonien gewaltsam mit dem Paradies verschmolz. Dies hatte durch den totalen Krieg scheinbar oder viertelwirklich stattgefunden. Wir begegnen der Liebe heute nicht mehr. Früher sucht sie uns, wählte uns aus, probierte uns wie Kostproben aus verschiedenen Seelen-Suppen. Sie war anscheinend überall. Sie war das kosmische Beben, das fragile winzige Wellen bis an das Ende gleiten liess; wie ein Schmetterling der sich zitternd nach zartem Anflattern auf eine lila Distelblühte setzt und sein Zittern sich bis ans Ende des Kosmos ausbreitet.

Mich überrumpelte die Liebe damals kurz vor dem Ausbruch des Krieges am 29. Mai. 2106 im Türrahmen eines Zimmers im Hotel le Armagedón im damaligen Casablanca. Es war das Schmetterlingszimmer.

Es erinnert mich noch heute an die letzte Glückwunschzeile meiner zu früh verstorbenen Geliebten Lacellé zu meinem 33 Lebensjubiläum:

Ich liebe dich - dein zitternd flatternder Schmetterling.
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